Füllwein

Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die mir jüngst begegnet und positiv aufgefallen sind.

Markus Molitor, Zeltinger Sonnenuhr Riesling Kabinett 2007, Mosel. Der Wein darf den Zusatz trocken nicht auf dem Etikett tragen, da er analytisch den gesetzlichen Bestimmungen für ‚trocken‘ nicht entspricht. Also steht auf dem Rückenetikett: „Dieser trocken schmeckende Riesling…“. Der Wein ist sehr zugänglich, verglichen mit vielem, was Molitor sonst im Programm hat. Er kombiniert viel Frucht mit vergleichsweise wenig Mineralik. Gefällt auch Molitor-Skeptikern (glaube ich).

Ludwig Thanisch & Sohn, Weissburgunder QbA 2008, Mosel. Für unter 7€ ist der Wein ein echtes Schnäppchen, der mit seiner opulenten Frucht auch diejenigen Weintrinker zu überzeugen vermag, deren Horizont am Supermarktregal endet – allerdings ohne den Anspruch aufzugeben, ernsthaften Weintrinkern einen Weißburgunder mit überbordender Mineralik zu bescheren. Gelungene Gratwanderung.

Fürst Löwenstein, Bacchus trocken 2008, Tauberfranken. Dieser Wein hat nur 11,5% Alkohol und auf der Terrasse bei 25 Grad im Schatten mit Freunden unverschämt viel Spaß gemacht. Ich werde jetzt nicht alle meine Vorurteile gegen die Rebsorte revidieren aber zumindest nie wieder behaupten, daraus könne man nix vernünftiges keltern. Probieren geht über studieren.

Altersmilde

Zugegeben, die Überschrift könnte als Provokation verstanden werden ob des grantelnden älteren Herren, an den ich heute zufällig geraten bin. Tatsächlich geht es aber gar nicht um Spinner und Blogs sondern um Veränderungen in meinem Wesen und die Headline kam mir in den Sinn, als ich am Sonntag den Wein öffnete, um den es hier geht.

Ich werde älter und damit einhergehend auch weniger konsequent in meinen Abneigungen. Meine Antipathie gegenüber dem FC Bayern gerät genauso ins Wanken wie meine strikte ABC-Trinkerschaft. ABC, was mein Lieblingsanglizismus ist und „Anything But Chardonnay“ heißt, war für mich immer tugendhafter Ausdruck des Riesling-Patriotismus. Weißburgunder – darf mal sein, Chardonnay? – schleich Dich!

Weingeschmack im Wandel

Und nun das: So geschätzte drei bis vier Flaschen Chardonnay pro Jahr sind es mittlerweile, die sich in mein Glas verirren.  Die Mischung aus recht kräftigem Säuregerüst, buttrigem Schmelz, feinen Holznoten und satter Mundfülle schmeckt mir zu manchen Speisen halt doch besser als Grau- oder Weissburgunder.

Ich rede von besternten oder mit einem -S- auf dem Weinetikett versehenen, Barrique-ausgebauten Brummern aus deutschen Landen. Die gibt es von immer mehr ernstzunehmenden Winzern und verglichen mit deren Riesling Großgewächsen sind sie sogar recht preisgünstig. Aktuell viel Spass macht mir der Jahrgang 2002, denn auch die einheimischen Chardonnays vertragen ein paar Jahre Flaschenreife. Seit Sonntag in bester Form präsentiert sich Wagner Stempel, 2002 Chardonnay ‚S‘, Rheinhessen, 14% Alk. In der Nase Butter, Haselnuss und Quitte mit riechbar viel Alkohol, der am Gaumen aber nicht störend in Erscheinung tritt. Im Mund nussig, sehr stoffige Textur, cremig aber mit akzentuierter Säure und etwas Muskat. Das Holz ist sehr gut eingebunden aber noch schmeckbar mit einer Toast-Note vertreten. Der Abgang ist ausgesprochen lang. Der Wein kratzt für mich an den 90 Punkten. Eigentlich hätte er sie verdient.

Aber ganz so alt bin ich dann doch noch nicht!

Die 3 Bs von Mülheim

Zugegeben, es gibt in Deidesheim noch ein paar berühmtere Bs aber derzeit ist es ja en vogue über Newcomer zu sprechen. Und im Dörfchen Mülheim an der Mosel will es der Zufall, dass es neben dem bekannten Platzhirschen Max Ferd. Richter drei erwähnenswerte Winzer gibt und deren Namen alle mit B anfangen. Die 3 Bs von Mülheim weiterlesen