Wiesbadener GG Premiere 2021 #vdpgg2021

Wiesbaden 2021 – Riesling, Teil 2

Im dritten Teil des Berichtes von der Wiesbadener GG-Vorpremiere geht es um die noch fehlenden Riesling-Notizen aus den Gebieten Rheingau, Nahe, Pfalz und Württemberg.

Württemberg

Die zehn Weine aus Württemberg verkosteten sich zu einer kleiner Zeitreise: ‚Wir schreiben das Jahr 2010 und in unseren Gläsern findet sich ein wunderbarer neuer Riesling-Jahrgang 2009, der seiner üppigen Frucht eine schöne Säure entgegensetzt, jetzt aber schon herrlich saftig in den Gläsern strahlt…‘ Wir wissen, wie das ausgegangen ist, auch wenn einige noch darüber streiten, ob das Comeback noch kommt. Die Weine von damals wurden im Rekordtempo über-üppig. Was mich ein bisschen ratlos machte: der Jahrgang war egal, ein limonadiger Eindruck entstand bei manchen 19er und manchen 20ern. Ich hoffe, ich war zu streng und beide Jahrgänge ziehen sich zusammen, werden straff und lachen mich irgendwann aus.

Vorgestellte Weine: 10; Hervorragend: 1; Schwer zu greifen: 2

Hervorragend

Karl Haidle, Stettener Pulvermächer, 2019. Die süße Frucht dominiert nur den Antrunk, dann packen Säure und Phenolik zu und trocknen den Wein aus (aber nur den Wein,  nicht den Mund). Das ist ein ganz hübsches Spektakel, an dessen Ende vor allem Potential übrig bleibt – und die Lust sich den Wein einzukellern und auf seiner Reife-Reise zu begleiten.

Schwer zu greifen

Aldinger, Untertürkheimer Gips Marienglas, 2020. Startet süßlich, vollfruchtig, klart dann etwas auf dank rescher Säure, wird trockener zum Abgang hin, aber ob das mit Reife und Integration der Säure ins Pummelige kippt? Ich habe die Befürchtung. Müsste man länger verkosten.

Rainer Schnaitmann, Fellbacher Lämmler, 2019. Schöne Säure trifft auf sehr viel verführerische Frucht, die jetzt schon sehr üppig wirkt. Das ist jetzt ein wundervoller Wein, aber vielen 2009ern extrem ähnlich. Müsste man mal über drei Tage verkosten.

Rheingau

Die 2019/2020-Verteilung lag bei ungefähr je fünfzig Prozent. Dabei war die Quote straffer 2019er höher als in irgendeinem anderen Gebiet (zur Erinnerung, die Mosel hatte ausschließlich 20er angestellt, Rheinhessen nur wenige 19er). Trotzdem scheint auch hier 2020 der etwas bessere Jahrgang. Berücksichtigt sind auch Weine von der Veranstaltung auf Schloss Vollrads am Samstag vor der Wiesbadener Verkostung.

Vorgestellte Weine: 51; Weltklasse: 5; Hervorragend: 12; Schwer zu greifen: 1

Weltklasse

Jakob Jung, Erbach, Siegelsberg, 2019. Das Niveau, auf das ich nie sinken wollte: ‚Wein ist flüssiges Sonnenlicht!‘ Aber was soll man machen, wenn man bei diesem Wein doch die ganze Zeit denkt, da hat doch einer die Sonne im Glas festgetackert. Dieses gelbe Strahlen, das der Siegelsberg ja regelmäßig hinkriegt, hat Alex Jung einfach perfekt im Wein herausgearbeitet. Aprikose und Zitrus, feine Säure, kreidige Phenolik, alles in wunderbarer Balance mit einem Jahr Reife ohne jeden Frischeverlust. Mein absoluter Liebling (zwei mal verkostet, zwei mal geliebt)

Achim von Oetinger, Erbacher Marcobrunn, 2020. ‚Cremige‘ Nase, Gebirgsbachtextur, der plätscherte doch glatt in die Kehle – und versehentliches Trinken passiert mir in Wiesbaden ungefähr zwei oder drei mal pro 400 Weine. Das hat noch eine leicht unruhige Hefenote, die deutlich in Richtung Hefeweizen geht, aber nicht mal die kann verdecken, was für ein feiner, eleganter Wein darunter schlummert. Mittlerer Körper, duftig-blumige Aromatik, Grapefruit und Zitrus, deutlich Zug durch feine Phenolik. Dunkelt mit Luft nach. Fantastisch.

Robert Weil, Kiedrich, Gräfenberg, 2020. Aloe-Vera-Nase, am Gaumen irgendwie typisch, sehr verhalten mit karger, deutlicher Phenolik und andererseits etwas Schmelz von der Hefe (9 Monate ungeschwefelt auf der Vollhefe mit minimaler Batonnage), das spielt jetzt schon miteinander, Grapefruit und Kreide, dann wieder etwas reife Aprikose, exotische Mandarine und trotzdem steht die Frucht gar nicht im Vordergrund. Schon sehr offen, aber auch deutliches Potential. Ein leichtes Bitterl und kleiner ungetoasteter Holzeintrag (die Fässer werden gerade aufgearbeitet/ausgetauscht) wirken sehr animierend.

Künstler Rottland GG

Künstler, Rüdesheimer Berg Rottland, 2020. Ich wiederhole einfach meinen spontanen Instagram-Post (follow me here): Diese Mineralik hat dann wirklich mal was ‚Dreckiges‘ so erdig-rauchig ist die. Dazu mit einer A-Tritt-Säure und ohne rettende Süße – dazu sagt man auch in Deutschland mittlerweile Riesling In Your Face! Ach Verzeihung, wir sind in Wiesbaden: VDP.Riesling.In.Your.Face

Balthasar Ress, Rüdesheimer Berg Rottland, 2019. Saftiger als Künstler, ist ja auch 2019, dadurch jetzt auch zugänglicher, aber im Abgang auch so bärbeißig. Hat noch ganz viele Reserven. Ich mag das sehr.

