Wiesbaden GG

Wiesbadener GG-Vorpremiere 2024, Tag 1

Es ist der letzte Sonntag im August und das heißt: Bodmann sitzt in Wiesbaden und tickert über die Großen Gewächse, die ab heute drei Tage lang Fachpublikum zur Verkostung bereitstehen.

Der Anfang macht wie schon seit Jahren der Silvaner. Zu meiner Rechten sitzt Kollege Truszkowski, zur Linken ist der Platz von Hofschuster noch frei, in der Reihe vor mir finden sich Mr. Originalverkorkt Raffelt (der hier auch live berichtet) und das Vinum Dream Team Scholl und Mangold. Alle gemeinsam konnten wir gestern schon große Weine verkosten. Wir sind also bereits im Takt.

Silvaner aus Franken

Der Castellsche Schlossberg wird seit letztem Jahr immer im fünften Jahr nach der Ernte präsentiert. Der 2019er hat eine wahnsinnig frische Nase, mit Kernobst und Kreide, zackige Säure, viel Frucht und ungestüme Jugend. Diese Struktur am Gaumen ist begeisternd. Ein Traumstart. Das Stettener Stein GG von Knoll/Am Stein ist aus 2022 und im Vergleich molliger, fruchtiger, vollreif in der Nase, saftiger, gefälliger am Gaumen, viel Sortentypizität und im Abgang stellt sich dann auch Anspruch in Form von forderndem Biss ein. Sehr schön. Recht warme Nase bei Mays Himmelspfad 2023, etwas tropisch, sehr saftig am Gaumen, auch etwas mollig und gefällig. Wirkt recht holzig, obwohl bei May ja eigentlich wenig Holz im Spiel ist. Das ist sehr gut, auch weil im Abgang ein (typischer) dunkelwürziger Kern aufscheint, der Entwicklungspotenzial zeigt. Der Rothlauf von May ist ein bisschen leise, aber keinesfalls enttäuschend, die gleiche Lage (aber 2022) bei Bickel-Stumpf hat derzeit sehr viel Zwiebel in der Nase, aber eine endlos feine Phenolik im Abgang, die nahelegt, den Wein für fünf Jahre im Keller zu verbuddeln und dann Großes zu erwarten.

Sehr fruchtige Nase findet sich bei der 2023er Stein-Harfe vom Bürgerspital. Saftiger Antrunk, dann kommt dunkle Würze und viel Grip, kräftige Säure. Fordernder Wein, aber einer, von dem ich mich gerne fordern lasse. Der Mönchshof von Bickel-Stumpf dann wieder aus 2022: Sehr gemüsige Nase, am Gaumen zitrusfrisch, kreidig, bissig, fordernd, aromatisch geizig, speicheltreibend, monströs, viel zu jung und wahnsinnig vielversprechend. Hammer! Vollendung dann bei Luckerts 23er Maustal. Schöne, tabakwürzige Nase, der Gaumen ist noch besser: Leicht dunkelwürzig, klar in der Frucht, stoffige Textur trifft auf tragende Säure, tolle, leicht rauchige Phenolik im Abgang. Das will ich sofort mit in die Frühstückspause nehmen und gleichzeitig zeigt sich viel Potenzial für weitere Entwicklung. Fantastisch.

Die danach gereichten Escherndorfer haben es schwer. Der Am Lumpen 1655 von Max Müller I startet sehr fruchtig, bevor feine Phenolik einsetzt, Horst Sauer zeigt seine typischen Gummibärchen in der Nase, die glücklicherweise wegreifen und Daniel Sauer (Weingut Rainer Sauer) startet auch etwas dropsig, bevor Typizität einsetzt. Zur Schwane hält locker mit: Sehr verhaltene Nase mit viel Sortentypizität (Apfelbirneheuundstroh), sehr saftiger Antrunk, Silvaner in sehr gut.

