Ostzonales Burgunderwunder

Viel ist schon geschrieben worden über die Renaissance des Weinbaus in den Anbaugebieten der ehemaligen DDR. Dabei beschränken sich die Geschichten oft auf drei griffige Aspekte: Rieslinge aus Sachsen (inklusive Goldriesling), den Elbling (inklusive seiner Versektung) und das Weingut Schloss Proschwitz (samt adeligen Spätrücksiedler). Riesling aus Sachsen ist mir zu teuer (ein Soli reicht), Elblingsekt von der Mosel schmeckt oft viel besser und die Weine von Schloss Proschwitz finde ich so lala – mit Ausnahme der Weißburgunder (bei denen ich das GG, den ‚Drei Musketiere‘ und die normalen Prädikatsweine allesamt spitze finde).

Überhaupt gibt es aus Neufünfland einige wirklich bemerkenswerte Weißburgunder. Das Weingut Pawis von der Saale hält mit Proschwitz mit. Während meine erste Begegnung mit Pawis‘ frisch gefülltem GG vom Weißburgunder vor Jahren eher gemischte Gefühle weckte (weil der Wein vor Kraft kaum laufen konnte), hat mich die gereifte Version dieser Tage schier vom Hocker gehauen. Die ist wie immer mit dem Vorbehalt zu lesen, dass mich krasser Holzeinsatz bei weißen Burgundern nicht stört, solange diese genügend Fleisch auf den Rippen haben.

Pawis, Freyburger Edelacker, Weißer Burgunder GG (Spätlese trocken), 2005, Saale/Unstrut. In der Nase erinnert der Wein stark an einen Chardonnay mit Butter, Haselnuss, Mandarine und Holz – sehr viel Holz. Das ist Geschmackssache, aber meinen Geschmack trifft es. Am Gaumen Honigmelone, Mandarine, Kokos und Vanille vom Holzausbau. Der Wein ist stoffig, cremig, voll und sehr harmonisch. Dabei ist er so fett, dass er auch 14% Alkohol integriert. Erst ganz am Ende des sehr langen Abgangs machen sich diese bemerkbar.

Von wegen Einheit, das ist ein Spalter. Meine bessere Hälfte mochte nicht mal ein halbes Glas davon trinken. Für mich liegt er irgendwo bei 92 oder mehr Punkten. Toller Essensbegleiter (in diesem Fall zu Lachs vom Holzkohlegrill).