Hervorragend

Georg Müller Stiftung, Hallgartener Jungfer, 2019. Hat immer noch einen kleinen Hefetouch wie ein schönes Bier, darunter klare Frucht und viel Zug, im Abgang verhalten mineralisch und insgesamt auf einem Reife-Niveau, das sich mit dem tatsächlichen Alter gut in Einklang bringen lässt. Starker Wein mit deutlich Potential.

Geheimrat J. Wegeler, Winkeler Jesuitengarten, 2020. Rheingau ohne Firlefanz: feine, gelbe Frucht ohne übertriebene Süße und dazu nervige Säure, noch recht deutlich schmirgelnde Phenolik und das alles in guter Proportion aber leicht spröde-zurückweisend und verschlossen.

Fritz Allendorf, Rüdesheimer Berg Roseneck, 2020. Pikante Säure, erstaunlich filigran, ganz viel Zug, die Frucht sehr hell und sehr trocken, noch so ein toller Geradeaus-Wein.

Joachim Flick, Wicker Nonnberg ‚Vier Morgen‘, 2020. Das ist sehr rauchig, steinig, fast schon Waldboden, dazu sehr reife Frucht, aber krasse Säure. Noch sehr hefig. Wird üppig, aber sicher auch sehr komplex.

Künstler, Hochheim, Kirchenstück, 2020. Nicht gerade cool climate, aber da liegt ein dunkler Stein drunter, der den Unterschied macht. Wird nie schlank, aber vermutlich ein extrem spannendes (Muskel-)Paket aus Frucht, Zug und Mineralik.

August Eser, Hattenheimer Wisselbrunnen, 2020. Der kurioseste Moment der ganzen Veranstaltung, als am Samstag Ehepaar Eser-zu-Knyphausen entschuldigend erklärte, sie hätten da mal bei einem Wein alles ganz anders gemacht, eher so wie die Vorredner (Weil, Oetinger, Jung) und hier Partien mit im Schnitt zehn Stunden Maischestandzeit teils mit Rappen spontan auf drei Gramm Restzucker vergoren und nicht sofort von der Hefe abgezogen. Achtung, Überraschung, da kommt doch tatsächlich ein Wein raus, der es (fast) mit den Kollegen aufnehmen kann. Liebes Ehepaar Eser-zu-Knyphausen, das dürfen Sie gerne öfter so machen, gerne auch mit beiden GGs! Süßer Antrunk, aber dann kommt alles ganz anders, wird immer trockener, ernsthafter und steiniger und hält die Spannung bis zum Schluss.

Josef Spreitzer, Hattenheimer Wisselbrunnen, 2020. Sehr frisch und lebendig, zackige Säure, helle Frucht, der Winzer nennt ihn kernig und das ist eine hervorragende Beschreibung. Grüner Apfel und etwas Zitrus, im Abgang eine rauchige Mineralik, von der ich mir vorstellen könnte, dass sie noch deutlich auffächert. Dann wird das großartig, (könnte aber auch ins Bittere drehen).

Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, Rauenthaler Baikenkopf, 2019. Würzige Schießpulvernase. Interessante Aromatik am Gaumen, Fast nussig mit ein bisschen Sahnekaramell, düster, aber gleichzeitig mit zackiger Säure. Wirkt leicht alkoholisch, aber das passt irgendwie, weil er knarztrocken ist (1,3 g RZ). Hat ein bisschen was von Cognac (ist aber nicht brandig). Das muss man nicht mögen, aber man muss das mal probieren.

Prinz, Hallgartener Jungfer, 2020. Was für eine tolle Frucht, reifer Apfel und Aprikose und Mirabelle und so weiter, ganz feste Säure, tolles Spiel, dazu dicht und druckvoll mit feiner Phenolik. Offen, nicht schlank, aber gut!

Prinz, Oestricher Doosberg, 2019. Das hat Schmiss und Biss und wirklich Zug. Kommt komplett über die Säure, die wieder eine tolle Frucht zum Spielen hat, wird nach hinten raus dann aber dunkel, malzig und unterscheidet sich so ausreichend von der Jungfer.

Allendorf Riesling GGs

Fritz Allendorf, Winkeler Hasensprung, 2019. 2019 in Vorzeigeform, hell, strahlend, mit rescher Säure, kleinem Süßeschlenker auf dem Weg zum feinen, mineralischen Abgang. Es muss nicht immer alles Stein sein um mich zu verwöhnen.

Fritz Allendorf, Winkeler Jesuitengarten, 2019. Das geht aber auch noch ein bisschen komplexer, dem Hasensprung ähnlich, nur dass ein wundervolle Würze als Beifahrer an Bord ist. Genau so sollte sich ein überdurchschnittliches 19er GG heute präsentieren.

Schwer zu greifen

Schloss Vollrads, Schloss Vollradser Schlossberg, 2020. Da wurde eine von den ganz großen Musketen von der Wand im Rittersaal genommen und im Keller rumgeballert: die Nase ist wild, knapp vor Böckser. Am Gaumen wirkt der Wein auch noch sehr belegt, ist aber erstaunlich schmelzig für 1 Gramm Restzucker bei 7 Gramm Säure. Die Aromatik ist knapp, die Struktur ziemlich schön. Kann man mit ein paar Schlucken nicht beurteilen.