Gemüsige Nase, sehr fruchtiger Gaumen, nach hinten raus baut sich phenolische Spannung auf und hebt das Niveau ganz erheblich. Sollte man nicht unterschätzen. Klingt nach Weltner? Ist es auch: Paul Weltners 2023 Julius-Echter Berg ist prima. Und auch Wirsching ist mit gleicher Lage, aber 22er Jahrgang ist dabei: Leicht kräutrige Nase, viel Zitrus am Gaumen, insgesamt sehr hell, durchaus strahlend, aber das braucht noch viel Zeit..

Fazit: Der erste war der beste (gemeinsam mit dem Maustal), das Jahrgangs-Hopping ist etwas mühsam, aber Silvaner sehr vergnüglich. Bleibt nur eine Frage: Wo ist das JuSpi?

Chardonnay (Baden)

2022, wenn nicht anders vermerkt

Herrenberg (2023) von Seeger: Sehr frische, gelbfruchtige Nase mit deutlich Holz. Am Gaumen gehts cremig und etwas spannungsarm los, dann kommt viel Grip und feine Säure, eher leise. Sehr schön. Bei Huber gefällt mir der Schlossberg ausnehmend gut: Flintige Nase, viel Holz am Gaumen, aber auch enorm elegant, tolle Säure, griffige Phenolik, noch sehr verschlossen, deutet endlos Potenzial an. Diese Länge! Den Bienenberg finde ich fast genau so schön: Mehr Saft, weniger phenolischer Biss, mehr Stoff, üppiger, zugänglicher, aber auch mit Potenzial.

2021er Henkenberg Steingrubenberg von Salwey: Die Nase ist eine Mischung aus Holz, Kuhstall, Nutella und Feuerstein, die mir irre gut gefällt. Der Gaumen ist viel leiser, elegant from the start und wunderbar strukturiert. Diese Säure ist so fein. Ich bin restlos begeistert. Seriöse Chardonnay-Nase dann bei bei Dr. Hegers Winklerberg Hinter Winklen. Am Gaumen ist er verschlossen, zeigt wenig. Ein fester Kern deutet viel Potenzial an, die Phenolik derzeit etwas sperrig. Macht mich neugierig. Der Sonnenstück von Blankenhorn hat gefühlt die größte Betonung auf Frucht und den zurückhaltendsten Holz-Eindruck. Viel Saft, viel Apfel, strahlt und macht Freude.

Weisser Burgunder

2023, wenn nicht anders angegeben

Sachsen & Saale-Unstrut

Leicht würzige Nase und auch schon im Antrunk würzig, auf angenehme Art streng, dadurch trotz Opulenz nicht plüschig. Besonders. So präsentiert sich mir das gelungene Debüt des Edelackers. Welcome to the Club, Böhme und Töchter! Oh mein Gott, ist das eine betörende Frucht und was für ein Spiel bei Schloss Proschwitz (2022). Das hätte ich fast runtergeschluckt, so einladend wirkt das. Aber dann passiert nach hinten raus auch noch ganz viel. Wunderbar!

Pfalz

Bei Knipsers Kirschgarten finde ich würzig-steinige Strenge, die enorm viel Struktur in den tollen Wein bringt. Schöne Länge! Verhaltene Nase, etwas Frucht, leichte Würze in der Nase beim Mandelberg von Bergdolt. Am Gaumen schöne Spannung, viel Saft und darunter feine Phenolik. Das verheißt Großes. Beim Münzberg von Kessler finde ich eine angenehme, leicht flintige Nase. Am Gaumen zitrusfruchtig, kreidig, hell und leicht, beschwingt, leise, elegant. Macht mich richtig glücklich. Die süßwürzige, stoffige und dann rauchige Art von Rebholz Mandelberg ist sehr besonders, vielleicht nicht jedermanns Sache, mir jedoch gerade sehr willkommen. Feine Frucht in der Nase beim Kalmit von Kranz, sehr viel feine Frucht am Gaumen. Der Babyspeck wirkt derzeit süßlich. Sollte man sich nicht von täuschen lassen, sondern einfach Geduld haben. Nach hinten raus wird es leiser und vielschichtiger. Sehr gut.

