Molitor Chardonnay Wehrheim Weissburgunder

Blindflug 85: Die Mühen des Markus M.

Wir trinken weiße Burgundersorten aus bestem Stall und erleben kleine Überraschungen, obwohl uns eigentlich nichts mehr überraschen sollte.

Im Gespräch springen wir kreuz und quer und genießen den langsam einsetzenden Rausch. Im Glas haben wir zwei deutsche Weißweine aus Burgundersorten und beide widersprechen ihrer Papierform. Der im Alkohol leichte wirkt schwer und süß, die 14,5-Volt-Granate besticht mit Frische und Zug. Das passt zum Thema Selbsttäuschung. Wenn so viele Weine die gängigen Vorstellungen sprengen, ist eine niedrige Trefferquote in der Blindverkostung völlig normal, oder?

Molitors Chardonnay*** – schweres Geschütz

Markus Molitor Chardonnay *** Wehlener Klosterberg

Nur ein Fass gibt es von Markus Molitors ‚großem‘ Chardonnay Wehlener Klosterberg *** 2019 und wer die Alkoholangabe von 12,5% auf dem Etikett sieht, freut sich auf Frische und Zug. Doch was Sascha Felix ins schwarze Glas schenkt schmeckt wie säurearmer Chenin: die Frucht ist süß, die Anmutung cremig und die Frische fehlt. Das ist durchaus angenehm trinkbar, Begeisterung weckt es allerdings weder beim Spender noch beim Empfänger. Das kann sich ändern, wenn sich das enorm dominante Holz besser integriert und die Säure etwas mehr Wirkung entfaltet. Das kann aber auch einfach so bleiben.

Wehrheims Weissburgunder – Zug und Schmelz

Wehrheim Weissburgunder GG Mandelberg

14,5 Prozent Alkohol wirken beim zweiten Wein des Abends dagegen erst einmal abschreckend, tauchen im Glas dann aber quasi nicht auf. Der Mandelberg Weissburgunder Großes Gewächs 2015 von Dr. Wehrheim bringt Schmelz und Wucht und ist kein Leichtgewicht, aber er hat auch viel Zug und Frische und lädt zum Trinken ein. Dieser Wein zieht seine Textur nicht aus üppigem Holzeinsatz, sondern aus Hefelager und Traubenreife. Das hat etwas Müheloses, das beide Blindflieger sehr glücklich macht. Heute hat die Pfalz die Nase vorn.

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27 Gedanken zu „Blindflug 85: Die Mühen des Markus M.“

    1. Ach cool. Aber mal im Ernst: der hat sich doch das Podcast angehört und die Kritik beherzigt, oder? Man merkt richtig, wie er sich konzentriert um nicht mehr Boden zu sagen, sondern Ausgangsgestein, dann die eingebaute Neuseeländerin mit ihren Ergebnissen, die ja ziemlich mein Lebensgefühl ausdrückt und noch ein paar Dinge mehr, die gegenüber dem Interview als zarte Anpassungen erscheinen 😉

      1. Beim Riesling kommt er dann doch wieder auf ,mehr Säure, weniger Holz, hartes Mundgefühl Abwesenheit von Frucht (Zitrone aber schon) – eher kargeren Wein‘ also doch nicht ganz den Podcast gehört 😛

        Vielleicht gibt es aber auch noch ‚die Mineralik‘ sondern eine, die von der Rebsorte abhängig ist bzw. Eine typische je Rebsorte ?

        Phenolik hab ich kein einziges Mal gehört.

        Für mich habe ich festgestellt: jeder definiert wie er will und durch weitere beschreibende Worte in der Verkostung wissen tzd immer alle was gemeint ist. Außerdem werde ich das Wort zukünftig deutlich differenzierter und bedachter einsetzen 🙂

        Cheers
        Jan

        1. Okay, das hast Du jetzt absichtlich falsch verstanden, um ein bisschen zu provozieren, oder? Jan, sag mir bitte, das Du nicht so einfältig bist, wie der erste Teil Deines Kommentars klingt, sonst kann ich mir künftig die Antworten auf Deine Kommentare ja sparen…

          1. Nein – gefühlt bin ich nicht einfältig. (meine subjektive Wahrnehmung) <3

            Provozieren ist aber auch überspitzt.

