Wie gut ist Gutswein Podcast

Blindflug 107: Geht guter Gutswein?

Die Frage ist so alt wie die Klassifikation: Ist ein Winzer nur dann gut, wenn seine Einstiegsqualitäten herausragen? Eine intensive Abwägung…

Flo ist da und hat einen spannenden Wein mitgebracht. Felix hat einen Hörerwein der anderen Art im Gepäck und auch wenn seine Strecke die deutlich längere ist, so liegt das dieses mal nicht an einer langen Geschichte, sondern an einer intensiven Diskussion.

Weingut Kopp – Chardonnay mit Riesling-Säure

Kopp Baden Chardonnay

Felix schenkt Flo den Chardonnay Felsenstück Varnhalt 2020 vom Weingut Kopp aus Baden ein. Das ist ein superstraffes Geschoss mit 8 Promill Säure und sehr feinem Holzeinsatz. Flo ist schnell auf der Riesling-Fährte und kommt auch nicht mehr von ihr runter, was ziemlich sicher an der wirklich außergewöhnlichen Säure liegt. Es bleibt bei beiden Verkostern eine gewisse Unsicherheit, wie ein so straffer Genosse wohl altert. Felix berichtet dazu von einer gänzlich wunderbaren Begegnung mit dem Blanc de Blanc Sekt, den zeitgleich zufällig auch der Kollege Neske im Glas hatte.

Bayrischer Bodensee – Trend-Ecke

Hornstein am See Nonnenhorner Spätburgunder

Flo bringt einen Pinot vom bayrischen Ufer des Bodensees mit, wo die Weine allerdings als Württemberger gelabelt werden. Nonnenhorner Spätburgunder 2020 vom Weingut Hornstein am See hat eine dezent grüne Note, die aber nicht unreif wirkt, baut mit 13,5 Prozent Alkohol auch reifen Druck auf, leidet aber unter einer etwas dominanten Note vom biologischen Säureabbau. Das ist insgesamt sehr ordentlich, insbesondere ob des überschaubaren Preises von 17 Euro. Dem Bodensee gehört die Zukunft und wir tun gut daran, uns mit den örtlichen Weingütern zu beschäftigen.

Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.

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17 Gedanken zu „Blindflug 107: Geht guter Gutswein?“

  1. Moin! Ich bin wohl etwas unfähig, doch leider kann ich die Verkostung des Weinpakets (Dienstag 20.12, Abends) nirgends finden, weder hier, noch bei Youtube. Kommt das noch? Schöne Grüsse aus der Schweiz. Danke übrigens für den echt tollen Podcast!

  2. Hallo Felix,

    ich möchte mich zunächst dafür bedanken, dass meine Frage nach der Konstanz von GG-Erzeugern über alle Qualitätsstufen hinweg so ausführlich beantwortet und in dieser Folge des Podcasts thematisiert wurde, das freut mich und ich habe darin viele interessante Aspekte erfahren. Dein Standpunkt, nur Weine höherer Qualitätsstufen zu trinken, ist für mich nachvollziehbar, aber für mich nicht die passende Option, und zwar aus folgenden Gründen:
    1. Qualitätsvorteile gegenüber Ersten Lagen oder sogar Ortsweinen scheinen mir manchmal sehr gering und die massiven Aufpreise, wie oft auch in anderen Bereichen zu sehen, nicht unbedingt zu rechtfertigen. An der Spitze kostet jedes Quäntchen mehr Qualität unverhältnismäßig mehr Geld. Ortsweine und Erste Lagen haben oft – Flo deutet das im Verhältnis zu Gutsweinen ebenfalls an – das beste Preis-Leistungsverhältnis. Und nicht immer stimmt meines Erachtens die Hierarchie, manchmal überzeugt mich der Wein einer nominell geringeren Qualitätsstufe mehr. Das ist oft wohl Geschmackssache oder eine Frage der Reife.
    2. Wenn ich immer nur GG’s trinken würde, fürchte ich, würde mir das Besondere gewöhnlich und seinen Reiz verlieren. Das soll nicht bedeuten, dass man sich im Alltag schlechten Wein reinzwingt, um sozusagen maximalen Kontrast zu erzielen. Aber Differenzen in der Qualität zwischen guten und sehr guten Weinen immer wieder zu erfahren, schärft meiner Erfahrung nach das Qualitätsempfinden. Das geht freilich auch mit GGs, aber hier ist es deutlich teurer und mittelprächtige GGs für viel Geld sind mir dafür allemal zu teuer.
    3. Wenn man sich auf GGs konzentriert, ist man, was z. B. Rebsorten angeht, deutlich eingeschränkt. Hochwertige GG’s beruhen in Deutschland auf gerade mal sechs Rebsorten, daran haben Riesling und Spätburgunder einen Anteil von schätzungsweise drei Vierteln. Ich müsste meine Neugier zu sehr zügeln und vieles links liegen lassen. Naturweine, historische Rebsorten, Neuzüchtungen, Cuvées, Winzerexperimente – auch wenn es meist bei einem Versuch bleibt, ab und zu ist doch ein Volltreffer dabei, und schließlich erweitern auch negative Erfahrungen den Horizont. Natürlich ist das beim Wein ein zwiespältiger Trost und ich bin da auch schon vorsichtiger geworden. Der teuerste Wein ist schließlich einer, der im Ausguss landet. Aber, wie mir scheint und gefällt, ist die Neugier ja auch ein wesentlicher Antrieb beim Schnutentunker.
    4. Mein wohl wichtigster Grund, nicht nur GG’s zu trinken: Wenn ich ein GG (oder einen anderen Wein hohen Anspruchs) trinke, sollte dieser Wein im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und mit Respekt und Konzentration bedacht werden. Das schließt für mich aus, ihn zum Essen zu trinken oder beim Fernsehen oder beim geselligen Abend mit (nicht abfällig gemeint) weinmäßig unbedarften Gästen wegzuschlotzen. Da passt ein anderer, auf seine Art guter Wein meiner Meinung nach besser.
    Wenn ich die über hundert Folgen des Blindflugs richtig bilanziere, liegen wir am Ende nur um Nuancen auseinander, denn ich erinnere mich, schon oft sehr wertvolle Hinweise auf gute und zum jeweiligen Anlass passende Alltagsweine erhalten zu haben. Als Fazit eurer differenzierten Antworten auf meine Frage nach der Konstanz nehme ich mit: Nichts ist gewiss, und genau darum bleibt es spannend. Dafür und für alle aufklärerischen Anstrengungen in Sachen Wein jedenfalls meinen aufrichtigen und herzlichen Dank.
    Schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr!

