Schmähkritik

Mit meinem Bericht über den diesjährigen Entdeckerwein habe ich auch zum ersten Mal einen Blogpost über einen Wein von Klaus Peter Keller veröffentlicht. Zuvor habe ich dies in über einem Jahr nicht getan, obwohl ich eigentlich ein regelmäßiger Kunde des Gutes und Konsument der Weine bin. Der Grund ist einfach: ich habe mich nicht getraut.

Das Weingut Keller tritt nach außen mit einem klaren Anspruch auf: Wir erzeugen Weltklasseweine in jeder Qualitätsstufe. Wer die Homepage des Gutes studiert und die Diskussionen im Internet verfolgt, kommt leicht zur Erkenntnis: 90 Punkte sind `ne Schmähkritik. Das macht es mir, konfliktscheu wie dieses Tagebuch nun mal ist, nicht gerade leicht, über Keller-Weine zu schreiben. Denn so gerne ich die Weine des Gutes mag und so grandios viele sind, auch Keller macht mal einen schwachen Wein, ist nur ein Mensch und bestellt neben exzellenten auch ‚nur‘ sehr gute Lagen.

Aber sei es drum: da ich gerade binnen kürzester Zeit drei Jahrgänge des Riesling ‚von der Fels‘ jeweils über Tage trinken konnte, stelle ich meine Notizen online. Ich war begeistert, muss aber auch konstatieren: für mich ist da ein exzellenter Wein auf höchstem Spätlese-Niveau, 95 Punkte (ein ‚großer’ Wein) schmecken aber anders. Die oft gehörte Aussage, dass sich viele große Gewächse hinter dem ‚von der Fels‘ verstecken könnten, sah ich ebenfalls nicht bestätigt. Die Stilistik ist eine ganz andere.

Und ich muss es einfach schreiben: falsche Grammatik im Weinnamen ist für mich nicht hip, retro oder exotisch, sondern einfach nur falsche Grammatik. Da bin ich fantasielos.

Keller, Riesling QbA trocken ‚von der Fels‘, 2007, Rheinhessen. In der Nase vor allem Hefe daneben noch Aloe Vera und ein bisschen Aprikose, insgesamt ‚parfumiert‘ aber sehr angenehm. Am Gaumen ist der Wein wundervoll – aber die wenigsten Menschen würden diesen Wein als ‚trocken‘ bezeichnen. Das ist ein Restzuckergehalt, der die Bezeichnung trocken auf dem Etikett vielleicht legalisiert aber nicht legitimiert. Mir persönlich ist das herzlich egal, man sollte es nur berücksichtigen, wenn man den Wein Gästen serviert. Zurück zum Gaumen: nicht zu opulent, 12,5% Alkohol sind gut integriert, schönes Spiel von Süße und Säure, prickelnd – zu gleichen Teilen von rescher Säure, Hefe, Gärkohlensäure und einer feinen Mineralik. Der Abgang ist sehr lang und getragen von einer leicht rauchig-mineralischen Note und dieser vibrierenden Säure. Ein Klassewein, den ich bei 91 bis 92 Punkten sehe.

Keller, Riesling QbA trocken ‚von der Fels‘, 2008, Rheinhessen. Ein Wein für die P-Frage: Wieviel Potential steckt in ihm? Derzeit ist er der kargste der drei Weine. In der Nase ebenfalls reichlich Hefe, einige Spontan-Noten und wieder dieser Touch von Blüten (ob das das ‚von der Fels Terroir‘ ist?), dazu Zitrus-Aromen. Am Gaumen ist der Riesling straff, die Säure ist fast derbe. Er ist deutlich trockener mit Noten von Grapefruit und Orangeat. Die kalkige Mineralik steht ein bisschen einsam im Raum zurzeit. Da fehlt Frucht, aber mit etwas Reife kann das ein harmonisches Ganzes werden – die Tiefe ist da und stoffig ist der Wein sowieso. Der Abgang ist mittellang. Ich sehe den Wein bei 90 Punkten.