            Mich würde eher deine Meinung zu dem Thema in 2. Teil interessieren.

            Wenn ich die Ausführung von Hr. Fischer richtig verstanden habe, ist Mineralik beim Sauvignon Blanc anders geartet als beim Riesling. Aber doch auch irgendwie ähnlich (wenig Holz, keine Frucht – Zitrus ist anscheinend immer noch keine Frucht :P).

            Würdest du je nach Rebsorte von unterschiedlichen Definitionen von Mineralik Gebrauch machen? Ich hatte das noch nie in Betracht gezogen.

            Cheers
            Jan

            1. Herr Fischer hat jetzt mal (als Friedensangebot an seine Kritiker?) zwei Studien hinzu gezogen, die Mineralik anders definieren als er und zu dem Schluss kommen, dass höhere Säure nicht zu einer stärkeren Mineralik-Wahrnehmung führen. Davon gibt es anscheinend ein paar mehr. Die Frage, die sich aufdrängt, ist für mich: gibt es eigentlich auch Drittstudien, die Fischers Thesen stützen, oder ist er mit seiner Säuretheorie als Geisterfahrer unterwegs? Er stürzt sich immer auf die Gemeinsamkeit, dass alle feststellen, je weniger Aromen (manchmal auch nur je weniger Fruchtaromen, manchmal bestimmte, manchmal unbestimmte Aromen) wahrgenommen werden, desto höher die Mineralik-Wahrnehmung. Hat je irgendwer etwas anderes behauptet?
              Eine unterschiedliche Mineralik nach Rebsorten ist in seinem Kontext methodisch nicht haltbar, ganz egal, wie ich die Idee finde. Der Ausgangspunkt war immerhin: Wir haben in einer Terroirstudie von 2004 bis 2008 physikalische Standards für Mineralität definiert, die wir in der Analyse nutzen. Damit können wir Mineralität im Wein wissenschaftlich belegen, sensorisch reproduzierbar machen…
              Außerhalb von Herrn Fischers Welt finde ich die Idee immer noch merkwürdig. Verschiedene Rebsorten können bezüglich Mineralik unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen haben, so wie die Säurewahrnehmung in verschiedenen Rebsorten unterschiedlich intensiv ist (5,5 Gramm/Liter Gesamtsäure in einem Riesling wirken lätschert, in einem Traminer wirken sie lebendig), die Frage ‚Was ist sauer?‘ unterschiedlich zu beantworten, fiele aber deswegen niemandem ein.

          2. Übrigens: Nach dem Podcast und deinen Ausführungen bin ich tatsächlich sehr am hadern, ob ich Mineralik weiterhin so stark in Verbindung mit Säure setzen soll/würde.

            Insbesonders da bspw. Melon de Bourgogne (Muscadet) im Dezember sehr oft in meinem Glas gelandet ist und ich einige Weine sehr mineralisch fand/finde. Die rebsorte ist ja zumindest nach meiner Recherche eher als weniger Säurehaltige bekannt. (Gerne korrigieren – natürlich habe ich mir nicht die ph-werte der Weine angeschaut.)

            Ich hab das vorher nie so reflektiert betrachtet, insofern nochmal vielen Dank für deine Anregungen und Antworten 🙂

          3. Drittstudien würden mich auch interessieren.
            Das „Gefährliche“ ist vermutlich, dass bei Rieslingen gefühlt die meisten öfter das Wort Mineralik in den Kopf schießt als bei Grauburgunder.

            Dadurch kann man den Link zwischen Säure und Mineralik erstmal nachvollziehen. Da er anscheinend nur Riesling betrachtet, funktioniert dieser Link auch (so halb).