    Detlev

    1. Oh, da hast Du mich aber gründlich falsch verstanden. Ich trinke ja quasi gar keine GGs mehr, sondern nur Ortsweine und erste Lagen. Ich trinke halt auch keinen Gutswein, weil mir die Ortsweine meist erheblich mehr Freude machen. GGs gibt es, wenn Gäste da sind, auch weil sich der Inhalt dann auf mehrere Gläser verteilt. Das habe ich doch aber eigentlich schon mehrfach im Podcast erzählt.

      1. Dann habe ich tatsächlich die Folge 107 als Plädoyer für GGs missverstanden, tut mir leid. Vielleicht war ich zu sehr auf meine anfängliche Frage fixiert. Zum Glück lässt sich das ja aufklären.
        Schönen Abend!

        Detlev

  3. …in der Tat interessant, die o.g. Einschätzung stammt von einem der Schmitt’s, jedoch nicht von Martin Schmitt (mit ihm habe ich nur kurz gesprochen, er war auf dem Sprung zu einer Veranstaltung). Wir haben während des gut zweistündigen Gesprächs mal anhand der eher überschaubaren Flaschenzahlen in diesem Bereich (eher niedrige 1000er oder gar Hunderter je Sorte laut Weingutsangabe) und anhand der Tatsache, daß die Schmitt’s z.B. bei den GG’s sich noch unterhalb der 30 Euronen-Marke bewegen, mal überschlagen, was da so an Umsatz aus der Oberliga so insgesamt rumkommt, vor allem wenn man hinterfragt, bei wie vielen Flaschen auch tatsächlich der „ab Hof-Preis“ im Weingut ankommt, vom Händler gibt’s naturgemäß deutlich weniger. Und so lange ich da war, wurden die Kofferräume nur mit Gutsweinen vollgeräumt (ich ausgenommen). Die genannte wirtschaftliche Bedeutung wird daher -mein Eindruck bleibt da erstmal- wohl doch nicht in erster Linie dem Verkaufspreis der Oberliga-Flaschen als dem Renommée geschuldet sein, egal wie man das nach außen hin so darstellt. Wo die nackte Wahrheit wirklich liegt, kann man zwischen beiden Statements nur mutmaßen, in die Buchführung wird man ja wohl keinen Einblick erhalten…

      1. …ich denke schon, die 43 Euronen sind der Preis fürs aktuelle Spätburgunder-GG (welches die genannten Euronen übrigens ohne Wenn und Aber wert ist), das aktuelle 20er Silvaner-GG kostet 28 EUR, der Riesling 50 Cent mehr…

        1. Also Du weißt, dass das GG 43 Euro kostet, weil Du es selbst gekauft hast, schreibst dann aber in Deinem Kommentar ‚daß die Schmitt’s z.B. bei den GG’s sich noch unterhalb der 30 Euronen-Marke bewegen‘ weil das Deinen Vortrag stützt? Ich biete meine Informationen ganz wertneutral an. Du kannst glauben, was Du willst. Aber wenn Du hier, auf meiner Plattform, meine Aussagen in Zweifel ziehst, dann bitte redlicher.

