Lodovico Antinori Jean Pierre Robinot

Blindflug 80: Saschas Brühe und der beste Cabernet Franc der Welt

Wir haben zwei Weine in unseren schwarzen Gläsern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können – wobei das Wort Wein bei einem eher in Anführungszeichen gehört.

Punkte und kein Ende: auch in der heutigen Episode müssen wir noch einmal auf das Thema eingehen und können gleich sagen, Weinbewertungen beschäftigen uns nicht zum letzten Mal. Dazu verkosten wir zwei Weine, die keinen Verkoster kalt lassen können.

Lodovico von Lodovico – der Superantinori

Felix macht aus seiner Freude keinen Hehl. Er kann Sascha etwas ganz Besonderes Einschenken. Der Lodovico 2018 der Tenuta di Biserno aus Bolgheri kommt mit einem Behelfsetikett, denn wir verkosten ein exklusives Vorabmuster. Der Wein erscheint erst im nächsten Jahr auf dem Markt. Dazu spielt er mit einem Verkaufspreis von rund 500 Euro in der obersten Liga. Das weiß Sascha freilich nicht. Der kriegt einfach einen Tropfen ins Glas, der ihn komplett glücklich macht. Rund 90 Prozent Cabernet Franc, ein schmeckbarer Anteil Petit Verdot und ein winziger Schuss Merlot sind die Zutaten dieses Supertoskaners, der mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, irgendwann einmal als bester Cabernet Franc der Welt zu gelten. Etwas ausführlicher gibt es die Geschichte des Weines im Podcast. Fazit nach dem Aufdecken: Lodovico Antinori ist seinem Ziel ganz nah.

Les Vignes de l’Ange – Loire für Fans

Les Vignes de l'Ange Vin Le Regard 2018

Er wolle Felix fordern, leitet Sascha seinen Wein ein. Und der Les Vignes de l’Ange Vin Le Regard 2018 von Jean Pierre Robinot ist genau das, eine Herausforderung. Felix scheitert und gibt sich geschlagen. Er kann das nicht trinken, was er da im Glas hat. Extremes Hopfenarome und Gerbstoffe bis der Arzt kommt lassen ihn verzweifeln. Am Ende kriegt auch Sacha nur zwei Schlucke herunter, bis sich die beiden eingestehen: das schmeckt uns wirklich gar nicht. Aber was uns nicht umbringt macht uns härter.

Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.

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13 Gedanken zu „Blindflug 80: Saschas Brühe und der beste Cabernet Franc der Welt“

  1. …mittlerweile hatten wir bei einer Weinrunde auch einen Wein von L’Ange Vin im Glas und zwar den Nocturne, das ist ein Pineau d’Aunis. Entweder hatten wir mit der Auswahl mehr Glück oder wir sind einfach naturweinaffiner. Jedenfalls gab’s aus unserer Sicht gleichlautend über den ganzen Tisch keinerlei Fehltöne und es wurde auch nichts weggeschüttet. Da hab ich schon deutlich polarisierendere Sachen getrunken… 😱

    1. Naja, es ist halt ein anderer Wein als der den wir getrunken haben. Was soll ich da sagen? Phantomdiskussion. Aber wieso ist es für Dich ein Zeichen von Naturweinaffinität, wenn man einen Fehlton-freien Wein gut findet? Oder wolltest Du sagen, dass Naturweinaffinität gleichbedeutend ist mit der Unfähigkeit Weinfehler zu schmecken? Wenn eine komplette Verkostergruppe keine Fehltöne feststellt, dann sind hoffentlich keine da, sonst sind das alles Geschmacksblinde.
      Meine Naturweinaffinität drückt sich darin aus, dass ich tatsächlich vorhandenen (vermeintlichen) Fehlern gegenüber teils tolerant bin, etliche sogar als ganz angenehme Geschmackskomponente wahrnehme. Es gibt in diesem Sinne keine größere oder kleinere Naturweinaffinität, es gibt unterschiedliche Schwellenwerte für einzelne Phänomene. Ich weiß, dass meine Toleranz gegenüber Acetaldehyd sehr klein ist, gegenüber Diacetyl quasi inexistent, gegenüber Bitterstoffen hingegen ist sie einigermaßen grenzenlos. ‚Ich mag Naturwein‘ ist eine Vereinfachung, die im Amateurbereich vollkommen legitim ist. Ich habe da an mich logischerweise einen anderen Anspruch.

