Mein erster A. de. L.

Legenden gehören zum Wein wie Butter auf’s Brot. Wenn Sie dieser Satz stutzig macht, Sie Verfechter von Margarine oder der Meinung sind, zwischen Wurst und Backware gehöre gar nichts, dann sind wir mitten beim Thema. Denn die Frage, ob man legendäre Weine – für entsprechend legendäre Preise – benötigt, lässt sich auch ganz schnöde mit ‚Nö‘ beantworten.

Ich persönlich genehmige mir einen moderaten Butterkonsum. Und ich bin für Weinlegenden und legendäre Weine anfällig – ebenfalls in Maßen. Daher schlummern in meinem Keller ein paar Flaschen Wein aus der Kategorie ‚ultrapremium‘ oder ‚Icon Wines‘ wie die denglische Bezeichnung lautet. Es handelt sich bis auf ganz wenige Ausnahmen um deutsche Icon Wines und wenn Ihnen jetzt die spöttische Bemerkung auf der Zunge liegt ‚deutsch‘ und ‚Icon‘ sei ja wohl ein Widerspruch in sich, dann sind wir uns zwar ein zweites Mal uneins, Sie aber noch lange kein schlechter Mensch.

Wenn Sie einmal – mir zuliebe, ist schließlich mein Blog – für eine Sekunde dem Konzept ‚deutscher Icon Wine‘ folgen mögen (sonst hören Sie einfach auf zu lesen), dann können Sie sich vorstellen, wie viel Freude es mir macht, eine solche Ikone ihrer Bestimmung zuzuführen. Dieser Tage war das gleich zwei mal der Fall.

Der erste Wein findet sich erst nächste Woche in einem Beitrag. Er ist moderat bepreist, geschmacklich speziell (weil halbtrocken) und daher einer kleinen Zielgruppe vorbehalten. Sein Preis ist kein Exklusivitätsmerkmal. Das sieht beim zweiten etwas anders aus.

Das Weingut Emrich-Schönleber gehört zu den besten Deutschlands, sein Großes Gewächs aus dem Monzinger Halenberg zählt Jahr für Jahr zu den aufregendsten trockenen Rieslingen. Seit 2005 lege ich mir regelmäßig die Weine des Gutes in den Keller, Halenberg und Frühlingsplätzchen sind die einzigen GGs aus dem Jahrgang 2010, die Einzug ins Gewölbe fanden. Wie aufregend fand ich es da, als ich 2009 einen Brief aus dem Weingut bekam, in dem die Schönlebers einen neuen Wein ankündigten, der noch oberhalb der bisherigen trockenen Spitze angesiedelt sein sollte.

Auf der Lay hieß ein Teil des heutigen Halenbergs vor der Reform deutscher Lagennamen im Jahr 1971. Es ist eine Parzelle, deren Boden sich vom Rest des Halenbergs unterscheiden soll. Mit dem Jahrgang 2008 entschlossen sich die Winzer (das Gut wird von Vater und Sohn bewirtschaftet) die Weine der älteren Reben dieser Parzelle wieder separat auszubauen. Dabei wollen Sie besonderen Aufwand betreiben, den Weinberg noch aufwändiger als andere Parzellen pflegen und nur das beste Lesematerial für ihren Wein verwenden. Wie viel davon Marketing ist und wie viel Realität: ich kann es aus der Ferne nicht beurteilen – immerhin: in schwächeren Jahren wie 2010 wird der Wein nicht produziert.

Der A. de. L. darf nicht ‚Auf der Lay‘ heißen, weil die ehemaligen Weinlagen auf Etiketten Tabu sind. (Diese Vorschrift steht kurz vor der Abschaffung.) Also behalfen sich Schönlebers mit dem Kunstgriff Abkürzung. Um die Exklusivität zu steigern erscheint der Wein nur in Magnumflaschen (und davon nur 180 Stück) sowie einer Hand voll Doppelmagnums und diese kann der geneigte Weinfreund nicht bestellen, er muss sie ersteigern. Also steigerte ich. Mit etwas unter 140 Euro pro Magnum erzielte der Wein einen Preis deutlich über den Großen Gewächsen war aber – umgerechnet auf die Normalflasche – immer noch zweistellig. Meine Liebe zu Icon Wines endet, wenn es dreistellig wird. Also war alles gut.

A.de.L.2009Da ich mir eine Magnum nicht zum Abendbrot aufmache, sind die Gelegenheiten für diese Weine rar. Als ich jetzt ein Essen für zwölf gab, erschien mir der A. d. L. ein guter Aperitif. Ich entschied mich für den 2009er aus Gründen, die ich im Blog schon einmal thematisiert habe.

