Kreismeister

Ich verkneife mir für gewöhnlich Superlative. Das liegt daran, dass ich nicht genügend Zeit für Wein aufwände, um Deutungshoheit zu beanspruchen. Heute mache ich eine Ausnahme. Das fällt nicht schwer, weil im betreffenden Anbaugebiet wenige Winzer Weißburgunder der Premiumqualität produzieren. Also: Markus Molitors besternte Weißburgunder sind die Gebietsspitze, niemand an der Mosel kommt auch nur in die Nähe dieser Qualitäten. (Bei den häufig heftig spontanstinkenden Rieslingen hingegen, und erst recht bei den Spätburgundern, kann man ganz anderer Meinung sein.)

Markus Molitor, Wehlener Klosterberg *, Weißburgunder QbA, 2006, Mosel. In der Nase und am Gaumen fruchtiger als der 2005er im gleichen Reifestadium. Als wären die verwendeten Holzfässer weniger stark getoastet, ist der Wein in der Nase frei von Raucharomen jedoch mit einer guten Portion Vanille, dazu viel Birne und etwas Grapefruit. Auch fehlen Butter und Nüsse im Bouquet, werden durch eine Blütennote ersetzt. Am Gaumen weist er deutlich weniger Säure auf als seine Brüder aus 2005 und 2007, ist aber trotzdem noch recht spielerisch, was auch an vergleichsweise moderaten 13% Alkohol liegen mag. Um Missverständnisse zu vermeiden: das ist immer noch ein kräftiger, druckvoller und voluminöser Wein, aber keine Wuchtbrumme mit Dampfwalzenstruktur. Eine feine Mineralik trägt einen fruchtig-süßen nach Mandarine und Marzipan schmeckenden, sehr langen Abgang. Für mich nicht als 2006er zu erkennen und ein herausragender Wein.

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