            Bei mir hat es ja auch etwas gedauert, bis ich das verstanden hab. Und letztlich konnte ich mir es über den Kniff mit einer „säureärmeren“ Rebsorte, bei der ich viele Weine mineralisch fand selbst vor Augen führen.

  1. …den ***MM kenn ich auch, nur in Pinot blanc und dann noch als 15er 🤪
    Zum Holz hab ich mir damals notiert „dezente, aber auch prägende Großholzaromatik“, zur Säure „straff-elegant“. Und er war bei der Begegnung schon 4 Jahre alt. Vielleicht war der Chardo also doch nur zu jung?

    Bezüglich der Mineralik interessiert mich eigentlich nicht, welchen chemischen Stoff ich da schmecke, sondern welche Assoziation bei mir aufploppt. Die dient mir dann zur Beschreibung meiner Eindrücke. Ich gehe auch davon aus, daß ich nicht direkt z.B. Schiefer schmecke, sondern eher (organische) Substanzen, die sich gerne bzw. typischerweise am Schiefer ansiedeln und irgendwie in die Traube gelangen. Kann ja kein Zufall sein, daß Schieferweine auch tatsächlich meist ein Schieferaroma befördern, andererseits hatte ich oft genug schon Weine im Glas, deren Trauben hundert Kilometer weg vom nächsten Schiefer gewachsen sind und trotzdem schiefern…

    Ich bin übrigens Techniker und muß beruflich immer alles ganz genau wissen, privat trifft das als Ausgleich nicht unbedingt zu…

    1. Naja, wenn der über ‚Großholzaromatik‘ verfügte, ist er ja nicht vergleichbar, denn der Chardonnay war ja im kleinen Holz. Und ja, es kann ja eigentlich nur um Assoziationen gehen, denn die analytischen Unterschiede zwischen Weinen, die wir als mineralisch empfinden und solchen, die nicht, liegen ja meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle für die entsprechenden Inhaltsstoffe.

      1. …ob der Weißburgunder nun im großen oder kleinen Holz war, weiß ich nicht, angekommen ist bei mir die eher subtile „Großholzaromatik“. Und ob die die 3 Sterne bei MM zwangsläufig auf die Faßgröße hinweisen, weiß ich auch nicht, aber die Weine stammen aus der gleichen Reihe, deshalb mein Vergleich, auch wenn’s natürlich letztlich Äpfel mit Birnen bzw. Chardo mit WB ist… 😉

  2. Zum Hr Prof. Ja ich gebe dir recht, man sollte in jedem Fall Herr des Vokabulars sein, was man verwendet.

    Folgenden Abschnitt (quasi das Fazit) finde ich aber tzd schlüssig:

    Mineralität muss also vom Boden gelöst werden?

    ‚Fischer: Die Wahrnehmung von Mineralität wird nicht durch die Präsenz bestimmter flüchtiger oder nicht flüchtiger Bestandteile im Wein ausgelöst. Gefördert wird sie durch den Mangel an deutlichen Rebsortenaromen, an Holz oder Fehlaromen. Frische, zitronige und grüne Aromen und eine ausgeprägte Säure mit ihrer leicht adstringenten Wahrnehmung auf der Zunge unterstützen den Eindruck von Mineralität. Obwohl ihre Beschreibung variiert, erkennen viele Verbraucher Mineralität und schätzen ihre Ausprägung.‘

    Grüne Aromen würde ich vllt eher unter Phenolik sehen, ansonsten passt das aber schon in meine Welt von ‚mineralisch/Mineralik‘

    Und auch die Beschreibung wie man zu mehr Mineralik kommt, finde ich jetzt nicht ganz unschlüssig.

    1. Grüne Aromen würde ich vllt eher unter Phenolik sehen, ansonsten passt das aber schon in meine Welt von ‚mineralisch/Mineralik‘

      Ist schwierig, wenn Du ein zentrales Element seiner Argumentation rausnimmst, aber dann sagst, Du wärst seiner Meinung. Er sagt zitronige Aromen, Du sagst ‚weniger fruchtbetont‘ er sagt ‚grün‘. Du sagst nö, grün nicht, eigentlich gar keine Aromen. Die Diskussion ist einfacher, wenn wir über eine Meinung diskutieren, nicht über zwei völlig verschiedene, die Du deckungsgleich nennst, obwohl sie es nicht sind.

