Füllwein (11)

Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die ich jüngst getrunken und auf die eine oder andere Weise für erwähnenswert befunden habe.

Domaine Bourillon-Dorleans, Vouvray Coulée d’Argent, 2008, Vouvray AOC sec (Touraine, Loire, Frankreich). Dieser eher halbtrockene Vertreter eines Chenin Blanc ist ungemein spannend und lässt mich wieder jammern: ich müsste mich ausführlicher mit der Rebsorte auseinandersetzen. Ein oder zwei Flaschen pro Jahr finden ihren Weg zu mir und egal woher sie kommen, meist machen sie neugierig – auf die großen trockenen Südafrikaner genauso wie auf die von der Loire, auf die aus dem Stahltank wie auf die aus dem Holzfass. Allein, es fehlt die Zeit und der Platz im Keller. In der Nase ist der Wein sehr fruchtig mit Quitte und Aprikose sowie etwas Walnuss. Am Gaumen finde ich ihn saftig, körperreich und relativ dick aber nicht marmeladig. Aromen von Melone, Ananas und Bratapfel treffen auf einen Hauch Holz und Vanille (der Wein war zur Hälfte sechs Monate im Barrique). Das Geschmacksbild ist halbtrocken und endet auf einen langen salzig-mineralischen Abgang. Ich könnte mir vorstellen, dass der Wein ziemlich spektakulär reifen kann.

Josef Rosch, Leiwener Klostergarten, Riesling Kabinett (fruchtsüß), 2008, Mosel. Eine klassische Pfirsichnase über der aber ein Hauch Kaugummi schwebt (so richtig derbe künstlich a la Hubba Bubba Erdbeere). Am Gaumen Apfel und Melone, sehr saftig mit richtig kräftiger Säure, gepuffert von viel Süße. Insgesamt ordentliches Spiel und ein langer Abgang mit einer Spur Mineralik. Hier hatte ich schon vom 2006er des gleichen Weines berichtet und im direkten Vergleich hat der Problemjahrgang die Nase vorn. Das könnte sich mit Flaschenreife noch ändern, ich glaube aber eher nicht.

Weingart, Schloss Fürstenberg, Riesling Kabinett, 2007, Mittelrhein. Mit 0,8 Gramm Restzucker setzt dieser Riesling einen Kontrapunkt zu den gelegentlichen fruchtsüßen Kabinetten in meinem Glas. Wer nur an ihm riecht, würde es kaum glauben, denn in der Nase ist der Wein fruchtig und süß. Zum klassischen Pfirsich gesellt sich Blütenduft. Am Gaumen ist er dann allerding furztrocken. Die Säure ist präsent, wird jedoch statt von Restzucker hier von einer durch und durch packenden Mineralik gepuffert. Auch im langen Abgang ist der Wein vor allem mineralisch, wenngleich er ebenfalls ein wenig Frucht zu bieten hat. Ein wirklich großes Vergnügen nicht nur für Freaks oder Puristen.

Geschenkte Gäule

Weihnachten ist bei uns kein Fest der großen Weine. Zwar begehe ich Heiligabend nicht als alkoholfreies Fest – schließlich hat Jesus Wasser in Wein verwandelt und nicht umgekehrt – aber es ist eben eher Stall und Krippe als Nobelherberge. So gab es auch dieses Jahr zu Kartoffelsalat und Würstchen nur einfache Weine. Geschenkte Gäule weiterlesen

Füllwein (9)

Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die ich jüngst getrunken und auf die eine oder andere Weise für erwähnenswert befunden habe.

Birkweiler Kastanienbusch, Weisser Burgunder Spätlese trocken, 2007, Gies-Düppel, Pfalz. In der Nase reichlich Grapefruit, und eine üppige Kräuternote (Thymian?) aber angenehmerweise keiner der ordinären Töne, die Weissburgunder so häufig in der Nase zeigt. Am Gaumen saftig, fruchtig (ganz viel Grapefruit und Mandarine) aber auch ganz schön fett. 14% Alkohol steckt der Wein höchst respektabel weg, wobei kein Holz im Spiel ist. Nur im Abgang, der ansonsten fruchtig und mineralisch zugleich ist, hat der Sprit das letzte Wort. Wer starken Stoff gewohnt ist, wird den Wein gigantisch finden; wer es eher mit den filigranen Vertretern hält, geht besser in Deckung.