Keller, Riesling QbA trocken ‚von der Fels‘, 2009, Rheinhessen. ‚Ich brauch jetzt mal was ganz frisches‘ sprach ein Freund von mir, nachdem wir schon einige gereiftere Weine getrunken hatten und der einzige 2009er in Griffweite war der vdF. Man hört viel darüber, wie sehr dieser Wein in der Jugend von langem Dekantieren profitiert. Also will ich davon schreiben, wie frisch und vibrierend dieser Wein sein kann, wenn man es nicht tut. Die Nase ist dann zwar nur hefig, spontan-stinkend und fruchtfrei, am Gaumen zeigt sich aber Grapefruit, grüner Apfel, Limette, auf einer vibrierenden Säure. Trotz leicht karger Mineralik ist der Wein süffig, er hat diesen Kick, der dem 2008er derzeit fehlt. Das taugt zur Erfrischung auf höchstem Niveau und ist 90 Punkte wert. Am zweiten Tag wird der Wein dann deutlich cremiger und legt noch etwas zu (da haben die Dekantier-Befürworter durchaus recht), die Nase ist etwas blumiger und der Wein insgesamt weicher und deutlich ‚seriöser‘. 92 Punkte.

Fünf Tage Neumond

Letztes Jahr hatte ich schon ausführlich über Carsten Henns Weinentdeckungsgesellschaft berichtet und den ‚Roten Baron‘ begeistert gefeiert. Dieser Tage kam der zweite Wein des Projektes und ich habe mich 5 Tage mit großem Vergnügen mit einem einmaligen Riesling beschäftigt. Zur Erinnerung: die Weinentdeckungsgesellschaft kreiert jedes Jahr mit einem Winzer einen Wein, wie es ihn so noch nie gegeben hat und auch nie wieder geben wird. Beim Riesling hat man schon alles gesehen, insofern ist das einmalige am ‚Neumond‘ – wie der Wein heißt – die Tatsache, dass es die erste Füllung einer besonderen Parzelle in der Abtserde ist. Gemacht hat sie Klaus-Peter Keller aus Flörsheim-Dalsheim, der Besitzer dieser Parzelle ist und sie 2006 neu bestockt hat. Das ist nicht so spektakulär wie die ‚ungesetzliche‘ Cuvée aus dem letzten Jahr aber immerhin. Der Wein macht großes Vergnügen und das allein zählt.

K. P. Keller (und Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft), Riesling QbA ‚Neumond‘, 2009 (kein Jahrgang auf dem Etikett), Rheinhessen.

Tag 1: In der Nase unmittelbar nach dem Öffnen mächtig, leicht süßlich parfümiert, eigen und nicht unbedingt rieslingtypisch, mürber Apfel und Bonbon. Am Gaumen ganz anders, zwar auch sehr reif und auch mit Apfel aber vor allem schön vibrierend, resch und spielerisch. Sehr saftig, wenngleich im Abgang trocken bis kalkig aber da ist durchgehend genug Frucht (etwas Grapefruit, etwas Exotik) um den Eindruck der Kargheit zu vermeiden. Das ist ein Wein, der sehr tiefe mineralische Anlagen andeutet aber auch die niederen Instinkte aus der Abteilung ‚lecker‘ weckt. Ich muss mich zwingen, es bei einem Glas zu belassen. Ein letzter Schluck vor dem Schlafengehen zeigt dann die Flegel-Seite dieses jungen Hüpfers: Auf einmal gemahnt der ‚Neumond‘ ganz erheblich an Sauvignon Blanc. Er ist grasig. Schaudernd geht’s ins Bett…

Tag 2: Der Wein ist über Nacht auf Wanderschaft gegangen und hat es bis an die Mosel geschafft: Die Säure ist etwas spitzer aber der Wein wirkt auch etwas süßer, das ergibt ein grandioses Spiel, auch stellen sich Noten von Karamell und Rauch ein, gerade als wäre der Wein auf Schiefer gewachsen. Zum Ende hin zeigt sich jedoch wieder die kalkige Note, die die Maskerade auffliegen lässt. Der Abgang führt zurück nach Rheinhessen – und lässt sich dabei ganz viel Zeit. Ultralang und wieder sehr vielversprechend.