Emrich-Schönleber, Riesling trocken ‚A de L‘, 2009, Nahe. In der Nase angeschlagener Feuerstein und Apfel, fruchtig, würzig aber nicht außergewöhnlich. Am Gaumen erscheint der Wein erst fröhlich und harmlos: Apfel und viel Zitrus, doch dann kommt eine tiefe, rauchige Note, die spannend ist und der Riesling wirkt enorm dicht und kompakt. Das Mundgefühl ist sehr fest, wahnsinnig phenolisch/mineralisch und man ist versucht den Wein wie ein Stück Fleisch zu kauen, wenn das nicht so albern aussähe. Der lange Nachhall kitzelt den Schlund mit feinen Gerbstoffen und einem Hauch Kreide. Der Jahrgang meldet sich auch zu Wort: über allem liegt zunächst der Eindruck vorzeitiger Reife, als tränke man parallel einen zweiten, alten Wein. Doch das belüftet sich nach zwei Stunden weg. Danach hat der A. de. L. etwas kristallines, ist schwer zu fassen, animierend und eine tolle Erfahrung.

Es klingt ein bisschen komisch aber man meint,den Aufwand schmecken zu können, den die Winzer mit dem Wein betrieben haben. War vermutlich Ultrapremiumaufwand.

Investitionsruine?

Neulich hatte ich im Rahmen des Vinocamp die Gelegenheit, ein Riesling Großes Gewächs aus dem Jahr 2009 zu trinken. Es war zwar ein Genuss aber vor allem verwirrend, strömte mir aus dem Glas doch ein reifer Duft entgegen. In einer Blindverkostung hätte ich vermutlich auf ein Exemplar aus dem Jahrgang 2005 getippt. Der neben mir stehende Dirk Würtz bemerkte meine Verwirrung und kommentierte diese mit den Worten: ,Die schmecken jetzt alle so‘. Ich bekam Schnappatmung – ich habe noch einiges aus 2009 im Keller, dass jetzt zu trinken nicht auf der Agenda steht. Sollte aber die Mehrheit der 2009er GGs ein solches Reifestadium zeigen, wie dieses aus dem Rheingau, dann muss ich etliches zwischenschieben, was eigentlich irgendwann in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts den Weg in mein Glas finden sollte.

Wie jeder Otto-Normalweintrinker bin auch ich auf die Berichte der Fachleute angewiesen, wenn es jedes Jahr im September eines Jahres um die Frage geht, soll ich in den Jahrgang investieren oder nicht. Dabei gibt es mittlerweile ein erstaunlich stringentes Muster: unmittelbar nach erscheinen der ersten Weine eines Jahrgangs wird dieser in den Himmel gelobt, was sicher damit zu tun hat, dass geübte Kritiker sich noch bedeckt halten und eher diejenigen aktiv werden, die mit kraftvollen Aussagen Aufmerksamkeit erregen wollen. Zum September hin, nach der Präsentation der GGs, kommen verhalten positive Meinungen in der Art ,viel Licht aber auch Schatten‘. Man konnte in den letzten Jahren die Uhr danach stellen – mit Ausnahme des Jahres 2010 in dem ein sich weit aus dem Fenster lehnender Manfred Klimek mit seinem mittlerweile geflügeltem Wort vom ,Arschjahr‘ für unterhaltsame Diskussionen sorgte.

Es gibt ein paar feine Abstufungen, 2008 wurde etwas verhaltener kommentiert – ausgerechnet das Jahr, das sich anschickt, im weiteren Reifeverlauf unerhörte Klasse ins Glas zu bringen. 2011, konnte ich zwischen den Zeilen lesen, ist in der Spitze bei den Juroren ebenfalls auf mäßige Begeisterung gestoßen. 2009 war ein Jahr mit oft eher verhaltener Säure, das manch Meinungsmacher in der Art bei 2005 verortete. Da ich mit dem Jahrgang viel Genuss verbinde, trieb mich ein moderater Einkaufswahn dazu, gut 70 Flaschen Riesling GGs einzukellern. Sollten die jetzt alle in Rekordzeit in der Flasche zerfallen, stellte mich das vor massive Probleme. Den Jahrgang 2006, der ein ähnliches Bild bot, konnte ich ob geringerem Kellerumfangs noch notschlachten. 2009 wäre aber wohl nur durch die Veranstaltung einer GG Party im größeren Freundeskreis in den Griff zu kriegen.