Nahe

Seitdem Gut Hermannsberg seine Late-Releases nicht mehr in Wiesbaden zeigt, findet sich immer nur zwei Weine aus dem Vorjahr im Feld: Diels später gefüllter Burgberg und Prinz Salms Felseneck, dazu noch ein 18er ebenfalls von Salm. Diels 19er gehört auch wieder mit zur Spitze. Insgesamt ist die Performance aber durchwachsen. Zwar klingt 17 außergewöhnliche bei 33 vorgestellten Weinen erst mal nach Jahrhundertjahrgang, aber der VDP-Nahe ist ein ziemlich elitärer Zirkel ohne historische Bindungen an Weingüter, die den Standard nicht halten können. In den letzten Jahren waren hier auch schon mal 75 Prozent der Weine vom anderen Stern.

Vorgestellte Weine: 33; Weltklasse: 7; Hervorragend: 10; Schwer zu greifen: 1
Alle Weine 2020 (außer Diels Burgberg)

Weltklasse

H. Dönnhoff, Schloßböckelheimer Felsenberg. Das hat Biss und Rauch und felsige Tiefe, während gleichzeitig von der ersten Sekunde an ein saftiger Apfel allem einen wohligen Umhang überwirft. So viel Harmonie ist selten in einem jungen Wein. Keine Ahnung, ob da noch viel mehr kommt, aber was schon da ist, verursacht mir Gänsehaut.

Kruger-Rumpf, Dorsheimer Burgberg. Sehr verschlossen, schöne Säure, kräftige Phenolik, die sogar etwas austrocknend wirkt, reife, helle Frucht, deren Süße aber von der Phenolik kassiert wird. Es bleibt flüssiger Stein, der noch spröde wirkt, aber keinen Zweifel lässt, dass er zu echter Größe reifen wird.

Schlossgut Diel, Dorsheimer Burgberg, 2019. Etwas offener, das Jahr Altersunterschied zeigt sich sehr deutlich (was in den letzten Jahren so deutlich eher nicht der Fall war). Die Frucht ist etwas bunter und süßer als sonst. Beginnende Trinkreife? Aber die Anlagen sind da und typisch. Vielleicht ist das ein Burgberg im Zeitraffer, aber Langlebigkeit ist kein Selbstzweck und deswegen kann man auch dieser Variante die volle Punktzahl zugestehen.

Kruger-Rumpf, Münster-Sarmsheimer Im Pitterberg. Die Säure hat was Magisches, trägt den Wein von Anfang bis Ende, wirkt sehr reif und gar nicht bissig und ist doch omnipräsent. Aromatisch mit reifer Aprikose, sehr klassisch; die Mineralik hält sich noch bedeckt, aber diese Säure…

Schlossgut Diel, Dorsheimer Pittermännchen. Das startet sehr seicht, auf der fruchtigen Seite und wird dann immer heller, zitrisch, kreidig, frisch und fängt an zu tänzeln. Hell und klar, darunter fester Stein: ganz viel Potential.

Dr. Crusius, Traisener Mühlberg. Gib mir Frucht, Baby! Im Mühlberg schiebt sich ein bisschen Kreide drunter und ergibt eine mühelose Kombination, gepaart mit schönem Spiel. Für Leute, die Riesling der Frucht wegen trinken (was die Mehrheit ist, wie wir manchmal vergessen).

Emrich-Schönleber, Monzinger Frühlingsplätzchen. Startet süß-saftig mit reifer Frucht und viel Schmelz, bevor die große Säure-Machete eine dicke Schneise schlägt, gleichzeitig dreht die Frucht ins Kandierte, was einen spannenden Kontrast bildet. Dafür fehlt es derzeit an mineralischer Spannung, die sich aber als Potential andeutet. Tendenziell verheißungsvoller als der Halenberg.

Hervorragend

H. Dönnhoff, Kreuznacher Krötenpfuhl. Wunderbar Old School mit Betonung auf die schöne, satte, reife Frucht, ohne dass es süß wird, nur dezente Mineralik als Begleitstimme, leichte Würze, sehr offen. Ein fröhliches GG – und wehe, jemand verwechselt fröhlich mit banal.

Dönnhoff Oberhäuser Brücke GG Versteigerung

H. Dönnhoff, Oberhäuser Brücke (Versteigerung). Eher reif, satte Frucht, etwas malzig, angenehm trocken, schöne Säure, vollmundig mit einigem Potential, konventionell aber sehr gut.

Gut Hermannsberg, Schloßböckelheimer Felsenberg. Ist unruhiger als die Granate von Dönnhoff, hat aber viele der Dönnhoffschen Anlagen. Etwas bissiger in der Säure, etwas fordernder. Das trinken wir dann, wenn die Lastwagenladung Dönnhoff ausgetrunken ist.

Emrich-Schönleber, Monzinger Halenberg. Startet jahrgangstypisch sehr offen, fast einfach, dann kommt der Berg durch mit seiner malzig/rauchigen Note, die Frucht ist sehr klar, die Säure zunächst etwas zurückhaltend, da der Wein aber sehr trocken ist, fällt das nicht ins Gewicht. Im Abgang taucht sie kräftig wieder auf. Trotz (oder wegen?) der Offenheit ist der Wein schwer zu bewerten. Ein sehr guter, aber kein ganz großer Halenberg.

Kruger-Rumpf, Münster-Sarmsheimer Dautenpflänzer. Auf der dunklen Seite des Rieslings: rauchig-würzig und enorm Tief. Es fehlt die letzte Spannung für den Olymp, aber das ist schon sehr gut.

Joh. Bapt. Schäfer, Dorsheimer Pittermännchen. Das saftigere Pittermännchen, von schöner Mineralik flankiert, kompakt, fest, etwas reifer in der Frucht und druckvoller als Diel, aber auch etwas einfacher – trotzdem sehr hohes Niveau.

