VDP Grosse Lage GG Banderole

Was Sie schon immer über das GG wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten

Das Große Gewächs des VDP war ein dominantes Thema im Jahr 2022. Das lag vor allem am zwanzigsten Jubiläum. Zeit für eine gründliche Erklärung.

Frühburgunder, Dummerchen, Du hast den Frühburgunder vergessen! Wissen Sie, wie sie jeden VDP-Offiziellen an den Rande des Wahnsinns bringen? Stellen Sie ihm die Frage: Welche Rebsorten sind beim VDP für das GG zugelassen? Sie sollten allerdings nicht zu laut lachen, wenn er ins Schwitzen gerät, denn das kann nach hinten losgehen. Grinsend erklärte ich Hansjörg Rebholz, er habe den Traminer vergessen, nur um dann im zweiten YouTube-Kommentar daran erinnert zu werden, dass auch ich nicht alle Rebsorten parat hatte. Tja, Pech, würde Rebholz sagen.

Das GG ist meiner Meinung nach ein Erfolg, das muss ich hier nicht noch einmal ausbreiten, habe ich es doch gerade erst im Podcast getan. Bei drei Veranstaltungen im letzten Jahr habe ich die Winzer des VDP darum gebeten, alle erdenklichen Fragen zu ihrem Erfolgswein zu beantworten. Und ich erhielt interessante Antworten. Auch für versierte Weintrinker verstecken sich noch Neuigkeiten im Video. Viel Spaß dabei.

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VDP-Probleme – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Hauptgrund für die positive Entwicklung des GG im Besonderen und des Verbandes im Allgemeinen sind in meinen Augen die handelnden Personen. Hätte mich jemand vor zwei Jahren gefragt, was die größten Baustellen des VDP sind, dann wären mir sofort zwei Sachen eingefallen. Erstens: die Bindung zur jungen Weintrinker-Generation droht abzureißen. Bevor das wirklich Thema wurde, hatte der VDP mit Theresa Olkus eine junge Geschäftsführerin engagiert, die die Anbindung an die Unter-40-jährigen geschickt vorantreibt. Dazu wurden etliche junge Winzer in die Verbandsführung eingebunden, was sich in sozialen Netzwerken durchaus bemerkbar macht.

Die zweite Bedrohung war die (zu) große Zahl von 5 Leuchtturm-Weingütern außerhalb des VDP. Als Deutschlands Lagen-Magier gilt gemeinhin Markus Molitor – nicht im VDP. Deutschlands Sektpapst (inmitten eines großen Winzersektbooms) ist Volker Raumland – (damals) nicht im VDP. Deutschlands großes Naturwein-Chateau (die anderen Erzeuger sind IMHO Garagenwinzer oder ‚nur‘ Weingüter) hieß Odinstal – (damals) nicht im VDP. Als König der Nonkonformisten gilt Ziereisen – nicht im VDP. Und der trockene Lagenwein, dem Experten das größte internationale Sekundärmarktpotential attestieren (G-Max und Liquid Earth sind keine Lagenweine) ist der Schlossberg von Breuer – nicht im VDP.

Die nächste Baustelle wartet

Doch bevor ich (oder andere) diese Bedenken überhaupt formulieren konnten, hatte der VDP schon reagiert. Nach einem rechtzeitigen Fokus auf ein Sektstatut trat Raumland in den VDP ein. Mit der posthumen Ehrung von Bernhard Breuer wurde eine Geburtswehe des GG und trauriges Kapitel der Verbandsgechichte adäquat aufgearbeitet und die Tür für eine Breuer-Mitgliedschaft im VDP weit aufgestoßen. Ich gehe davon aus, dass Frau Breuer alsbald durch sie durchschreitet. Beim Sales-Pitch mit dem die VDPisten das Weingut Odinstal in den Verband gelockt haben, wäre ich gerne dabei gewesen. Ich halte mich ja für einen versierten Redner, aber da hätte ich sicher noch was lernen können. Ziereisen stünde zwar dem VDP gut zu Gesicht, würde allerdings bei einem Beitritt zum VDP mit seinem strengen Regelwerk automatisch den Titel als als Chef-Normenphobiker in Deutschland verlieren und umgehend durch einen anderen ersetzt werden. Die Position ist sozusagen systemimmanent.

Bleibt der Problem-Chapter an der Mosel. Das Molitor-Thema wird sich nur lösen lassen, wenn der Verband mindestens ein dauerquertreibendes Mitglied zwangsverabschiedet und das könnte ein Spektakel geben, das der VDP bisher zu scheuen scheint. Es muss aber sein. Es ist ja nicht nur Molitor, der fehlt. Betriebe wie Max Ferd. Richter oder Loersch und einige weitere zementieren mittlerweile das Bild, dass die Mosel die Region ist, in der der VDP die Spitze nicht annähernd abdeckt. Er ist lediglich ein Zusammenschluss einiger herausragender und einiger durchaus ordentlicher Weingüter. Das kann der insgesamt taktisch extrem geschickt agierenden Führung des Verbandes kaum verborgen geblieben sein. Nachdem 2022 das Jubeljahr des GG war, bin ich mal gespannt, ob 2023 dann die heiklen Themen abgearbeitet werden. Ich werde es – wo möglich – in Blog, Podcast und Video begleiten. In diesem Sinne allen Lesern, Hörern und Zuschauern ein gutes neues Jahr.