Tag 3: Die Reise ging weiter, jetzt in die Ortenau: blumig-duftig wie ein Laible-Riesling aber am Gaumen etwas weniger tiefgründig. Insgesamt wieder trockener und erstmals etwas karg.

Tag 4: Das war wohl ein Ruhetag, denn die Reise ging nicht wirklich weiter. Es bleibt in der Nase blumig und am Gaumen trocken. Am vierten Tag wirkt der Wein sehr sehr jung und erstmals etwas verschlossen. Ein weiterer Beweis dafür, dass tagelange Belüftung nur selten eine Vorschau auf die verschiedenen Reifestadien eines Weines bringt. So jung wie heute werden der ‚Neumond‘ und ich nie mehr zusammen kommen.

Tag 5: Zieleinlauf. Ich weiß nicht, wo wir gerade sind – auf jeden Fall ein gutes Stück zurück nach Rheinhessen. Was den Wein jetzt auszeichnet ist eine kalkige Mineralik, die aber nicht mehr karg ist. Kein verzweifeltes Lutschen am Stein in der Hoffnung, es könnte auch noch etwas anderes da sein (habe ich schon erwähnt, dass der Kult um ‚Steinweine‘ nicht meiner ist?), sondern ein schönes Gesamtpaket. In ganzen Sätzen klingt das jetzt so: In der Nase gefällt der ‚Neumond‘ mit Anklängen von Blüten. Der Wein ist duftig-blumig zeigt aber auch eine resche Grapefruit-Zitrus-Note, dazu Aloe Vera und ein Hauch Kemmsche Kuchen. Am Gaumen ist der ‚Neumond‘ wunderbar balanciert. Einer spitzen Säure steht süße Frucht (und bestimmt auch ein paar Gramm Zucker) spielerisch gegenüber. Dazu ist der Wein herrlich saftig mit Anklängen von Mandarine und kippt zum langen Ende hin ins mineralische.

Ich trinke den Wein jetzt aus und freue mich auf weitere Begegnungen in etwas fernerer Zukunft.

Zum Lachen in den Keller

Weinbeschreibungen sind keine exakte Wissenschaft – genau genommen ist das Verkosten und Beschreiben von Wein überhaupt keine Wissenschaft. Also ist bei der Wahl der Vokabeln zur Beschreibung der Sinneseindrücke und Klassifizierung der Rebsäfte eigentlich erlaubt, was gefällt. Trotzdem gibt es heftig umstrittene Begriffe, von denen ich die meisten – stockkonservativ wie ich nun einmal bin – eher selten verwende. Mit einer Ausnahme: der Spaßwein ist fester Bestandteil meines Weinkanons.

Die Diskussion kehrt in meinem Freundeskreis so regelmäßig wieder, wie sie sich dann im Kreise dreht: ‚In der Preisklasse, in der wir meistens trinken, ist das Wort Spaßwein kein Lob, da es viel zu oberflächlich vordergründig ist‘  sagen die Gegner dieses relativ neuen Begriffs; ‚Zechwein, Saufwein, Terrassenwein, Spaßwein – das ist doch alles das gleiche‘ tönt es aus ihrer Ecke; beendet wird die Diskussion meist mit dem Killerargument: ‚Jeder gute Wein macht Spaß!‘

(Fast) alles richtig! Aber nicht das, was ich meine. Hier also der Versuch einer Definition. Ein Spaßwein ist ein Wein, der das Unterbewusstsein anspricht. ‚Weinglas an Kleinhirn: Hier unten ist alles in Ordnung‘. Ein Wein, der mir das Gefühl gibt höchst ordentlichen Stoff zu mir zu nehmen, ohne dass ich unbedingt meine analytische Aufmerksamkeit auf mein Getränk lenken müsste. Täte ich dies dennoch, fände ich Typizität und Komplexität, meist mit einer gewissen Frische und Frucht verbunden. Aber es ist eben gar nicht nötig, sich eingehender damit zu beschäftigen, weil der Wein schon mit dem erste Schluck den Funkspruch absetzt: ‚Alle Mann von der Geschmackspolizei, legt Euch wieder hin‘.

