Weinpodcast Pinot Noir

Blindflug 72: Jumbo-Jets und Elefanten

Korkende Weine sind eine Pest. Heute wirbelt der Ausfall der geplanten Flasche alles durcheinander. Am Ende erlaubt der Ersatzwein aber einen spannenden Vergleich.

Folge 70 dieses Podcasts hat mit der Geschichte vom verdeckten Zucker in Rotweinen für ziemlich viel Wirbel gesorgt. In Kombination mit den Weinen unseres Live-Tastings war das am Ende für einen Hörer ein bisschen viel. Er setzte sich hin und schrieb uns einen langen Text. Unsere Antwort ersetzt die ursprünglich geplante Geschichte zum korkenden Wein.

Marx macht Wein

MARXisMuss Kapital Pinot

Spontan aus dem gerade gelieferten Paket gefischt und aufgemacht: Felix greift zum Ersatzwein. Der 2016er Spätburgunder vom Nahe-Weingut Marx aus Windesheim trägt den schönen Namen ‚Kapital‘. Ein kapitaler Spätburgunder mit noblem Holz und erstaunlich unauffälligen 14 Prozent Alkohol, der nach langer Fass- und Flschenreife jetzt auf den Markt kommt – beide Blindflieger sind extrem angetan. Von Marx inspiriert ist auch das Weingut Maximin Grünhaus, das einen Riesling mit dem Namen ‚Das Kapital‘ aus Parzellen keltert, die ehemals der Familie des in Trier geborenen Philosophen gehörten. Den gab es nach der Aufnahme auch noch, Bericht folgt in der nächsten Episode.

Hubert hat Hausverbot

Hubert Lignier Morey St Denise

Sascha bringt einen sehr gereiften Pinot aus gutem Jahr und gutem Hause: Morey-St.-Denise, 1er Cru Vieilles Vignes, 1995, von Hubert Lignier ist aller Ehren wert. Wie traurig ist bei so viel Talent und Potential die Geschichte vom gescheiterten Generationenwechsel, die Sascha erzählt. Trotz 21 Jahren Altersunterschied ähneln sich die Weine, denn der eine ist erstaunlich frisch, der andere durch langes Lager in kleinen Fässern geprägt. Das wirkt so animierend, dass Sascha und Felix kühne Pläne für den großen Blindflug-Mietsweinkeller in Berlin schmieden.

Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.

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13 Gedanken zu „Blindflug 72: Jumbo-Jets und Elefanten“

  1. Hallo, Weinbunker hört sich sehr interessant an. Mein mäßig geeigneter Keller meiner Mietwohnung in Berlin-Köpenick ist einer der Dinge, die es mir schwer machen, eine schöne Weinsammlung anzulegen.

  2. Wie immer eine schöne Folge. Ein paar Kommentare zur Verkostung und eigenen Erfahrungen: zuerst ist es mir ein Bedürfnis etwas zur eigenen Ehrenrettung zu sagen: ich kam etwas gehetzt nach zwölf Stunden Arbeit nach Hause und hatte am Vortag das letzte gegessen, weil ich das öfter vergesse… Relevant ist das, weil ich nach dem Chardonnay schon deutlich Ausfallerscheinungen verspürte:) erschwerend kommt hinzu, dass ich an-/betrunken sehr konziliant werde und deshalb die Einladung zum Chat nicht abgelehnt habe, obwohl ich eigentlich nix zu sagen hatte, außer dass der Domaine de l’Horizon mir sehr nichts sagend vorkam und ich mir in der Rolle des Partypoopers so gar nicht gefiel. Sehr unglücklich, das alles, aber kein Beinbruch und ich hatte trotzdem Spaß.