Baden

Oberer First von Schlör: Trauben in der Nase hat man ja selten genug – sehr schön. Am Gaumen hell, kreidig, sehr viel Spannung, nach hinten heftig austrocknend und trotzdem denke ich, dass die Substanz reicht, diese Phenolik (und vermutlich den Schwefel) mit Zeit zu integrieren. Hochspannend! Bei Hegers Winklerberg (2022) legt die süßlich-würzige Nase eine falsche Fährte, denn am Gaumen hat das Saft und Kraft ohne Plüsch. Baut nach hinten raus Spannung auf. Mag ich sehr. Sclumberger-Bernharts Altenberg Weingarten finde ich auf rustikale Art betörend, weil nach dem süßen Plüsch noch ganz viel Würze kommt. Mehr als ein Glas müsste vielleicht nicht sein, aber das erste würde ich sehr genießen.

Grauer Burgunder

Der 22er Lämmler von Schnaitmann hat eine Tee-Note, die ihn sehr anders macht, dann kommen Gummibärchen, dann kommt seriöse Würze. What a ride. Ob das groß ist, oder nur ein guter Gag, das vermag ich nach einem Probeschluck nicht zu sagen, aber unerwähnt darf er nicht bleiben, denn er hat definitv Charakter. Beim Feuerberg-Haslen 2023 von Bercher (deren Weißburgunder auch schon sehr gut war) trifft die Opulenz der Sorte auf eine kräftige Säure und viel Holzwürze. Ist ziemlich üppig, auch etwas plüschig, aber hält die Spannung. Wenn klassisch Grauburgunder GG, dann so. Ähnliches gilt für den 21er Henkenberg von Salwey: Frische Nase, straffe Textur, tolles Mundgefühl und leise Aromatik. Das mag ich! Eher verhaltene Nase, am Gaumen feine Frucht (Dosenmandarine), viel Grip und tragende Säure: Einer der Guten ist auch der 22er Schlossberg von Dr. Heger.

Spätburgunder

2022, wenn nicht anders angegeben

Ahr

Das Eck vom Deutzerhof mag ich gern: schöner Säurebiss, leichter Röst-Ton, frische Frucht, gute Säure. Den Mönchberg aus gleichem Haus mag ich noch lieber; finde ich kühl, fein, fokussiert. Etwas Kirschfrucht, leichte Röstnote, auch etwas erdig, aber sehr klar und lebendig. Noch etwas verschlossen mit Anlagen zu Großem. Stoddens Herrenberg zeigt tolle Säure, tolle Frucht, dann kommt leicht erdig eine dunkle Würze. Wenn er nach hinten raus noch wieder etwas aufhellen würde, wäre er Weltklasse. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich entsprechend entwickelt.

Meyer-Näkel. Kräuterberg: Sehr kirschige Nase, sehr fruchtiger Antrunk, dann kommt Säure, dann kommen würzige Aromen, dann kickt Tannin und Phenolik rein und dann geht die Reise in den langen Abgang. Eine Gaumenfahrt wie aus dem Lehrbuch für guten Rotwein – sehr guten Rotwein! Der Rosenthal kommt da nicht ganz mit, obwohl die Fruchtaromatik mindestens genau so verführerisch wirkt. Nach hinten etwas austrocknend, was in dem Alter aber akzeptabel ist. Absolut empfehlenswert. Beim Silberberg erlebe ich eine wollüstige Fruchtexplosion, der dann kräftige Säure Einhalt gebietet. Das geht ganz ohne Plüsch oder Zucker, wir sind hier schließlich nicht bei der Primitivo-Trophy. Wir sind hier bei der Präsentation einiger granatöser Ahr-Burgunder! Letzter M-N ist der Sonnenberg. Selbst in Normalform hat der Jahrgang noch tollen Stoff wie diesen hier zu bieten. Schöne Frucht, schöne Struktur sehr gute Länge.