Aus Geisenheim zurück griff ich mir daher drei GGs, um die Probe aufs Exempel zu machen. Leider fiel ein Exemplar, Marienburg Rothenpfad von Clemens Busch, aufgrund des ,Dreckskork‘ aus – total verseucht. Zwei Exemplare von der Nahe ließen mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück.

Doennhoff_Hermannsberg_BuschDönnhoff, Riesling Hermannshöhle GG, 2009, Nahe. Unmittelbar nach dem Öffnen eine sehr verhaltene Nase, mit etwas Luft kommt klassische Rieslingfrucht und Muskat, angenehm, dicht, würzig – könnte ich ein Nasenbad drin nehmen. Am Gaumen ist der Wein großartig, von enormer Dichte ohne zu opulent zu sein, mit süßer Frucht aber ohne Zuckerschwänzchen, beißend mineralisch und auf angenehme Art mächtig. Die 13% Alkohol geben Statur und sind spürbar. Ich weiß kein anderes Wort als ,fest‘ um das Mundgefühl zu beschreiben und weiß, dass man ein paar Liter Riesling im Leben getrunken haben muss um zu wissen, was ich meine – ich bedaure das, kann‘s aber nicht ändern. Mineralisch, dicht, mit einem animierendem Bitterle, ewig lang aber nicht perfekt, dazu fehlt ihm ein bisschen Rasse, denn die Säure der 2009er Hermannshöhle ist eher zahm. Am zweiten und dritten Tag verflacht der Wein rapide, wird breit, angenehm fruchtig aber auch ein bisschen banal und tatsächlich übermäßig reif.

Gut Hermannsberg, Riesling Hermannsberg GG, 2009, Nahe. Der Wein ist unmittelbar nach dem Öffnen voll da, wird dann aber binnen 30 Minuten karg. In der Nase Malz, Karamell, Milchschokolade, sehr erdig und rauchig. Am Gaumen zeigt er sich ebenfalls fest, ziemlich geizig, was Fruchtaromen angeht, ist aber vollmundig, leider etwas zu süss. Der Wein deutet an, dass er viel mehr kann und noch um einiges zu jung ist. Am zweiten Tag geht der Wein dann aber ebenfalls in die Breite, verliert dieses zupackende Mundgefühl, dass den Speichelfluss anregt und wird deutlich zu süß.

Den Dönnhoff kenne ich aus den letzten zehn Jahrgängen in allen möglichen Altersstufen. Der ist definitiv frühreif. Anders beim Hermannsberg, den ich zum allerersten Mal im Glas habe. Ich habe die Hoffnung, dass der sich noch lange hält und positiv entwickelt, wenngleich GGs aus den Jahren 2007 oder 2008 in ähnlich jungem Stadium getrunken, ihre Statur immer über mindestens drei Tage gehalten haben.

Ich freue mich, sollte der eine oder andere Leser die Zeit finden in den Kommentaren seine jüngsten Erfahrungen mit den GGs des Jahrgangs zu hinterlassen. Ich plane derweil die Notfallparty…

Der dümmste Spruch der Weinwelt

Die Weinwelt bietet beinahe grenzenlose Vielfalt, da sind pauschale Aussagen immer gefährlich. Je nach persönlichem Blickwinkel sind sie lustig, albern oder ärgerlich. ,Die besten Bioweine machen die Winzer, wo die Nachbarn mit dem Hubschrauber spritzen‘ (bitte älteren Winzer, schweren Dialekt und braune Kordhose dazu denken) ist ein gutes Beispiel dafür. Als Gelegenheitszyniker finde ich den sehr lustig, wäre ich Bio-Winzer schwölle mir wohl der Kamm.

,Der Wein ist überbewertet‘ ist ein Spruch, der mich eigentlich kalt lässt, da ich es mit dem bewerten von Wein eh nicht so habe und auch selten auf anderer Leute Punkte schiele. Gleichwohl verstehe ich auch bei dieser Aussage, dass sie manchem gehörig die Laune vermiest.

Mein persönlich meist gehasster Spruch ist vermutlich dieser hier: ,Ich trinke keinen Rotwein, durch den ich durchgucken kann!‘ – was natürlich mit meiner bedingungslosen Liebe zu Deutschem Spätburgunder zusammen hängt.