    Versprochen hatte ich Feedback bei den weiteren Gläsern zu geben. Da ich das Verkostungsglas coravinisiert hatte, kam ich erst jetzt dazu. Also gestern geöffnet, aber leider keine Änderung meiner Wahrnehmung. Im Gegenteil ist der Wein nun extrem sauer. Ja, da fällt mir keine weinsprachlich geziemlichere Beschreibung zu ein. So sauer, dass ich nach einem ganzen Glas sicher Schweisstropfen auch der Stirn hätte. Vermutlich ist die Flasche einfach kaputt, da ich a) schon einige von euch hier besprochene Weine probiert habe und keiner darunter war, der mir nur ansatzweise so gegen den Strich geht. (Kompliment für die Anregungen, für mich funktionieren die wie gesagt bestens) und b) ich halbtrockene Rotweine in der Regel nicht mag.
    Ich weiß nicht mehr ob ich den Wein (die Flasche) damals als dünn bezeichnet habe, falls ja war das falsch. Über den Extrakt wollte ich nichts sagen, sondern über den nicht vorhanden Geschmack. In der Nase ist der Wein okayisch, jedenfalls kein Essiggeruch oder Kork.

    Achtung jetzt wird es geschmacklos: Die Geschichte mit dem halbtrockenen Rotwein ist (eben) eine Geschichte voller Missverständnisse.
    Und zwar antrainierter Missverständnisse: die blasierten Arschlöcher (BLAs im folgenden) meinen, sich durch ihren vermeintlich exquisiten Geschmack aufzuwerten und müssen mithin andere abwerten. Diesen anderen wird so eine Grundempfindlichkeit antrainiert, die sie bei diesem Thema jedes ungeteilte Geschmacksurteil als Abwertung missverstehen lässt.
    Es geht hier also gar nicht darum, dass man über Geschmack nicht streiten könne, sondern um die BLAs eigene Distinktionsbedürftigkeit, die in der empfunden Notwendigkeit mündet, die eigene Werturteile (sic) jedem ins Gesicht zu plärren. Denn anders ist ja nicht zu erklären, was jemanden zur Aussage treibt „Es ist völlig okay, dass du halbtrockenen Rotwein trinkst“. Warum so etwas sagen, wenn man nicht vorher länglich erklärt hat, das und warum halbtrockenen Rotwein nix is? Wenn ich aber sage, dass er mir nichts ist (Blumenberg lässt grüßen), komme ich gar nicht auf die Idee zu der gönnerhaften Aussage.

    Wenn ich sage “Ich finde weißen Spargel ekelhaft“ ist das sehr harsch (GLEICHWOHL TOTAL ANGEMESSEN!!!) und trotzdem wird sich kaum jemand finden, der sich darüber aufregt und als unhöflich, arrogant o.ä. wird das auch niemand empfinden. (Anmerkung: wenn ich das sage, während ich jemandem gegenüber sitze, der gerade Spargel isst, ist es schon nah am Gipfel der Unhöflichkeit. Aber das ist ein Kontext, um den es hier nicht gehen soll.)

    So viel zur Heikelizität des Themas;)
    Ich freue mich immer auf euere Podcast, auch wegen des totalen Mangels an (bla)BLAs

    1. Du hattest ziemlich sicher damals nicht dünn gesagt. Ich glaub, das wäre nicht undiskutiert geblieben. Das sich der Wein kaputt präsentiert ist sehr schade.
      Ich verstehe zwar, was Du meinst, aber bin mir nicht sicher, ob das als Erklärung reicht. Denn es gibt auch unter den Primitivo-Liebhabern BLAs. Die machen sich mit Vorliebe über Pinots lustig, das ei ja gar kein richtiger Rotwein. Meiner Wahrnehmung nach sogar genau so viele wie unter den Bdx-Freaks und Burgunder-Lovern. Gerade die beiden letzteren Gruppen dissen sich ja auch gerne mal gegenseitig, aber dabei legen sie dem gegenüber nicht ständig etwas in den Mund, was der gar nicht gesagt hat.

  3. Hab auch Interesse am Weinbunker. Mein Keller ist mit Temperaturschwankungen um die 10 Grad zwischen Sommer und Winter nur bedingt geeignet.
    Prost aus Rummelsburg

  4. Besten Dank für diese gedanklich wieder sehr anregende Episode. Am Ende des Tages, habt ihr einerseits bestimmt damit recht, wenn ihr sagt: “Leute, regt Euch ab, es geht doch nur um Wein…”

    Allerdings kann man die Zuckerwein-Diskussion aus meiner Sicht auch in einen etwas komplexeren Zusammenhang stellen: Ich mache mal die steile These auf, dass der zunehmende Erfolg von Weinen wie “Sessantanni” etwas mit der Gewöhnung von uns Konsumenten an industrielle Geschmacksbilder zu tun hat. Ich will mich da gar nicht ausnehmen.