Dr. Crusius, Traisener Steinberg. Animierendes Bitterl, klare Frucht, ordentlich trocken, langes mineralisches Finish. Crusius folgt dem Stein-Trend mit gebührendem Abstand und das macht mir Spaß.

Dr. Crusius, Schloßböckelheimer Felsenberg. Charmant ist manchmal die kleine Schwester von langweilig und manchmal eine große Tugend: In Crusius’ Kupfergrube eher ersteres, hier eindeutig letzteres: ein Gentleman der alten Schule mit Schmelz und einem kleinen mineralischen Einstecktuch. Küss’ die Hand!

Schäfer-Fröhlich, Schloßböckelheimer Felsenberg. Zunächst ein klassischer S-F Felsenberg, viel Schießpulver, schöne Säure, reichlich Substanz, aber schon sehr zugänglich und dezent süßlich im Abgang.

Schäfer-Fröhlich, Bockenauer Felseneck. Zwar wild, aber irgendwie zugänglich: typische Nase, feine Frucht, viel Zitrus und grüner Apfel, ordentliche Säure, dann kommt sehr klassische Phenolik. Da weiß man, was man hat.

Schwer zu greifen

Schlossgut Diel, Dorsheimer Goldloch. Startet wahnsinnig druckvoll mit reifer Frucht und rauchiger Mineralik, die den Wein treibt. Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht ein bisschen viel des Guten ist. Wenn das Pittermännchen hell singt, dann shoutet das Goldloch mit heiserer Röhre. Wie reift das? Wall of Sound oder Death Metal – ich weiß es nicht.

Versteigerungswein (Ein Schluck)
Auf der Ley

Emrich-Schönleber, Monzinger Auf der Ley, 2020. Das ist mal nicht so eine Bazooka (wie die meisten anderen Versteigerungs GGs), nur etwas kreidig, aber sehr trocken, typische Rieslingfrucht mit zurückhaltender Mineralik und das harmoniert fantastisch.

Pfalz

Machen wir uns nichts vor, Identität geht anders. Einige versuchen ihren Weinen die Frucht auszutreiben, andere schleifen den Säurebiss mit ganz viel Hefelager und aufrühren (oder sogar einem BSA), manche spielen mit neuem Holz, andere versuchen betont steinig zu sein. Mich strengt diese in der Pfalz besonders ausgeprägte Kakophonie ein bisschen an. Dazu kommen immer noch etliche Limonaden, die die wärmeren Bedingungen scheinbar nicht in Ihr Konzept integriert kriegen. Und dieses Jahr erschwerend: 13 2019er, von denen nur einer sich unter den Hervorragenden platzieren konnte. Aber natürlich gibt es auch ganz fantastische GGs. Bürklin-Wolf entschwebt dem Rest des Feldes langsam, Minges und Acham-Magin haben für sich – wie ich finde – eine ganz tolle, moderne Interpretation von Pfälzer Typizität gefunden: Facelift statt komplettem Neudesign. Das wird viel zu wenig besungen. 

Vorgestellte Weine: 69; Weltklasse: 3; Hervorragend: 21; Schwer zu greifen: 2

Weltklasse

Rings, Kallstadter Saumagen, 2020. Erst ein rauchiger Stinker in der Nase, für Fans sehr attraktiv. Und dann: Hui, das hat Zisch. Mutig in der Säure, aber bevor man erschaudert, kommt viel Substanz als Puffer, Grapefruit und Aprikose und ein ganz fester Kern aus Mineralik. Hier sehe ich ganz viel Potential und einen Reifebedarf von mindestens 5 Jahren, dann könnte das ein Leuchtturm des Jahrgangs werden, wird aber immer auf der Säureseite der Rebsorte stehen. 

Dr. Bürklin-Wolf, Forster Ungeheuer, 2020. Legt noblen Schmelz auf die mächtige Säure, das ist Kunst. Darunter erscheint reife Frucht und leicht würzige Noten. Die Mineralik schlummert noch, aber da ist so viel Substanz, das braucht einfach noch etwas Zeit. Großartig.

Theo Minges, Gleisweiler Hölle – Unterer Faulenberg, 2020. Deutlich feiner als der urwüchsige Schäwer, vor allem viel präziser: blitzende Frucht, dann leicht kräutrig, dann steinig mit gleichzeitigem Schmelz. Gänsehaut. Ich lehne mich mal aus dem Fenster: der beste Minges, den ich bisher im Glas hatte.

Hervorragend

Dr. Bürklin-Wolf, Forster Pechstein, 2020. Unter den vier schönen Pechsteinen der schönste, denn er nähert sich der Lage auf der saftigen Seite. Die Frucht ist etwas reifer, der Druck etwas höher, die Phenolik dafür leiser. Im Abgang hat der Wein dann mehr Harmonie – und mehr Tiefgang.

Acham-Magin, Forster Kirchenstück, 2020. Spot on bezüglich Fruchtreife und Opulenz, schöne, leicht reife Säure, angenehm trocken und mit viel Zug, unterlegt von deutlicher Phenolik. Sehr wohlproportioniert, tief und mit viel Potential. Ein ziemlich großer Wurf. 

Acham-Magin, Forster Ungeheuer, 2020. Schöner Säurebiss und gelbe Früchte mit ein bisschen lagentypischer Exotik, kreidiger Phenolik und enormen Zug – tolles, straffes Ungeheuer.

