Nennt mich Sisyphos!

Ich habe mir einen Ruck gegeben und eine Weinliste angelegt. Als vierter Reiter oben in der Navigation soll sie all denjenigen helfen, die einen bestimmten Wein in diesem Blog suchen. Es war eine viehische Arbeit, die 150 Links händisch zu setzen, aber je länger ich damit gewartet hätte, desto mühsamer wäre es geworden. Zu dieser zeitraubenden aber recht einfachen Arbeit gab es auch etwas zu trinken: einen angemessenen Arbeitswein, wie sich herausstellen sollte.

Salwey, Eichberg ‚R‘, Spätburgunder, 2005, Baden. In der Nase vor allem Holz, dazu Himbeere und etwas Erdbeere. Am Gaumen mollig, warm und ebenfalls mit vielen Holz- und Röstaromen. Der Wein hat eine kräftige Säure, schönes Kirsch- und Beerenaroma, ist aber insgesamt ziemlich rustikal. Der Abgang ist lang und verhalten mineralisch. So, wie das Holz vielleicht etwas dominant ist, ist der Alkohol mit nur 13% erfreulich unauffällig. Insgesamt ein sehr schöner, wenngleich kein großer Wein.

Was vom Urteil übrig blieb

2006 war in Deutschland ein wirklich schlechter Jahrgang ist die landläufige Meinung, der ich mich bisher – auf eigene Erfahrung stützend – vorbehaltlos angeschlossen habe. Ein paar Ausnahmen gab es: an der Nahe ist das Wetter freundlicher gewesen und unter den edelsüßen Rieslingen gibt es eine ganze Reihe Ausreißer nach oben. Im Großen und Ganzen aber war es das schlechteste Jahr seit dem uneingeschränkten Grottenjahr 2000.

In meinem Anfang des Jahres hier formulierten Bestreben meine Bestände an 2006ern zu minimieren, bin ich bei den Rieslingen dem Ziel schon nahe, weswegen ich zuletzt einige Burgunder köpfte. Und so langsam ändere ich meine Meinung. Bei den fast immer vor den Rieslingen gelesenen Burgundern habe ich mittlerweile eine Reihe prächtiger Weine getrunken. Nicht nur das, rückblickend stelle ich fest, dass ich überhaupt keine Ausfälle bei weißen und grauen Burgundern zu beklagen hatte. Während viele Rieslinge dieses Jahres schon furchtbar alt und teils müde schmecken, erstrahlen die Pinots in vollem Glanz. Hinsichtlich der Qualität der 2006er Spätburgunder schwenkt Deutschlands Wein-Community eh gerade um: die sind überwiegend großartig.

Nach einem wundervollen einfachen Dönhoff Weißburgunder, zu dem ich mir letzte Woche leider keine Notizen machte, habe ich gestern und heute einen famosen grauen im Glas.

Salwey, Henkenberg***, Grauburgunder Großes Gewächs, 2006, Baden. In der Nase sehr buttrig mit Haselnuss und etwas Vanille, dazu leicht kräutrig, etwas Mirabelle aber eher wenig Frucht. Am Gaumen einerseits cremig, andererseits mit einer animierenden Säure und spürbarem Alkohol, dessen Brand hier aber richtig gut passt (es sind nur 13%, die Wirkung mithin erträglich). Aprikose, Rauch, Sahnekaramell und der Holzeinsatz prägen die Aromatik, der sehr lange und volle Abgang ist leicht mineralisch geprägt. Zum Essen und solo ein großer Genuss (nördlich von 90 Punkten).

Grosses Gelage (5)

Oberrotweiler Henkenberg***, Grauburgunder, Grosse Gewächs, Baden, 2006, Weingut Salwey. In der Nase bietet der Wein am ersten Tag wenig: etwas muffig, laktisch, kaum Frucht. Am zweiten Tag bessert sich das Bild deutlich: Aprikose und Karotte, Rauch und Vanille vom Holz paaren sich aber immer noch mit einer Joghurtnote. Am Gaumen saftig und süß mit cremiger Textur, erinnert ein bisschen an Sahnetrüffel, leichtes Vanille-Aroma im recht langen Abgang. Letzten Endes empfinde ich den Wein nicht als übermäßig komplex und definitiv eher als Essensbegleiter denn als Solisten. Mir war er 88-89 Punkte wert. Ich würde ihn in den nächsten drei Jahren mehrere Stunden vor Genuss dekantieren, halten wird er vermutlich noch ein Jahrzehnt oder mehr. Grosses Gelage (5) weiterlesen