Mosel

Mosel Pinot GG

14:52 Uhr. Die große Premiere des ersten Pinot-GGs von der Mosel. Tusch, Taraa. Abtsberg GG von Maximin-Grünhaus. Fruchtige Nase, leicht dropsig, dazu Tabakwürze. Am Gaumen viel süße Kirschfrucht, aber ganz seriös ohne Drops und Plüsch. Schöne Säure, schöne Röstnote. Seriöser Wein.

Rheingau

Seriöse Pinot-Nase, minimal belegte Frucht, aber wunderbare Säure, tolles Spiel, extrem harmonischer Abgang. Ganz hohes Niveau bei Kesselers Höllenberg. Kloster Eberbach in gleicher Lage, aber aus 2021: Sehr frische Nase, sehr frische Frucht am Gaumen, leicht, tänzelnd, dann wird es etwas erdig. Das ist lang, leise, elegant und ganz wunderbar. Der Hassel von Kaufmann hat Landluft und Mon Chéri in der Nase. Ich mag das. Satte Frucht mit strahlender Säure am Gaumen, dazu schöne Struktur und feines Tannin. Das mag ich auch. Reichestal von Künstler wanzt sich ran mit allem, was Frucht so bieten kann. Ich ergebe mich. Nach hinten raus wird es dann seriös, deswegen ist das ein guter Wein.

Sachsen & Saale-Unstrut

Und wieder Edelacker von Böhme und Töchter (2021). Dunkelwürzige Nase, Waldbeere auch am Gaumen, tolle Säure, leicht erdig, flirtet heftig mit dem Burgund und ist in diesem Feld ein extrem eigenständiger Wein – und extrem gut. Kollege Paul funkt gerade durch, dass der Wein 40 Euro kostet. Schnäppchenalarm.

Franken

Ein Wort zu Fürst: dem hängen einige derzeit das Label ‚Deutschlands Antwort auf Romanée-Conti‘ um. Das halte ich für maßlos übertrieben. Die Kollektion ist wunderbar, aber meiner Meinung nach noch nicht mal das Beste, was wir von dieser Aussnahmefamilie schon trinken durften. Leicht animalische Nase beim Schlossberg, am Gaumen eher leise, klare Frucht, sehr reintönig, dann kommt recht viel sehr feines Tannin. Sehr jung, sehr vielversprechend, braucht aber noch, weil mir hier etwas Würze fehlt, die sich dann einstellen wird. Der Centgrafenberg startet mit parfümiert-vanilliger Nase, ist aber nicht aufdringlich. Satte, leicht cremige Frucht, die mir am Ende nicht präzise genug ist, um Vergleiche zu ziehen, wie sie derzeit gezogen werden. Immer noch großartig. Hundsrück lässt das Herz schneller schlagen: Seriöse Pinot-Nase, startet eher harmlos am Gaumen und fächert dann mächtig auf. Aromatisch ist das so komplex und strukturell sehr mühelos. Ganz großer Sport. Wenn die punktenden Kollegen hier mit Werten zwischen 95 und 97 aufwarten, dann kommt von mir kein Protest.