      Und auch die Beschreibung wie man zu mehr Mineralik kommt, finde ich jetzt nicht ganz unschlüssig.
      Ich nennen die konsequente Anwendung eines Taschenspielertricks die konsequente Anwendung eines Taschenspielertricks und Du nennst sie schlüssig. Das ist eigentlich eine perfekte Ausgangslage für eine Diskussion. Was daran Taschenspielertrick ist (eigenes Personal sensorisch trainieren und dann nach der eigenen Definition von Mineralik suchen lassen) habe ich im Podcast geschildert, warum die Definition von Mineralik alles andere als konsensfähig ist, habe ich hier mit mehreren Quellen und links zu anderen Universitäten und Wissenschaftlern, die das anders sehen, dokumentiert. Jetzt wäre der Punkt gekommen mit Gegenargumenten statt mit ‚finde ich jetzt nicht ganz unschlüssig‘ zu kommen. Übrigens, kleines Gedankenexperiment: nachdem das Kalium ausgefallen ist, säuerst Du den Wein oder Most ein weiteres mal um meinetwegen 5 Gramm pro Liter auf. Nun reduziert der Wein seine Mineralstoffkonzentration weiter, weil die zusätzliche Säure sie verdünnt, für Verkoster wird die hammerharte Säure aber so dominant, dass an Mineralik nicht mehr zu denken ist. (Du hast sicher schon Weine getrunken, die Du ‚einfach nur sauer‘ fandest.) Jetzt lautet die These: Der mineralstoffärmere Wein schmeckt weniger mineralisch. Ist auch ziemlich schlüssig, oder?

      1. Ist schwierig, wenn Du ein zentrales Element seiner Argumentation rausnimmst, aber dann sagst, Du wärst seiner Meinung. Er sagt zitronige Aromen, Du sagst ‚weniger fruchtbetont‘ er sagt ‚grün‘. Du sagst nö, grün nicht, eigentlich gar keine Aromen. Die Diskussion ist einfacher, wenn wir über eine Meinung diskutieren, nicht über zwei völlig verschiedene, die Du deckungsgleich nennst, obwohl sie es nicht sind.

        => Für mich ist ein fruchtbetonte Aromatik eher das, was Pfirsich, Aprikose, Apfel, exotische Früchte, Beerenfrüchte beinhaltet.
        Klar sind Zitrusfrüchte, Früchte – ich nutze das aber nicht, wenn ich fruchtbetont meine.

        Was ich unter grün verstehe, bspw. Gerbstoffe – kommt oft durch langen Schalenkontakt. Bei PN habe ich oftmals grüne Tomate bzw. Tomatenstiele, das ist sowas herbes robustes. Hat for mich eher nix mit Mineralik sondern eher mit Phenolik zu tun.
        Gar keine Aromen? i dont get it

        Ich sage ja nicht, dass er Mineralik/mineralisch oder sonst was wissenschaftlich sauber definiert. Ich sage nur, dass ich mit seiner Ausführung etwas anfangen kann und auch nachvollziehen kann, was er unter mineralisch versteht.

        „Gefördert wird sie durch den Mangel an deutlichen Rebsortenaromen, an Holz oder Fehlaromen. Frische, zitronige und grüne Aromen und eine ausgeprägte Säure mit ihrer leicht adstringenten Wahrnehmung auf der Zunge […].“

        Wenn ich diese Beschreibungen bei einer Verkostung lesen würde, könnte ich nachvollziehen, warum der Verkoster den Wein als mineralisch bezeichnet.