Geh. Rat Dr. von Bassermann-Jordan Deidesheimer Kieselberg, 2020. Macht seinem Namen alle Ehren, die Assoziation von Kiesel drängt sich auf ob dieser Gebirgsbachklarheit. Gelbfruchtig, frisch, perlend, saftig und den unbedingten Wunsch auslösend, einmal nicht den Spucknapf zu benutzen – das steht auch einem GG gut zu Gesicht. 

Dr. Bürklin-Wolf, Ruppertsberger Reiterpfad – In der Hohl, 2020. Das ist der steinigste Bürklin-Wolf, der am wenigsten schmelzig oder saftig ist und trotzdem hat auch der Reiterpfad Eleganz als Leitmotiv, hier pfeffrig, kantig und mit viel Reifebedürfnis, aber auch wieder mit sehr noblen Anlagen. 

A. Christmann, Königsbacher Idig, 2020. Wirkt erst sehr einfach, klassisches GG mit reifer Frucht in guter Balance mit fester Säure, dazu schönes Spiel, nicht zu süß, aber dann prallt man im Abgang auf diese dunkelwürzige Wand aus Potential, die klar macht: Lass mich reifen und ich mach dich glücklich. 

A. Christmann, Gimmeldinger Meerspinne, 2020. frische, blumige Nase, zitrusfruchtig, kalkig, hell, hell, hell und mit ganz viel Potential. Braucht viel Zeit, weil zeigt noch nix, aber ich bin hell(auf) begeistert (no pun intended). 

A. Christmann, Neustadter Vogelsang, 2020. Etwas fruchtiger, klassischer als die Meerspinne, sowohl in der reiferen Frucht, als auch mit der eher malzigen Aromatik. Der Zug durch die tolle Säure ist allerdings vergleichbar. Auch ziemlich großer Sport. 

Ökonomierat Rebholz, Burrweiler Schäwer, 2020. Sehr puristisch, präzise gelbe Frucht, frische Säure, steiniger, fester Kern, sehr verschlossen, aber so dicht, dass klar ist wohin die Reise geht: in luftige Höhen. 

Ökonomierat Rebholz, Siebeldinger ‚GANZHORN‘ im Sonnenschein, 2020. Ähnliche Struktur wie der einfache Sonnenschein (siehe unten), aber viel sauberer, einfach sehr frische Frucht, sehr viel Zug und mineralischer Biss, braucht Zeit, aber wird immer fokussiert bleiben. 

Ökonomierat Rebholz, Birkweiler Kastanienbusch, 2020. Der reifste Rebholz und wir sind immer noch meilenweit von Überreife entfernt. Hier zeigt sich auch schon Würze, wird es erdig und die Mineralik zeigt sich rauchig. Wird mal üppig, kräftig, aber vermutlich auch sehr geheimnisvoll-vielschichtig. 

Karl Schaefer, Dürkheimer Michelsberg, 2019. Saftiger Pfälzer Barock auf der tugendhaften Seite, hat das erste Jahr gut überstanden und die Säure hervorragend integriert, die Frucht blüht auf und wir legen ein bisschen Hüftspeck zu, aber hey: Nieder mit dem Schlankheitswahn.

Pfeffingen, Ungsteiner Herrenberg, 2020. In vollendeter Balance von Reife und Schlankheit und Säure und Schmelz, trocken, kompakt, sehr offen und vielversprechend, könnte man jetzt schon trinken (möchte man auch, sollte man aber nicht). 

Acham-Magin, Forster Pechstein, 2020. Auf der fruchtigen Seite von Anspruchsvoll, grüner Apfel in frisch und als Apfelring, dazu zackige Säure, sehr feine Phenolik, alles in großer Balance. Das swingt und hat Zukunft. 

Geh. Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Forster Pechstein, 2020. Das ist noch viel zackiger und kreidiger als Acham-Magin mit zurückgenommener Frucht, für Menschen, die es gerne etwas karger mögen. Ein Gegenentwurf. Ich darf neutral bleiben und beide gleich hochwertig finden.

Georg Mosbacher, Forster Jesuitengarten, 2020. Das ist strukturell klassisch: viel Stoff, viel Frucht, zusammengehalten von knackiger Säure und mit noch etwas austrocknender Phenolik zum Abgang. Positiv dazu kommt eine eher würzige Anmutung und das angenehm trockene Geschmacksbild (hat das Holz?)

Georg Mosbacher, Deidesheimer Kieselberg, 2020. Einerseits erfrischend und mit saftigem Zug, andererseits meldet sich auch rasch eine vielschichtige Phenolik, die noch sehr verschlossen wirkt und Anspruch anmeldet. Ein gut balanciertes Baby und der präziseste Mosbacher. 

Georg Siben Erben, Deidesheimer Langenmorgen, 2020. Würzige Nase, reife Frucht, etwas Aloe Vera, am Gaumen auch cremig, reif aber kein bisschen üppig. Das tänzelt angenehm leicht, was 2020 in der Pfalz jetzt nicht unbedingt die Stadardbewegung war… 

Theo Minges, Burrweiler Schäwer, 2020. Satte Frucht ohne viel Süße, Druck, mineralischer Schub (mit dezentem Bitterl), Kraft auf allen Ebenen, aber weder Fett noch breit, mit Potential und Schluckreflex. Ein pälzer Maul voll Wein als GG hinzukriegen ist hohe Kunst.

Dr. Wehrheim, Birkweiler Kastanienbusch ‚Köppel‘, 2020. Reifer grüner Apfel zum Einstieg und dann fährt man direkt in den Stollen ein und es geht nur noch um Rauch und Malz und Stein, sehr interessant.

Kranz, Ilbesheimer Kalmit, 2020. Saftige Zitrusfrucht, reife Säure und ein kalkiger Kern, puristisch, strahlend mit dezenter Würze zum Abgang hin. Verschlossen, aber ganz klar vielversprechend.