10 Gedanken zu „Was Sie schon immer über das GG wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“

  1. Hallo! Bei allem Lob für die Verdienste des VDP denke ich, der VDP ist in erster Linie eine geniale Vermarktungsorganisatzion, die sich mit dem Nimbus der höchsten Qualität umgibt und dies gerne feiert.
    Vielmehr gibt es wie erwähnt zahlreiche andere Winzer, die zumindest gleichwertige Weine unter ähnlich strengen Richtlinien herstellen. Auffällig gute Winzer versucht man mit unter das Dach zu bekommen, um die Qualität als Alleinstellungsmerkmal zu sichern.
    Der VDP hat sich nur eben als quasi Qualitätsmarke auf dem Markt platziert. Dies gibt dem Konusumenten das Gefühl, wenn VDP (und GG) auf der Flasche steht, einen besonders guten Wein zu trinken. Hierfür ist er natürlich auch bereit einen höheren Preis zu zahlen. Eben geniale Vermarktung!
    Viele Grüße Rolf

    1. Ja, geniale Vermarktung, umgibt sich mit dem Nimbus höchster Qualität und feiert das gerne. Was mir jetzt nicht klar ist: ist das als Kritik oder als Lob gemeint? btw: zahlreiche andere Winzer, die gleiche Qualität produzieren, halte ich für stark übertrieben. Sicher hat ein Mittelfeldwinzer des VDP Konkurrenz auch außerhalb des Verbandes. Wenn es um die Deutsche Spitze geht, werden die VDPisten nur von wenigen verbandsfremden Kollegen begleitet.

  2. Großartige Analyse, vielleicht eine Fortsetzung, in der die deutschen Gesetze, die derzeit überarbeitet werden, und die breitere Verwendung von GG und nicht nur VDPGG diskutiert werden.

  3. Schon lustig, dass hier immer noch die olle Kamelle von einem qualitativ Maßstäbe setzenden Außenseiter und neidischen VDP Mosel-Zwergen verbreitet wird. Die Wahrheit ist leider komplizierter. Der VDP ist ein Zweckverband von Konkurrenten, die im Binnenverhältnis ein Mindestmaß an verlässlicher Kollegialität verbinden muss, damit es funktioniert. Nur am Rande: Aus Sicht zahlreicher VDP Mosel-Mitglieder sitzt der Dauerqueertreiber nicht im Verband, sondern begehrte (und begehrt wieder?) Einlass.

    1. Ich habe weder von Außenseiter, noch von Zwergen, noch von Neid geschrieben. Bleiben wir doch mal bei den Fakten. Um die Mitgliedschaft bewirbt man sich nicht initiativ. Man wird dazu aufgefordert. Dem geht (normalerweise) eine verbandsinterne Diskussion voraus, deren Ergebnis lautet, (fast) alle wollen das neue Mitglied – sonst ist es sinnlos, ihn zur Bewerbung einzuladen. Der 2016er-Vorfall war ja nicht das erste Mal, dass ein Winzer eingeladen wurde sich zu bewerben und dann in der Abstimmung unerwartete Gegenstimmen kamen. Es geht gar nicht um Molitor im Speziellen. Das Schicksal teilt Molitor ja mit mindestens zwei weiteren Betrieben. Gleichzeitig ist ein solches Ereignis aus keinem anderen Regionalverband bekannt.
      Und es gibt Stimmen, die eine treibende Kraft dahinter benennen. Das Maß an Andeutung in meinem Artikel erscheint mir akzeptabel. YMMV.

  4. Ist das Große Gewächs eigentlich irgendwie geschützt? Ich dachte, es wäre nur VDP Weingütern vorbehalten, aber da soll sich doch auch etwas ändern, oder? Ich frage, weil mir ein Domprobst vom Weingut Philipps Eckstein aufgefallen ist, das ja immerhin im kleinen Ring vertreten ist.
    Burghard

    1. Nein, weder GG noch Großes (oder Grosses) Gewächs sind schützbar, da hat der VDP in den Nullerjahren einen Prozess durch alle Instanzen verloren. Jeder darf (bald durfte) diese Kennzeichnungen als Namensbestandteil auf sein Etikett schreiben. Nur VDP-Punkt-Begriff sind eingetragene Marken. Das neue Weingesetz sieht vor, das Große Gewächs weinrechtlich zu definieren (das hätte wohl im übrigen Markeneintragungen uU unwirksam gemacht) und dann darf das jeder Winzer verwenden, der die gesetzlichen Spezifikationen erfüllt. Um diese Specs ringen der VDP und die Verbände gerade (ebenso wie um die Lagenklassifikation). Der VDP verwendet die Begriffe schon seit vielen Jahren nicht mehr, sondern immer die VDP-Punkt-Varianten.
      Mehr hier
      https://www.schnutentunker.de/neues-weingesetz/

  5. Toller Beitrag Felix und Gruß aus dem trockenen jenner! Wer ist denn das quer treibende mitglied an der Mosel ? Danke und Grüße , Max

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