        Ein übersäuerter Wein ist übersäuert und nicht mineralisch. 😉
        Ich habe den Beitrag eher als Versuch verstanden den „schwammigen“ Begriff etwas greifbarer zu machen.
        Du hast, glaube ich, einen anderen Anspruch an das Interview. (den kann ich durchaus nachvollziehen)

        Bspw. Passen auch jene Ausführung in meinen! Kosmos von mineralischen Weinen:


        Fischer: […] Jedenfalls ist der Winzer der größte Faktor, wenn er sich nicht zurücknimmt. Wir haben in einem Versuch die Trauben von sechs Weingütern selbst geerntet und mikrovinifiziert. Dabei haben wir uns bemüht, keinerlei Mikroorganismen auf die Trauben zu bringen und nur mit weinbergseigenen Hefen zu arbeiten. Dazu haben wir mit Hygiene-Handschuhen gearbeitet, unsere eigene Presse mitgebracht und in eigenen Kühlcontainern vergoren. Alles wurde zuvor mit 70-prozentigem Alkohol desinfiziert. Wir haben alle Moste durchgegoren und mit den in den Weingutskellern vergorenen Weinen verglichen. Es war dasselbe Lesegut, derselbe Lesezeitpunkt. Die Weine mit dem eigenen Mikrobesatz schmeckten deutlich schlanker und mineralischer, das Terroir war stärker ausgeprägt. Sie haben im Gegensatz zu den Weingutsweinen keinen Säureabbau gemacht. Wir wissen, dass ein Teil der Weingutsstilistik aus dem Keller kommt, weil es dort immer eine eigene Kellerflora gibt.

        Kann man daraus folgern, dass die Kellerflora den mineralischen Eindruck reduziert?
        Fischer: Wenn der Winzer sich nicht zurücknimmt, überlagert er mit der Kellerwirtschaft das Terroir und die Mineralität.

        Ich werde mir auch noch die anderen Quellen, die du aufgeführt hast, anschauen – vllt definieren die den Begriff ja „besser“ bzw. schlüssiger und ich kann es dort noch besser nachvollziehen und ggf. meine bisherigen Assoziationen zum „mineralischer Wein“ überwerfen. 😉

        1. Naja, was damit anfangen kann ich auch. Das war ja aber zu keiner Zeit die Kritik. Im Gegenteil, der ganze Taschenspielertrick funktioniert ja nur, wenn es scharf genug ist, dass man was damit anfangen kann, sonst kannst Du das sensorische Personal ja nicht schulen. Im übrigen hat mein Freund Aristoteles noch mal angerufen. Du erklärst immer, dass Du mit Herrn Professors Aussagen gut übereinstimmst, außer mit A, B und C. Da A, B und C aber etwas mehr als die Hälfte seiner Vorstellung ausmachen, wäre es vielleicht sinnvoller zu sagen: Du bist anderer Meinung als er, seine Punke D und E passen allerdings ganz gut in Dein ganz eigenes Schema von Mineralik, während Du bei mir gar keine Übereinstimmungen findest. Denn wenn er Zitrus schreibt, kannst Du doch nicht sagen, Zitrus ist zwar ne Frucht, aber das meint er bestimmt ganz anders, und ich finde Pfirsich und dann ist das ja eigentlich das gleiche…
          Gar keine Aromen? i dont get it
          In Deiner ersten Ausführung, was für Dich Mineralik ausmacht, kamen überhaupt keine Aromen vor, das passt Du im Laufe der Diskussion an. Ist auch nicht das einzige, was Du anpasst. Macht die Diskussion nicht leichter.
          Über den Terroirkram habe ich mich gar nicht erst ausgelassen. Die Weine mit dem eigenen Mikrobesatz schmeckten deutlich schlanker und mineralischer, das Terroir war stärker ausgeprägt. Ah ja. Und was ist Terroir? Und wie hat er festgestellt, dass seine Weine die wahre Darstellung des selbigen waren, nachdem er einen einzigen Jahrgang vinifiziert hat? Und dann das: Sie haben im Gegensatz zu den Weingutsweinen keinen Säureabbau gemacht. Hahahaha. 5 Prozent der deutschen Weißweine machen einen BSA und er wählt einen Versuchsaufbau, bei denen seine Vergleichsweine einen BSA machen? Und er wundert sich, dass die Weine mit mehr verbliebener Säure schlanker schmecken? Und das hat was mit Mineralik zu tun? Also klar, wenn ich das sensorische Personal darauf schule, dass je schlanker und saurer, desto mineralischer, dann wird das ein glanzvoller weiterer Taschenspielertrick Beweis seiner Theorie.