Schwer zu greifen

Dr. Bürklin-Wolf, Deidesheimer Hohenmorgen, 2020. Einerseits sehr saftiger Antrunk, andererseits brutal adstringierende Phenolik, die im Abgang ins derb-bittere kippt. Würd ich gerne mal aus einer drei Tage geöffneten Flasche probieren, denn das kann ultrakomplex oder auf ewig harsch werden. 

Ökonomierat Rebholz, Siebeldinger Im Sonnenschein, 2020. Ein bisschen dirty: schweißig, gemüsig, heftige Säure, leicht grüner Touch in der Frucht. So gerade eben reife Trauben ergeben ja oft große Weine. Die Struktur ist schon sehr schön, aber ob sich das auch alles beruhigt?

Hier geht es zu Teil 1: Alles außer Riesling
Hier zu Teil 2: Riesling aus den anderen Anbaugebieten

18 Gedanken zu „Wiesbaden 2021 – Riesling, Teil 2“

  1. Nachtrag zu aktuell beliebten Weinbegriffen: neben mineralisch liest man jetzt häufig auch salzig, womit ich halbwegs was anfangen kann. Was aber bitte ist Kreide im Wein? Ich glaube, ich habe bei einem Wein noch nie an Kreide gedacht. Soll das staubtrocken sein? Und die laserstrahlartige Säure breitet sich auch epidemisch aus. Hoffe auf Aufklärung in einem zukünftigen Blindflug. Viele Grüße. Jörn Weier

    1. Mir gefällt salzig nicht, weil ich ‚echten‘ Salzgeschmack im Wein eher eklig fände. Die Assoziation kommt mir entsprechend selten, wenngleich ich auch in Wiesbaden bei einem Wein auf Salz abgehoben habe. Was Kreide angeht, das wird eher nicht im Podcast auftauchen. Noch nie eine Talcid genommen? Nie eine Aspirin im Halse stecken geblieben und dann langsam aufgelöst? Noch nie Traubenzucker gelutscht? Klar, man muss sich bei dem einen das Laktische wegdenken, beim zweiten den Bitterton und beim letzten die Süße, aber um die Haptik geht es. Da bist Du jetzt der erste Mensch, der mir in meinem Weinleben begegnet ist, der sich nichts darunter vorstellen kann. Das ist etwas zu speziell fürs Podcast. Auch was den Laser angeht: wenn Bilder gut funktionieren, dann finden sie häufiger Verwendung. Das schließt nicht aus, dass sie einigen nichts vermitteln können. Auch hier droht meiner Meinung nach Langeweile für die Mehrheit der Hörer. Ich weiß auch gar nicht, was ich da groß erläutern sollte. Ist halt eine Form der Säure, die viel Wirkung entfaltet, aber nicht auf breiter Front attackiert. Cheers. Felix

  2. Sehr geehrter Herr Bodmann, in den Beschreibungen taucht ja immer mal wieder (und ich glaube in letzter Zeit überall häufiger) das Wort „Struktur“ oder “ schöne Struktur“ auf. Was heißt das, dass ein Wein Struktur hat? Kann ich als Normaltrinker so etwas erkennen? Vielen Dank.
    Jörn Weier

    1. Dass das häufiger auftaucht, hat vermutlich damit zu tun, dass mehr Winzer versuchen ‚Struktur-Weine‘ zu machen und dazu auch immer trockener werden. Auch hat sich die Zahl derer, die gerade in warmen Jahren mit etwas Maischestandzeit arbeiten geschätzt verdoppelt. Was ist Struktur? Ein Wein, der klare Ideen davon vermittelt, was Antrunk, Mittelteil und Abgang ist hat mMn Struktur. Ein Riesling, der vielleicht fruchtig startet (so im ganz jugendlichen Alter manchmal auch das nicht), dann eine Weile mit komplexeren Aromen auffächert, dabei im Idealfall von Säure getragen wird und zum Abgang hin phenolisch schmirgelt. Also: Säure dient nicht nur als Puffer für Süße, Phenolik hat eine definierte Rolle. Aromen spielen nicht unbedingt die Hauptrolle.
      Ist immer ein bisschen billig, Dinge mit dem Gegenteil zu erklären, aber stellen Sie sich einfach vor, sie trinken einen Wein, der ganz buntfruchtig startet und anschließend mit ein bisschen dienender Restsüße noch eine Spur runder und üppiger wird, bevor er mittellang fruchtig und leicht süßlich, aber immerhin von Säure gezähmt und mit ein wenig Schmirgeln ausklingt. Das ist dann eher weniger Struktur. Das ist lecker Limo (im Idealfall mit Anspruch und viel Trinkvergnügen) 😉
      Ich hoffe, das hilft.
      FB

      1. Vielen Dank für die Aufklärung. So wie ich das verstehe, ist ein Struktur-Wein dann präziser und klarer definiert, also weniger diffus. Scheint mir aber eher was für Kenner/Experten zu sein. Lese trotzdem gerne Ihre Verkostungsnotizen, die ja manchmal sogar ins Poetische gehen. Nochmals danke.

        1. Ja, nein, jein… Ich glaube, das Fass ist ein bisschen zu groß, um es jetzt hier aufzumachen. Ich werde einfach im übernächsten Blindflug mal meine Gedanken dazu schildern.

      2. Wo wir gerade bei Wortdefinitionen sind… Mir ist aufgefallen, dass „üppig“ oft negativ verwendet wird bei Weinen (Auch hier z.B. „dabei aber kein bisschen üppig“). Im allgemeinen Sprachgebrauch scheint mir das nicht so zu sein. Hat das mit persönlichem Geschmack zu tun oder eher mit einer Definition, dass ein GG eher klar und straight sein sollte? Ein „Maul voll Woi“ finde ich eigentlich ganz geil.