Somit kann ein Spaßwein niemals 90 Punkte erlangen. Einem 90 Punkte-Wein sollte man wenigstens einmal während des Trinkens zwei Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, sonst wäre er arg ungerecht behandelt. Mindestens 84, maximal 89 Punkte, definiere ich aus der Hüfte geschossen die Skala für Spaßweine, nur um noch einmal darauf hinzuweisen, dass der Spaßwein nicht bepunktet werden will.

Der Unterschied zum Terrassenwein ist simpel, der Spaßwein funktioniert auch bei tieferen Temperaturen und muss nicht unbedingt leicht sein. Dennoch räume ich ein, dass T eine Teilmenge von S sein könnte. Mit Zechweinen verbinde ich eher Weine aus der Kategorie ‚Kann man trinken, muss man aber nicht‘, welche bei mir die 80 Punkte definiert. Das macht mir selten Spaß und wird nicht in Schriftform festgehalten, das Z-Wort also nicht gebraucht. An Saufweine glaub‘ ich nicht; ich denke, diese Kategorie sollte man dort belassen, wo sie herkommt: bei den Konsumenten. Ich will zugeben, dass manche Weine stärker den Trinkfluss fördern als andere, doch richtig großen Durst bekomme ich von Salz und Chili – nicht von Wein.

Genug der Theorie, hier kommt die Praxis.

Wittmann, Scheurebe QbA, 2008, Rheinhessen. In der sehr blumigen Nase Stachelbeere, Casis und Minze. Am Gaumen sehr straff mit kräftiger Säure, ganz leicht grasiger Note und viel Frucht, Mandarine, Limette, Citrus. Mittlerer Druck, schöne Länge. Spaßwein.

Mosbacher, Sauvignon Blanc QbA, 2009, Pfalz. Eine sehr fruchtige Nase mit viel Stachel- und Johannisbeere zeigt nur leichte Spuren von Blüten und Gras. Am Gaumen mit mittlerem Volumen und sehr milder Säure ist der Wein aufgrund eines Spürbaren Restzuckers ein bisschen dropsig. Eine ebenfalls vorhandene leichte Adstringenz puffert das aber hervorragend ab. Aromen von Stachelbeere und Rhabarber prägen den Gaumen, der Abgang ist lang bis sehr lang. Kein großer Wein aber ein großer Spaß.

(P.S. Der Artikel Flasche leer (2) muss leider ausfallen. Künstlers Kirchenstück 2004 war noch schwächer als die Italienische Nationalmannschaft. Anders als bei letzterer war es beim Wein jedoch nicht das Alter sondern der Korken. So hatten sie nur eines gemeinsam: der Untergang war sang- und klanglos.)

Sommer anknipse(r)n (2)

Über mein frühsommerliches Ritual, die erste laue Nacht auf der Terrasse mit einem Glas des jeweils neuen Jahrgangs von Knipsers Sauvignon Blanc zu begehen, habe ich schon letztes Jahr berichtet. Dieses Jahr konnte ich den Zapfen ein paar Wochen früher aus der Flasche ziehen. Doch schätze ich, ich muss mir einen neuen Wein für diesen Brauch suchen.

Der Stil von Knipsers Sauvignon Blanc hat sich verändert, so zumindest interpretiere ich mein Erlebnis dieser Woche. Grasiger, internationaler ist er geworden, hat die etwas dropsige deutsche Gefälligkeit abgeschüttelt, die die meisten hiesigen Sauvignon Blancs und bisher auch den von Knipser gekennzeichnet hat. Damit hebt er sich noch mehr ab von vielen seiner Konkurrenten, ist ein Klassewein geworden, der mit nur 11,5% Alkohol die Aromatik wärmerer Gegenden mit der Leichtigkeit deutscher ‚cool climate‘ Weine verbindet. Ich vermute, dass er das einer bewusst frühen Ernte verdankt, anders kann ich mir solche Werte in 2009 nicht erklären. Deswegen gehe ich auch davon aus, dass dies eine gewollte und (klimatische Möglicheit vorrausgesetzt) dauerhafte Entwicklung ist.