          1. Ich sage, dass ich einige Teilaspekte, die er unter mineralisch stellt, auch in meiner Assoziation von mineralisch wiederfinde. Du pickst ja auch nur Aspekte von meinen Ausführungen hier und gehst darauf ein – so what?

            Ich habe ja nirgendwo Mineralik / mineralisch definiert, von daher habe sich im Laufe der Diskussion weitere Facetten ergeben. Sehe auch hier kein Problem.

            Was mich an der Ausführung im Podcast nur verwundert hat, ist, wie du Mineralik ab 17.30 beschreibst. Traubenschale, schmirgeln, Bitterstoffe, sandiges Mundgefühl assoziiere ich mit Phenolik und eben nicht mit Mineralik. Das, was du unter mineralisch zusammenfasst, klingt für mich eher nach orange-wein und den assoziiere ich nunmal nicht mit mineralisch. Dass das durchaus zusammenhängt, war mir bis gestern noch nicht bewusst – von daher habe ich in jedem Fall etwas gelernt.

            Ich finde die Ausführung des Artikels internationalwinechallenge sehr gut. Und am Ende finde ich die schwammigste Definition eigentlich die schönste „a sort of little weir in the flavour stream of the wine, slowing down its flow, but ultimately contributing to the qualities of dimensionality and length.”

  3. Bin ich blöd oder ist der erste Teil im Lexikon von Wein.plus widersprüchlich zum unteren Teil (der wohl vom Interview kommt)?!
    https://glossar.wein.plus/mineralisch

    Derweil finde ich eure Definition von mineralisch nicht gerade ‚deckungsgleich zu meiner‘ bzw. habe ich auch noch bei keinem in dem Kontext Haptik gehört – also für mich hat mineralischer Wein nichts mit Sand oder schmirgeln zu tun. Sondern eher wie im Lexikon beschrieben, mit salzig, kühl, crisp und weniger Fruchtbetont.

    Phenolisch/Phenolik assoziiere ich überhaupt nicht mit mineralisch. Das benutze ich eher bei Gerbstoffen (bspw. Orange Wein oder Wein mit viel Schalen bei der Maische)

    Zeigt mal wieder, dass die buzzwords nur bedingt geeignet sind.

    Cheers
    Jan

    1. Ja, das liebe salzig 😉 Das wäre für mich dann auch definitiv haptisch. Sandig assoziiere ich allerdings auch nicht mit mineralisch, das fände ich dann fehlerhaft. Zudem spielt sich Mineralik bei mir auch nicht so sehr im Mundraum ab als eher zum Abgang hin (zeitlich wie räumlich).

    2. P.S. Zum Thema ‚noch bei keinem in dem Kontext Haptik gehört‘ – habe gerade mal nachgeschaut, hier im Blog verwende ich diese Mineralik/Phenolik-Kombination seit 2013 (ich weiß natürlich nicht, ob Du nur hörst oder auch liest). In 8 Jahren hat diese Verwendung keinen Widerspruch produziert, auch nicht in den Wiesbaden-Strecken, die ein besonders meinungsstarkes Publikum anziehen 😉 Ich stecke da also keinesfalls in der Nische unter dem Radar.

      1. Doch doch, ich lese auch. 😀 aber das habe ich so nie bewusst wahrgenommen und für mich würde ich die Begriffe in jedem Fall nicht als Synonym sehen. Meinst du es denn so?