Assmannshauser Höllenberg, Spätburgunder Spätlese trocken, 2005, Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, Domaine Assmannshausen; Rheingau. In der Nase Kirsche und Erdbeere, ziemlich Deutscher touch aber auch etwas erdiges und Wacholder. Am Gaumen zunächst saftig, sehr milde Säure, dadurch etwas ‚weichgespült‘, warm (bei 14% ansonsten nicht störendem Alkohol) mit einer kantigen Tanninstruktur. Im Abgang Kirschfrucht, schwarzer Tee und leicht trocknendes Tannin. Ich habe den Wein bisher mehrfach getrunken und er war immer eine Bombe. Jetzt zieht sich die Frucht zurück, ohne dass er in der Struktur schon weicher werden würde. Ich hoffe, dass da in ein zwei Jahren wieder mehr Balance und vielleicht spannende Aromen eines gut gereiften Pinots zum Vorschein kommen. Jetzt ist mit diesem Lieblingswein erst mal Pause.

Silvaner Kabinett trocken, 2007, Salwey, Baden. Schöne, für einen so leichten Wein sehr ausdrucksstarke Nase mit weißem Pfeffer, Birne und Quitte. Am Gaumen von schlanker Natur: feine Säure, sehr trockenes Geschmacksbild, mit zurückhaltender Frucht und zarter Mineralik. 10,8% Alkohol bei 0,4 Gramm Restzucker machen den furztrockenen Wein zu einem tollen Essensbegleiter für Weißfisch und ähnlich zarte Lebensmittel. Ein Mittagswein, wenn man denn mittags Wein trinken mag.

Kellerleiche

Sumac Ridge Estate Winery, 2005 Gewürztraminer Private Reserve, VQA Okanagan Valley, BC/Kanada. Dezente Nase, leicht grasig, kaum Frucht, Litschi, Orangenschale und nur eine Spur vom klassischen Rosenduft. Am Gaumen ist der Wein sehr balanciert und entwickelt ein schönes Spiel aus Frucht und Säure – anders als viele Europäische Vettern hat dieser Traminer kein Alkoholproblem (13%), staubtrocken aber mit viel Saft bei mittlerem Volumen, im Abgang kalkig-mineralisch, lang. 86-87 überraschende Punkte Kellerleiche weiterlesen

Füllwein

Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die mir jüngst begegnet und positiv aufgefallen sind.

Markus Molitor, Zeltinger Sonnenuhr Riesling Kabinett 2007, Mosel. Der Wein darf den Zusatz trocken nicht auf dem Etikett tragen, da er analytisch den gesetzlichen Bestimmungen für ‚trocken‘ nicht entspricht. Also steht auf dem Rückenetikett: „Dieser trocken schmeckende Riesling…“. Der Wein ist sehr zugänglich, verglichen mit vielem, was Molitor sonst im Programm hat. Er kombiniert viel Frucht mit vergleichsweise wenig Mineralik. Gefällt auch Molitor-Skeptikern (glaube ich).

Ludwig Thanisch & Sohn, Weissburgunder QbA 2008, Mosel. Für unter 7€ ist der Wein ein echtes Schnäppchen, der mit seiner opulenten Frucht auch diejenigen Weintrinker zu überzeugen vermag, deren Horizont am Supermarktregal endet – allerdings ohne den Anspruch aufzugeben, ernsthaften Weintrinkern einen Weißburgunder mit überbordender Mineralik zu bescheren. Gelungene Gratwanderung.

Fürst Löwenstein, Bacchus trocken 2008, Tauberfranken. Dieser Wein hat nur 11,5% Alkohol und auf der Terrasse bei 25 Grad im Schatten mit Freunden unverschämt viel Spaß gemacht. Ich werde jetzt nicht alle meine Vorurteile gegen die Rebsorte revidieren aber zumindest nie wieder behaupten, daraus könne man nix vernünftiges keltern. Probieren geht über studieren.