Knipser, Sauvignon Blanc QbA, 2009, Pfalz. Nase: sehr frisch und grün, grasig, Stachelbeere, Ingwer, ein bisschen kräutrig, Basilikum. Am Gaumen zeigt der Wein eine sehr pointierte Säure, viele grüne Noten, Stachelbeere, rote Johannisbeere, extrem grasig (aber nicht unreif), leicht aber ernsthaft, relativ trocken. Langer, fruchtiger aber auch etwas adstringierender Abgang. Hervorragender aber viel zu junger Wein.

Sein volles Potential nutzt der Wein wohl erst mit ein paar Monaten oder gar einem Jahr Flaschenreife. Während ich jetzt also einen Sauvignon Blanc im Keller habe, mit dem ich skeptische Freunde von der internationalen Konkurrenzfähigkeit deutscher Gewächse aus dieser Rebsorte überzeugen kann, muss ich mir einen neuen Sommer-Begrüßungs-Wein suchen. Vorschläge sind hochwillkommen.

Versuch macht kluch (2)

Rebsorten, die noch nicht offiziell für den Anbau zugelassen und daher als ‚Versuchsanbau‘ gekennzeichnet sind, üben eine große Faszination auf mich aus. Man kann nicht nur ganz neue Geschmackseindrücke sammeln, man kann auch trefflich mit seinen Mittrinkern diskutieren, ob die Welt diese Rebsorte in Deutschland braucht. Ich bin zwar keine maßgebliche Instanz für derlei Fragen, aber das soll mich nicht davon abhalten, mir eine Meinung zu bilden.

Während Jakob Pflegers Cabernet Franc mich neugierig auf weitere deutsche Ausgaben dieser Sorte machte, ist die Gemengelage beim heutigen Kandidaten etwas anders. Es gibt viel Für und Wider, beim Viognier aus der Pfalz vom Weingut Kuhn. Auf der Habenseite steht, dass Philipp Kuhn ein begnadeter Winzer ist und alles, was seinen Horizont erweitert, irgendwann positiven Einfluss auf seine vielen großartigen Weine haben dürfte. Auch kann man zustimmend vermerken, dass keine Zuchtanstalt mehr eine Kreuzung aus Sauvignon Blanc und Grünem Veltliner aus dem Reagenzglas zaubern muss, denn dieser Viognier aus der Pfalz schmeckt wie der Prototyp einer solchen Züchtung. Kritisch kann man fragen, ob man in Deutschland noch eine alkoholstarke Weißweinsorte benötigt, wo doch die diversen Burgundersorten immer öfter mit 14 Volumenprozent daherkommen. Und man kann zweifeln, dass die Welt auf die Vermählung von weißem Pfeffer und Katzenpisse gewartet hat. Denn diese Komponenten von Veltliner und Sauvignon Blanc treffen hier heftigst aufeinander.

Am Ende waren meine Gäste und ich uns einig: das ist ein spannendes Erlebnis, ein gut trinkbarer Wein, wohl investierte Zeit und ein Vergnügen – aber keine Ermunterung, ein neues Fach im Weinkeller für deutschen Viognier zu schaffen.

Philipp Kuhn, Viognier, Qualitätswein aus Versuchsanbau, 2009, Pfalz. In der Nase wirkt der Viognier wie ein besonders blumiger Sauvignon Blanc, Kiwi/Stachelbeere, Katzenpisse, Basilikum, Lavendel und gelbe Früchte. Am Gaumen ist der massive Alkohol recht ordentlich eingebunden, solange man den Wein ordentlich gekühlt genießt. Mit Luft und nur etwas wärme wird er schnell brandig. Der Wein betört mit süßer Frucht – Mandarine, Pfirsich, Grapefruit und Limette. Dazu gesellt sich ein heftiges Pfefferl, was nur mäßig harmonisch wirkt. Der sehr lange Abgang zeigt eine recht charmante, kalkige Mineralik. Für mich ist das ein pfeffriges Fruchtbonbon von hohem Unterhaltungswert. Vielleicht muss man der Schokolade-mit-Chili-Fraktion nahe stehen, um sich von Pfälzer Viognier richtig hinreißen lassen zu können.