    Die Food-Industrie hat es ja ziemlich gut drauf, Lebensmittel zu designen, die uns geschmacklich triggern: Stark aromatisiert, salzig, knusprig, fettig und süß – am besten in Kombination. Wir alle stehen manchmal auf gesalzene und crunchige Pommes mit süß-saurem Ketchup, dazu ein fettiger Cheeseburger.

    Und? Ist das schlimm? Wenn wir Essen und Trinken in Kategorien wie “lecker” und “nicht so lecker” einordnen, sicher nicht.

    Die Gefahr ist aber, dass wir uns die Sensibilität für natürliche und unverarbeitete Lebensmittel abtrainieren, wenn wir hauptsächlich Produkte zu uns nehmen, die mit Salz oder Zucker oder Aromen derart geboostet sind, dass ein Naturprodukt da kaum mehr mithalten kann.

    Und damit gewinnt Ernährung eine fast politische Dimension: Wir Konsumenten entscheiden letztlich über unseren Geschmack und unser Kaufverhalten bei jedem Joghurt (und natürliche jeder Flasche Wein!) darüber, ob wir den Konzern Nestlé reicher machen oder den kleinbäuerlichen Betrieb aus dem Vorort.

    Daher: Saufen ist politisch. Prost!

    1. Beim letzten Absatz bin ich überhaupt nicht bei Dir, sehe Dich ein bisschen in der Lobby-Falle. Das durchschnittliche Sterne-Menü hat Zucker-, Salz- und Fettgehalte, da wird jede knallrote Bahlsen-Tüte bleich vor Neid. Und die fünf größten Weinproduzenten der Welt (LVMH, DBR, Gallo, Montes etc.) nutzen in ihrer jährlichen Produktion von einer Milliarde oder so Litern ungefähr so viel Zucker zum Süßen wie ein 14-Hektar-Familienweingut für Grauburgunder aus Baden an einem Dienstagnachmittag. Aber die angeblichen Handwerksbetriebe im Familienbesitz haben mittlerweile mächtige Lobbyorganisationen. Da hängt Foodwatch dann halt Unilever einen goldenen Windbeutel um, weil in der neuen Nimm-2-Packung undeklariert vier Bonbons weniger drin sind, während Familie Botter mit der Zuckertüte in 10 Jahren heimlich von 2 Millionen auf Milliarden Umsatz wächst und mittlerweile auf die bösen Industriebetriebe spöttisch runterschaut, weil sie im Alleingang drei Prozent des italienischen Weinexports ausmachen. Es waren kleine handwerkliche Familienbetriebe, die Pferde als Rinder verkleidet durch die Schlachthöfe geschickt haben. Im Gedächtnis der Verbraucher bleibt dank geschickter Lobby-Arbeit nur der Name Nestlé hängen. Angst haben musst Du mMn vor allem vor dem kleinbäuerlichen Betrieb aus dem Vorort, der sich selbst kontrolliert und dessen Compliance-Abteilung den Mondphasen folgt. Saufen ist vielleicht politisch, vor allem aber ist es eine Märchenstunde für Erwachsene. Prost!

      1. Hallo Felix!
        Meinst du das ernst mit dem badischen Grauburgunder? Zucker vor oder nach der Gärung? Und in anderen Regionen ist es doch nicht unüblich zu chaptalisieren, da hatte ich vermutet, es würde eher etwas früher gelesen und etwas Zucker dazugegeben, erst recht in der industriellen Weinproduktion, kommt ja etwas mehr Menge heraus und die Säure ist stabiler – nicht?
        Burghard

        1. Naja, das ist natürlich maßlos übertrieben, aber es geht um Restzucker im Wein, nicht um Chaptalisieren. Man muss vermutlich Folge 70 des Podcasts gehört haben, um dieser Diskussion zu folgen.

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