        1. Also ja/nein/jein. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich glaube, es war eine frühe Episode von Wein am Limit oder irgendein anderes Video-Interview, in dem Stephan Attmann (von Winning) davon berichtete, dass neuere Forschung ja ergeben habe, dass diese ganze Mineralik in Wirklichkeit polymerisierte Phenole seien usw., die mich auf das Thema stieß. Parallel kamen die Menschen, die meinten, mineralische Weine seien etwas für ‚Steinlutscher‘ (mehr Haptik geht ja nicht). Da ich mit der Mineralik zu der Zeit eh haderte, habe ich ein bisschen was drüber gelesen und für mich entschieden, dass ich das mal als mineralisch-phenolischen-Komplex bezeichnen will, was eigentlich nichts anderes heißt, als das ich die Entscheidung wie viel Überlappung das denn nun ist, vor mir her schiebe. Hier hast Du zum Beispiel einen Geologieprofessor mit Weinbackground, der die Sache noch komplizierter macht: „I think what most people describe as minerality is the result of acidity interacting with phenolic components to provide flavors that seem like part of the mineral [e.g. flint, steel, concrete instead of plum, violet, tobacco], rather than biological world.
          Dann kommen noch die Chemiker, die alles auf den Schwefel schieben.
          Ich glaube dieser Artikel zeigt ganz gut, wie vertrackt das ganze wirklich ist (und das es sogar regionale/nationale Unterschiede bei der Definition von Mineralik gibt): https://www.internationalwinechallenge.com/Canopy-Articles/minerality-a-new-definition.html

          1. Merci! Werde ich mal in Ruhe lesen.
            Eigentlich wird der Kontext ja durch weitere umschreibende Wörter immer ganz gut deutlich. ([e.g. flint, steel, concrete instead of plum, violet, tobacco], rather than biological world.)
            Damit kann dann ja jeder, der nicht gerade nur dornfelder halbtrocken trinkt, vermutlich etwas anfangen.

            Wenn nicht gerade Januar wäre, würde ich mir jetzt einen mineralischen! Chablis aufmachen und noch etwas über den Zusammenhang zwischen Terroir und Mineralik sinnieren 😛 (sind ‚alle’ Chablis mineralisch?! Liegt’s am Terroir?!)

            1. Oder liegt es am Stahl? Dann wären die Gemeindeweine mineralischer als die Crus. Ist übrigens ernst gemeint: Das cremige Element in den Barrique-Burgundern puffert ja die Phenolik, der Zucker im Riesling eher die Säure. Nach meiner Wahrnehmung wird Riesling aber häufiger mineralisch genannt als (Barrique)-Burgunder.

          2. Jep – so auch meine Erfahrung, sobald Holz im Spiel ist (zumindest neues und/oder kleines) scheint mir die Mineralik/Phenolik nicht mehr so präsent (sieht der Prof übrigens auch so)

            Und ja – gefühlt ist Riesling oftmals mit dem Begriff Mineralik verbunden, ob das jetzt wirklich so ist, oder ob es eher am „Marketing“ liegt, mag ich nicht zu beurteilen. (ist mir auch egal – aktuell trinke ich lieber (mineralischen :P) Chenin Blanc)

            1. Siehste, und da verstehe ich den Prof (und Dein Eingangsstatement) eben nicht mehr. Der Restzucker im Riesling, dem man allgemein geschmacklich unterstellt, er puffere Säure, behindert die Mineralik nicht. Das Diacetyl etc. im Holzburgunder, das eher haptisch cremig wirkt, puffert angeblich Phenolik und die Weine wirken im Allgemeinen weniger mineralisch. Da ruft der alte Aristoteles doch sofort: dann hat Mineralik vielleicht mehr mit Phenolik als mit Säure zu tun…

          3. Touche! Ich würde tatsächlich aber auch eher sagen, das trockene Weine nach meinem Empfinden immer „mineralischer“ sind als restsüße. 😉
            Also ne Auslese ist bei mir nie mineralisch, da blitzt im besten Fall die Säure auf und es wirkt frisch(er)/kühler. Klar kann man das jetzt wieder als „mineralisch“ bezeichnen 😛 Ich die Assoziation „Mineralisch“ schon eher in den trockenen Restzuckerbereichen sehen.

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