Rheinhessen

Riesenschritt bei Neus. Der Horn ist ein sehr seriöser Pinot auf GG-Niveau, befreit von allem, womit ich in der Vergangenheit Probleme hatte. Beim Pares ist die Nase etwas dropsig, die Frucht am Gaumen etwas plüschig, dafür ist das Tannin toll und reichlich und fängt das wieder ein. Ich glaube an eine große Zukunft. Eine unglaublich attraktive ‚Zündplättchen trifft Frucht‘-Nase erfreut mich bei Kühling-Gillots Kreuz. Am Gaumen knackigste Kirsche mit etwas Kräutern, Kreide und feinem Holz, getragen von toller Säure. Boah ist das umwerfend. Auch bei Gutzlers Höllenbrand ist die Nase besonders: Blumen, Walderdbeere und etwas Eukalyptus – I like. Am Gaumen weniger exotisch, schöne Beerenfrucht, dunkler Tabak, massig Tannin, tolle Säure. Große Anlagen. Babymord dann bei Battenfeld-Spaniers Kirchenstück: Frucht und Nuss in der Nase, etwas Vanille am Gaumen, aber das wirkt auf mich nicht plakativ. Dem muss man einfach etwas Zeit geben und dann wird die wunderbare Struktur auch aromatisch adäquat begleitet.

Pfalz

Ein Touch Blaubeere in der Nase bei Rings Felsenberg. Feiner Bleistift am Gaumen, weicher Start, die Frucht ist aber präzise und die Säure passend, dann leicht erdig, dann sehr feines Tannin. Wirklich gut. Der Saumagen ist etwas animalischer, fester und säuregetriebener. Der größeren Frische steht mehr Röstaroma gegenüber, was einen völlig anderen Wein ergibt. Guter Kontrast, großartiger Wein. Christmanns Idig pendelt sich anfangs aromatisch irgendwo zwischen den beiden Rings ein, wenngleich er zum Abgang hin grandiose Spannung aufbaut. Das ist ein sehr anspruchsvoller Wein für Pinot-Fans (wie mich). Der Vogelsang holt dann auch Leute ab, deren Liebe zum Biss im Rotwein Grenzen hat. ich finde das aber nicht schlechter, bloß weil es etwas kompatibler ist.

Wehrheims Im Sonnenschein zeigt ein wunderbares Tänzchen von Frucht und Säure, bei dem erst nach einer kleinen Pirouette Holz und Tannin zum Abklatschen kommen. So harmonisch, das zaubert ein Lächeln auf die Verkosterlippen. Seriöse Pinot-Nase dann bei Kranz‘ Kalmit, feiner, leiser Gaumen, bei dem das Tannin nach hinten raus noch Reifezeit verlangt. Guter Wein. Viel Frucht und Stoff im Sonnenberg KT von Bernhart und die sind auch nötig, um diesen Berg von Tannin zu verarbeiten. Wenn es funktioniert, wird das ein ganz toller Wein, auch weil die Säure jetzt schon so wunderbar trägt. Ziemlich viel Landluft in der Nase bei Jülgs Sonnenberg KB, tolle Harmonie am Gaumen dank feiner Frucht und würzig-erdigen Aromen. Das sehr feine Tannin will noch integriert werden, aber da wird nix schiefgehen. Bei Beckers Heydenreich aus 2021 finde ich eine wunderbare Nase, satte Frucht und kräftige Säure am Gaumen, viel Würze, sehr viel sehr feines Tannin, von allem reichlich, aber kein übertriebener Blockbuster. Toll.

Württemberg

Graf Neippergs 2021er Ruthe ist ein fruchtbetontes, wunderbar strukturiertes Spätburgunder-GG mit Lasersäure und großer Klarheit. Ganz stark. Der 21er Schupen von Dautel ist ihm sehr ähnlich, also auch ganz wunderbar. Die Weine sind aromatisch allerdings durchaus zu unterscheiden. Schnaitmanns Lämmler ist ein fordernder Wein, weil die Tannine sehr dominant erscheinen, aber ich denke, dass er die Substanz hat, sie zu verdauen und in wenigen Jahren zu einem gewissen Strahlen zu reifen. Gleiche Lage aus 2021 von Heid: In der Nase Himbeere und Hibiskus. Am Gaumen geht das grad so weiter. Flüssiger Frohsinn, saftig mit sehr schönem Tannin. Wo die Reise da wohl hingeht? Stimmt mich fröhlich. Auch noch Spuren von Himbeere, dazu Zigarrenkiste bei Beurers Mönchberg. Am Gaumen tolle Säure, etwas staatstragender als der Wein davor, stimmt mich aber auch sehr fröhlich (dazu kommt aber auch etwas Ehrfurcht).