        1. Also üppig ist bei Weinen tatsächlich meistens negativ konnotiert, aber beileibe nicht immer. Eine TBA sollte üppig sein, sonst wär’s Verschwendung. Ein Maul voll Wein ist ein Maul voll Wein, vielleicht opulent, vielleicht fällt einem ‚Pfälzer Barock‘ ein und all das wäre auch auf einen Liter-Riesling anwendbar. Ein Liter-Riesling wird eher selten üppig genannt. Ist keine exakte Wissenschaft. Ein GG sollte nicht zu üppig sein, weil das häufig die Falle ist, in die die nicht so guten tappen: Einfach nur ‚viel hilft viel‘ war die Kinderkrankheit der GGs. Wer später einsteigt, kann entsprechend weniger mit dem Bild anfangen. Da sind wir Verkoster eigentlich aufgefordert präziser zu formulieren und alle Leser mitzunehmen, egal wie erfahren die sind. Das Maul voll Wein als GG mit Klasse ist selten und wenn, dann große Kunst. Steht übrigens so ähnlich im Text über den Schäwer von Minges.

          1. Ja ich sehe, was du meinst. Ist sicherlich viel Erfahrungssache, wann „viel“ wirklich viel Qualität darstellt und wann einfach nur „viel viel“ ist. GGs sind eh so eine Sache, wo ich noch nicht genau weiß….oft finde ich gute Ortsweine besser (zugängliches, fruchtiger etc.), aber auch noch wenig wirklich gereiftes Getrunken, weil man dazu selten die Chance hat….und der Keller ist erst im Werden.=)
            P.S. ich liebe euren Podcast, macht weiter so!=)

  3. Ich hab auch nie behauptet dass Du gesagt hast, der Keller schließt die Lage aus 😉

    Meine Worte waren „Wie auch immer, ich bin ganz auf deiner Seite, dass die Lagen im Fokus stehen sollten und dass man diese dann auch herausarbeitet.“ Herausarbeiten heißt ja Keller! Der Rest ist meine eigene Meinung.

    Wie meine Aussage: „Ich sehe es trotzdem kritisch den Kellermeister in seiner kreativen Interpretation einzuschränken.“. Soll jetzt nicht bedeuten, DU hast gesagt dass man im Keller nichts mehr machen darf. Vielmehr beantworte ich damit meine eigene Frage „Muss es dann aber ein GG sein?“. Denn, wer viel Holz bis zur Unkenntlichkeit einsetzen möchte, kann das ja machen. Ich würds jetzt zwar nicht tun und finds auch nicht gut aber vielleicht sieht das der Kellermeister ja irgendwie anders… wer bin ich denn, jemanden vorzuschreiben wie er seinen Job zu machen hat.

    Deswegen versuch ich mich nur in die Lage des Weinmachers zu versetzen, der sich ja irgendwas dabei gedacht hat, als er den Rebsaft vinifizierte.

    Verzeih mir wenn es sich so anhören sollte, als ob ich dir die Worte verdrehe. Ich freu mich ja wie Hülle wenn Du berichtest und wollte nur darüber diskutieren wieviel Holz im GG Sinn macht und dies mit der offenen Frage koppeln, ob man dem Kellermeister nicht dadurch in seiner Vision einschränkt. Immerhin gibt’s ja viele große (franz.) Weißweine mit viel Holz, die auch keiner anzweifelt.

    Vielleicht ist wie mit dem hinterhereifern eines burgundischen Stils bei den SB. Man hat da was vor Augen und probiert einfach.

    Hab nie gesagt, dass du gesagt, dass der und der, und dies und das 😀

    1. Greiffenberg GG von Vollrads. Ist auf dem ersten Foto mit drauf, weil im Rheingau noch mal gezeigt. 100 Prozent Holz, 100 Prozent Rheingau. Schnappatmung. Ist im Text nicht erwähnt, weil der letztes Jahr in Wiesbaden schon vorgestellt worden war. Fand ich damals groß, jetzt noch größer. Eigene Parzelle, eigene Machart, unverwechselbar, aber eben auch unverwechselbar Rheingau. Es gibt gute GGs mit neuem Holz und es gibt Limo mit Sägespäne. Ich liebe gute GGs mit Holz.
      Du schreibst im Übrigen einem Kellermeister nicht vor, wie er seinen Job zu machen hat, bloß weil Du sein fertiges Produkt nicht magst. Man muss in der Kritik sachlich, höflich und beim Produkt bleiben. Dieser Wein gefällt (nicht), weil er diese und jene Eigenschaft zeigt. Viel zu viele Menschen sagen: gefällt nicht, weil der Winzer dieses oder jenes gemacht hat. Das ist anmaßend. Aber Du und ich sind hier zu keiner Zeit anmaßend gewesen (auch wenn ich schrieb, der eine macht dies, der andere macht das ;-)).

  4. Künstlers Berg Rottland 2020
    „…– dazu sagt man auch in Deutschland mittlerweile Riesling In Your Face! Ach Verzeihung, wir sind in Wiesbaden: VDP.Riesling.In.Your.Face“ ;D ;D ;D
    Der hört sich sehr interessant an. Genau sowas brauch ich.

    Nahe
    „Seitdem Gut Hermannsberg seine Late-Releases nicht mehr in Wiesbaden zeigt…“
    Seit wann und warum? Gabs da mal Eklat oder wieso wollen die da nicht mehr teilnehmen?