          1. …sorry, aber wenn allgemein über GG’s geredet wird, sind das in allererster Linie die Rieslinge, in Franken vorndran eher die Silvaner, die Spätburgunder sind vielleicht an der Ahr in der GG-Diskussion führend. Die genannten Preise sind auch öffentlich auf der Heimseite des Guts abrufbar. Ich hab auch keine Aussage in Zweifel gezogen, was soll das? Und dann gleich noch unredlich? Nee, den Schuh zieh ich mir nicht an!

      2. …hab übrigens gerade den 2015er Gutsriesling von Schäfer-Fröhlich im Glas. Boah, für (seinerzeit) 11,08 Euronen ist das richtig großes Kino!

  4. Vor ein paar Wochen war ich bei Schmitt’s Kindern und da wurde mir mal wieder bestätigt, daß mit den Gutsweinen die Miete bezahlt wird, die Ortsweine sorgen für einen mehr oder weniger auskömmlichen Gewinn, Erste und Große Lagen sind in erster Linie fürs Renommée gut, tragen aber aufgrund der vergleichsweise geringen Mengen nur unwesentlich zum Geschäftsergebnis bei.

    Dementsprechend werden Guts- und Ortsweine meist sehr stark an den Vorlieben der Stammkundschaft ausgerichtet (privat wie Gastro), die Kür des Winzers manifestiert sich vor allem bei den Oberklasseweinen. Nun zeigen die Vorlieben der jeweiligen Guts- und Ortsweinstammkundschaft nur vereinzelt in meine eher nerdige Richtung, denn diese Kunden bevorzugen nicht selten Weine mit eher milder Säure bzw. mehr oder weniger dienender Restsüße, auch wenn „trocken“ draufsteht. Deshalb gibt’s nicht wenige Winzer, bei denen für mich der Spaß erst in den oberen Ligen anfängt, Ausnahmen bestätigen aber die Regel, egal ob VDP oder non-VDP; es gibt auch keinerlei Grund, diese Strategie des Überlebens im Einzelfall zu bekritteln.

    Ob mir persönlich die Gutsebene was bringt, hängt wohl stark davon ab, wie die über die Jahrzehnte herangezogene Stammkundschaft -welche die Gutsstilistik in dieser Ebene wohl maßgeblich beeinflußt- so drauf ist; jedenfalls ist das mein Eindruck. Bei o.g. Weingut waren mir dann auch die Guts- und Ortsrieslinge klar zu „gefällig“, den Guts-Silvaner fand ich dagegen außerordentlich animierend.

    Insgesamt gesehen kaufe ich schon eine ordentliche Zahl an Basisweinen, aber kaum blind, sondern vor allem nach positiven Verkostungsergebnissen. Und wenn man sich mit heraustragenden (aber nicht „großen“) Gutsweinen immer mal wieder erden kann, schmecken die GG’s & Co. im Anschluß nochmal deutlich besser bzw. ich kann sie besser wertschätzen…

    1. Interessant, dass Du Schmitt‘s Kinder erwähnst, wo ich doch in Folge 97 berichtet hatte, dass Martin Schmitt mir bei der 20-Jahre-GG-Feier erklärt hat, dass das GG für ihn längst eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat. Er mache mittlerweile eine erhebliche Flaschenzahl und die gingen fast ausschließlich in die Kofferräume der Privatkunden, ohne jeden Rabatt und daher mit wunderbarem Deckungsbeitrag. Vielleicht erinnerst Du die Geschichte noch, war auch mit der Anekdote, dass er seine GGs in Manhattan neben Wittmanns gefunden hatte und seine waren teurer (eben weil er keine Exportrabatte auf GGs gibt). Ist für mich ein ganz tolles Beispiel dafür, wie private Weinliebhaber mit den ‚eigenen Erfahrungen aus erster Hand‘ ein falsches Bild erhalten (das war ja damals bei dem kritisierten Blogbeitrag aus der Folge genau das gleiche). Wer auch immer es Dir erzählt hat, wird das sicher auch selber glauben. Der Chef macht halt die Zahlen und bespricht die Struktur seines Deckungsbeitrags eher selten mit den Mitarbeitern außerhalb der Buchhaltung und weil das 15 Jahre lang so war, erzählt man das halt auch noch zu einem Zeitpunkt, zu dem es längst nicht mehr stimmt. Guts- und Ortsweine werden sicher trotzdem am Geschmack der Stammkundschaft ausgerichtet, das erzählen wir ja auch die ganze Zeit.

  5. Servus,
    ich wollte nur mal kurz anmerken, dass Huber durchaus noch einen Müller-Thurgau im Programm hat. Der hat die 10€ aber schon vor Jahren geknackt. Im Weinladen bei mir um die Ecke liegt der 2021er bei 13€, bei nem anderen Laden in der Stadt kostet er sogar 14,50.

    Grüße
    Johannes

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