Dieser an sich schon alberne Spruch – schließlich trinke ich den Wein nicht der Farbe, sondern des Geschmacks wegen – ist besonders ärgerlich, weil er nicht wenige Winzer dazu verleitet ihre Spätburgunder zu vermasseln. Denn auch wenn es keiner zugibt, so mancher Winzer schielt schon auf die Dunkelweintrinker, wenn er seinen Spätburgunder in einer Art und Weise aufmotzt, die diesen gerecht wird, dem Wein aber nicht.

Zum Einen schütten etliche Winzer fünf bis fünfzehn Prozent Dorn- oder Dunkelfelder in ihren Spätburgunder. Zugeben tut das niemand, die Dunkel(sic!)ziffer ist aber nicht zu verachten. Ich leide an einer Dornfelderallergie, meine diesen Kniff meist rauszuschmecken, bin aber bereit zuzugeben, dass ich auch schon leichte, süffige Spätburgunder in der Zehn-Euro-Liga getrunken habe, denen der Schuss Fremdwein ganz gut zu Gesicht stand. Und dann sind da die Winzer, die ihre Weine zu Tode mazerieren. ,Trockeneis und eine Woche in die Ecke stellen‘ kommentierte Dirk Würtz lapidar, als wir neulich beim Vorglühen zum Vinocamp an ein solches Exemplar gerieten. Seiner Aussage, das gäbe eine schöne Farbe, kille aber die Herkunft, mag ich nicht widersprechen.

Ich bekenne also: Ich liebe Rotweine, durch die ich durchgucken kann. Gerade jetzt im Sommer, abends beim Grillen, leicht gekühlt aber nicht kalt. Zwei Exemplare trinke ich derzeit regelmäßig. Einer enthält ein Prozent Dornfelder, aber nur zwecks Gefahrenabwehr. Als der Winzer seine Fässer befüllte, reichte die Menge nicht aus um das letzte Fass randvoll zu machen. Um Oxidation zu vermeiden sollte man das aber. Normalerweise geht man ins Lager, holt ein paar Flaschen vom letzen Jahr, entkorkt die und füllt das Fass auf. Da aber alles ausverkauft war, mussten ein paar Liter Dornfelder herhalten. Die weniger als ein Prozent Zugabe schmecke aber nicht einmal ich als ,Allergiker‘ heraus und blickdicht ist er auch nicht geworden.

Thanisch (Ludwig Thanisch&Sohn), Spätburgunder ,unfiltriert‘ im Holzfass gereift, 2009, Mosel. In der Nase Vanille, Zimt, Sauerkirsche und Pflaumenkompott. Am Gaumen milde Säure, eher cremig, Pflaume, Holz und Rauch, etwas Mineralik, die Frucht ist süß, der Wein eher schlank. 13% Alkohol sind eher unauffällig, der Abgang sehr lang. Für die Anlass-Trinker: Ein sommerlicher Spaßwein.

Steinemtz_Spaetburgunder_Spaetlese_2007Erstaunlich haltbar sind diese einfachen Weine obendrein. Von dem hier hatte ich eine Kiste im Keller verbaselt. Jetzt ist sie wieder aufgetaucht und das keineswegs zu spät.

Günther Steinmetz, Mülheimer Sonnenlay Spätburgunder Spätlese, 2007, Mosel. In der Nase Sauerkirsche, Himbeere, Kräuter und dezent Vanille; am Gaumen mittleres Volumen, ordentliche Säure, die dem Wein Frische verleiht, sehr feines Tannin, Fruchtaromen von Kirsche und Himbeere jedoch nicht süß, etwas Holz. 12,5% Alkohol sind durchaus präsent, dazu ist der Wein ein bisschen mineralisch, sehr langer Abgang. Keinesfalls ein einfacher Wein aber einfach süffig.

P.S. Die Diskussion über ähnlich alberne Sprüche fand dann bei Facebook statt; https://www.facebook.com/groups/hauptsachewein/permalink/478058608946983/?comment_id=478059308946913&offset=100&total_comments=128

Riesling für die Lampe

Neulich stolperte ich über einen Artikel von Jens Priewe, dem Kopf hinter der Webseite ,Weinkenner.de‘. Es handelt sich um einen schon älteren Beitrag zur Debatte darüber, ob die Deutschen ihrem Wein genügend Achtung entgegen bringen. Leider werden solche Diskussionen fast ausschließlich auf Facebook geführt und wer seine Artikel dort nicht verlinkt (wie Herr Priewe), der findet kaum statt. Also dauerte es auch bei mir eine Weile und war letztlich dem Zufall geschuldet, dass ich dieses lesenswerte Stück im Netz fand. Eine Anekdote fand ich besonders bemerkenswert, weswegen ich mir erlaube, sie vollständig zu zitieren:

Vor ein paar Wochen organisierte ich für eine Gruppe von Rechtsanwälten eine Weinprobe mit deutschen Rieslingen. Die Herren gaben zu, noch wenig von Wein zu verstehen. Aber sie waren bereit zu lernen. Ich setzte ihnen also blind acht Weine vor: zwei Gutsweine, zwei Ortsweine, zwei Terroirweine, zwei Große Gewächse. Alles Jahrgang 2011 und von renommierten VDP-Erzeugern. Was schmeckte den Herren am besten? Die Gutsweine. Was am wenigsten? Die Großen Gewächse.

Im Folgenden führt Priewe aus, dass den Deutschen der Genuss an geschmacklichen Vergnügen abginge. Andere Völker hätten den Wunsch nach Genuss in der DNA, während wir eher technikbegeistert seien.

Richtig gute Artikel inspirieren ihre Leser – zu was auch immer. Dieser inspirierte mich in den folgenden Tagen eher einfache Weine zu trinken. Da ich geschmacklich etwas trainiert sein mag, erwartete ich mir keinerlei Erkenntnisse, die die Thesen von Jens Priewe unterstützen oder widerlegen könnten, ich fand es einfach nur mal wieder spannend, ein wenig kleinere Gewächse zu trinken.

Da ich keine Gutsrieslinge in Griffweite hatte, kamen die Rieslinge ,Tonschiefer‘ und ,Mineral‘ von den Weingütern Dönnhoff und Emrich-Schönleber ins Glas. Die sind für manche schon Festtagsweine und teurer als die meisten trockenen Spätlesen deutscher Nicht-VDP-Erzeuger. Trotzdem fand ich, dass sie deutlich simpler als ein durchschnittliches GG sind.

Tonschiefer_MineralEmrich-Schönleber, Riesling trocken ,Mineral‘, 2011, Nahe. In der Nase frisch und etwas säuerlich, grüner Apfel, etwas Aprikose und leicht blumig. Am Gaumen eine für diesen Jahrgang krasse Säure, ein kleiner Bitterton, sehr viel grüner Apfel bei mittlerem Volumen. 13% Alkohol fallen nicht weiter auf. Der Abgang ist mitellang, der Wein nicht wahnsinnig spannend (vielleicht etwas zu jung) aber sehr ordentlich.

Dönnhoff, Riesling trocken ,Tonschiefer‘, 2009, Nahe. In der Nase Aprikose und mürber Apfel sowie etwas verbranntes Gummi. Am Gaumen saftig, mit milder Säure, fruchtig süß mit Aromen von Mandarine, Ananas und Aprikose, ordentlichem Spiel. Er ist mineralisch, zeigt würzige Reife und einen relativ langen Abgang. Das ist der bessere der beiden Weine, der mir sehr viel Spass macht.

Und dann kam doch noch eine Erkenntnis, die sich vielleicht auf die Anwälte übertragen lässt. Beide Weine entwickeln einen deutlich höheren Trinkfluss als die GGs aus gleichem Hause. Und vielleicht ist der Deutsche, der die Dinge ja gern gründlich tut, der Meinung, wenn ich schon mal Alkohol trinke, dann trinke ich auch ordentlich Alkohol, lasse das Auto stehen und erlebe einen ,fröhlichen‘ Abend. Und dazu sind diese Weine viel besser als die GGs aus gleichem Hause geeignet. Ich schaffe auch kaum eine halbe Flasche eines Halenberg an einem Abend. Als Weinfreak habe ich aber vielleicht nicht die Einstellung, dass nur die Weine gute Weine sind, mit denen man sich ordentlich die Lampe anzünden kann…

Schammes für dreifuffzich

Ich war im Urlaub. Deswegen gab es eine Weile keinen neuen Artikel. Ich wollte einmal Pause machen vom Bloggen und den täglichen Social Media Diskussionen. Keine künstliche Askese, ich habe gelegentlich bei Facebook hineingeschaut, die Frequenz war nur sehr bescheiden. Eine Diskussion in meiner Lieblingsfacebookgruppe ,Hauptsache Wein‘ habe ich am Rande mitbekommen: die handelte davon, dass Spaniens Weinwirtschaft in der Krise (vorsichtig ausgedrückt) steckt. Daran musste ich denken, als ich mir Wein kaufte, denn Spanien war mein Aufenthaltsort in diesem Urlaub. Schammes für dreifuffzich weiterlesen