    Pfalz
    Schön das die Familie Minges hochgelobt wird und sich unter den Besten reihen darf! Die Weine überzeugen und die Preise sind wirklich moderat. Eine wahre Preis-Leistungs-Empfehlung. Zudem sind das so nette Leute. Einfach empfehlenswert!

    Ansonsten die üblichen Verdächtigen. Chapeau an alle die erwähnt wurden!

    Ich frag mich nur wo ist Jans Weilberg? Fand ich, bisher, immer straffer als der Herrenberg, welcher ja auch stets abliefert. Übrigens, super Typ der Jan! But we keep it real. Hier gibt’s keine Sympathie Punkte 😀 (Sind ja fast alle nette Leute)

    Die Abteilung „viel Holz hilft viel“ bleibt unerwähnt weil es bekanntermaßen nicht dein Ding ist oder weil es wirklich zu viel ist?

    Ist es denn wirklich so schlimm wenn die Pfalz so viele unterschiedliche Stile hat? Für den Konsumenten eigentlich ganz gut, so findet jeder seinen Deckel. Als Verkoster, klar, ist es mit der Vergleichbarkeit schnell dahin. Vor allem wenn der ein oder andere ne Holzbombe platziert hat. Geeint als eine Region aufzutreten, wenn es die Zweitgrößte aller Regionen ist, sicherlich auch nicht ganz möglich. Interessanterweise gelingt es dafür den anderen Regionen ziemlich gut ein gemeinsames Bild abzugeben. Aber vielleicht liegts auch einfach an dem typischen Bälzer, der halt eigensinnig sein Ding durchzieht. Ich könnt’s verstehen, immerhin… bin ich ja auch einer 😀

    1. Also zur Stil-Vielfalt: jein, soll es nicht darum gehen Lagen herauszuarbeiten? Von Winning hat übrigens nicht angestellt. Ob die (und auch Gut Hermannsberg) das dauerhaft nicht mehr machen, oder gerade mit Ihren Veröffentlichungszeitpunkten synchronisieren, kann ich nicht sagen. Weilberg war warm und kräftig, nicht zu süß (aber nicht so fein, dass ich ihn herausragend fand).

      1. Hatte mal ne online Weinprobe mit Stuart Pigott. Hermannsberg will wohl mittelfristig die GG’s nach fünf Jahren rauskriegen. An sich für den Konsumenten eine nette Sache. Von Winning bringt seine 2020er im Frühar 2022 raus. Da hab ich mich auch gefragt warum man nicht einfach bis September wartet.

        1. Wobei ja das Eine nicht zwangsweise das Andere bedingt. von Oetinger zeigt seine Weine auch (normalerweise) in Wiesbaden, weil sie halt gefüllt sind (oder jetzt auch Weil und der halbe Rheingau), deswegen kommen die trotzdem später in den Handel. Fünf Jahre halte ich übrigens für komplett bescheuert, weil etliche 2018er ziemlich sicher vorher schon sehr schön zu trinken sein werden. 2003, 2005, 2009 und 2011 hatten ungefähr 50 bis 60 Prozent der GGs ihre schönste Phase vor Ablauf von 5 Jahren. Wie viele Jahrgänge brauchen wir denn noch, bevor wir uns der Realität stellen, dass Riesling-GGs nicht automatisch fünf Jahre Reife brauchen? Ja, die sind dann noch nicht tot, aber eben teils schon über den Zenit.

      2. Spannend, dass der Weilberg wärmer und kräftiger ist. Der hat sogar weniger Promille. Habe beide Lagen hier, werde ich demnächst mal verkosten.

        Interessant das v.W. ebenfalls nicht anstellt… v. Buhl dann wohl auch nicht.
        Wahrscheinlich sind die Bassermann Weine aktuell in einer positiv bewertbareren Verfassung und so wurden evtl. nur diese vorausgeschickt. Muss man wohl nachfragen.

        Wie auch immer, ich bin ganz auf deiner Seite, dass die Lagen im Fokus stehen sollten und dass man diese dann auch herausarbeitet. Nicht dass die anderen Weine keine Daseinsberechtigung haben. Muss es dann aber ein GG sein? Ich sehe es trotzdem kritisch den Kellermeister in seiner kreativen Interpretation einzuschränken. Eventuell sieht er ja, das komplette Potential einer Lage, im Vollausbau.

        1. Wie auch immer, ich bin ganz auf deiner Seite, dass die Lagen im Fokus stehen sollten und dass man diese dann auch herausarbeitet. Nicht dass die anderen Weine keine Daseinsberechtigung haben. Muss es dann aber ein GG sein? Ich sehe es trotzdem kritisch den Kellermeister in seiner kreativen Interpretation einzuschränken. Eventuell sieht er ja, das komplette Potential einer Lage, im Vollausbau.

          Nun drehst Du mir das Wort im Mund um. Wenn die Lage mit Holz, BSA, Hefelager oder wasweissich herausgearbeitet werden kann und ich fünf lagentypische Ungeheuer habe, dann ist es ja keine Kakophonie mehr – zumindest für einen etwas Ungeheuer-erfahrenen Verkoster. Ich finde den Ausbau nur dann schwierig, wenn er den Stil des Weines dominieren soll, weil das dann eine Gestaltung durch den Keller und nicht eine Gestaltung durch die Lage ist. Ich habe nirgends behauptet, dass der Keller die Lage ausschließt. Im Gegenteil: ich habe in allen meinen bisherigen Tickern immer wieder entzückt von Flights berichtet, in denen verschiedene Winzer sich der gleichen Lage auf verschiedene Weise annähern, auf der steinigen, der fruchtigen oder auch mal der würzigen Seite. Das lässt ganz viel Platz, auch für Holz. Die magischen Flights werden aber seltener in der Pfalz, woanders werden sie häufiger.

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