Baden

Hubers Schlossberg bietet in der Nase große Frucht und Würze, Schub und Druck am Gaumen, getrieben von passender Säure, sehr klare, knackige Frucht, sehr feines Tannin. Ganz starker Pinot. Die Alte Burg hat in der Frucht nicht ganz die Präzision des Schlossbergs und kann ihm doch das Wasser reichen, weil da noch so eine saftige Komponente zum Tragen kommt, die das wieder ausgleicht. Auch groß! Neben schöner Frucht bietet die Nase des Bienenberg Wildenstein blumige und würzige Noten, angenehm komplex. Auch am Gaumen fächert der Wein schon etwas auf und deutet an, wo die Reise vermutlich hingeht, zu einem komplexen Wein, der auch aromatisch zu tänzeln weiß. Potenziell ganz groß.

Franz Keller liefert! Erst der Eichberg: Traumhafte Frucht, dezent rohes Fleisch, etwas Bleistiftspäne, leicht erdig. Genau mein Beuteschema!!! Beim Kirchberg ist die Frucht etwas süßer, die Späne ausgeprägter, das Fleisch fehlt mir etwas, aber die zusätzliche Tiefe weiß zu entschädigen. Bassgeige Steinriese ist vielleicht der fruchtigste, vielleicht der einfachste der drei, aber immer noch ein extrem charmanter und doch tiefgründiger Pinot. 

Hegers Winklerberg Winklen hat Saft und Kraft, ist im Moment etwas kantig, aber in der Aromatik fein und frisch, mit Walderdbeere und Tabak – stimmt mich zuversichtlich. Beim Winklerberg Wanne kommt eine feine Süße zum tragen, die den Wein eine Stufe höher hebt. Beim Vorderer Winklerberg passt dann (fast) alles: Das hat auch noch etwas rohes Fleisch und erdige Aromen und tänzelt dabei. Großer Sport. Der Achkarrer Schlossberg schließlich ist der konventionellste Heger im Sinne von meiste Frucht, mehr Holz, etwas lauter, aber das ist immer noch verdammt gut.

Dichter und konzentrierter als Franz Kellers Wein aus gleicher Lage war viellceicht noch nichts, was ich heute im Glas hatte. Aber der Wein hält durchaus die Balence. Der ist sehr gut. Die Zeichen stehen auf Feierabend und so wäre mir Blankenhorns Sonnenstück fast durchgerutscht. Der ist ganz schön gut: leicht parfümiert, leicht süßlich in der Frucht, aber auch fleischig, fest, mit tollem Säurebiss und feinem Tannin. Ein würdiger Schlusspunkt.

Hier geht es weiter mit Tag 2.

8 Gedanken zu „Wiesbadener GG-Vorpremiere 2024, Tag 1“

  1. Hallo Felix,

    danke für deine Berichterstattung!

    Ich habe eine Frage zu Fürst:
    Du hast die letzten Jahre immer mal wieder sowas geschrieben, wie:

    „meiner Meinung nach noch nicht mal das Beste, was wir … schon trinken durften.“

    Was war den das Beste, was du bei Fürst trinken durftest? Welche Jahrgänge waren voll überzeugend?

    Viele Grüße
    Rene

  2. Hi Felix,
    was auffällt: das Spätburgunder GG von Schmitts Kinder glänzt seit ein paar Jahren durch Abwesenheit in deinem Ticker. Stellen die nicht mehr an oder fehlt der Wein im Ticker, weil er dich qualitativ nicht abholt?

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