      1. …na ja, ich denke (auch) nicht, daß man bei den ganzen Weinfehlern über alle Weinliebhaber jeweils eine scharfe Grenze ziehen kann, wo der Fehler beginnt bzw. aufhört. Dazu kommt natürlich wie schon angeführt, daß nicht alle Menschen gleich sensitiv für verschiedene Aromen -ob „gute“ oder „schlechte“- sind, jedenfalls stellen wir das in unseren Runden auch immer wieder fest. Und was für den einen schon ein Fehler ist, ist für den anderen höchst betörend, reduktive Noten wurden ja früher auch viel eher in die Fehlerecke geschoben als heute. Insofern habe ich schon wiederkehrend den Eindruck, daß die Fehlerdiskussion auf unterschiedlichen Levels geführt wird.

        Das ist bei den klassischen Weinen meist Konsens, wenn’s in Richtung „Natur“ geht, ticken die Uhren aber nach meiner Wahrnehmung auf einmal signifikant anders. Da wird von nicht wenigen Leuten nach wie vor „Naturwein“ vereinfachend mit „Fehlton“ gleichgesetzt UND diese Stilistik (auch wenn eigentlich fehltonfrei) grundsätzlich in Frage gestellt; deshalb hat in meiner Weinsprachwelt die „Naturweinaffinität“ durchaus seine Berechtigung, denn ich erlebe dieses Phänomen genau so.

        Und da ich auch schon genügend Weine („Natur“ und „Klassik“) mit gleichermaßen erkannten Fehlern in den Gläsern hatte, kann ich es mir auch leisten, dieser leider noch weit verbreiteten Schwarz-Weiß-Malerei zwischen den beiden Lagern nicht zu folgen, zu meinen Affinitäten gehören neben den Naturweinen auch gleichberechtigt viele Bereiche der „Klassik“ und ich möchte nichts davon missen.

        Ansonsten: der eine L’Ange Vin war offenbar verunglückt, der andere L’Ange Vin war (für uns) gut, das kommt in den besten Weingütern vor. Wobei ich jedoch schwer davon ausgehe, daß auch „unserem“ L’Ange Vin von so manchem reinen Klassik-Liebhaber (ohne Naturweinaffinität) Fehltöne unterstellt werden, einfach weil der Wein dann doch eine eher ungewohnte Stilistik aufweist, auf die man sich entweder open minded einläßt oder eben nicht…

        1. Sorry, wenn der Wein nach Aussage aller Deiner Freunde keine Fehltöne hat, dann hat er auch keinen Fehler. Dann ist er einfach sauber. Deine Schwellenwertproblematik erscheint mir in diesem Zusammenhang herbeigeredet.

  2. Ein kleiner Kommentar zur Frage, ob man jemals 100 Punkte geben dürfe.
    Im Klettersport gibt es verschiedene Skalen zur Bewertung der Schwierigkeit. Die UIAA-Skala ging früher einmal bis zum 6. Grad. Es erschien damals nicht möglich, schwierigere Sachen zu Klettern. Die Eiger Nordwand ist im 5-er Bereich, war damals technisch anspruchsvoll und wurde vor allem aufgrund der Länge und des instabilen Wetters zur Todesfalle für die ersten Seilschaften.

    As klar wurde, dass es möglich wird, schwierigere Routen zu klettern, wurde die Skala bis zum 12. Grad erweitert. In den 90er Jahren kletterte Wolfang Gülich die erste Route im 11. Grad. Damals schien die 12 noch unerreichbar. 2017 kletterte Adam Ondra mit der Route „Silence“ in Norwegen die erste Route im 12. Grad (Als Erstbegeher darf er die Route bewerten, bei einer Wiederholung wird evtl. abgewertet, bisher hat aber niemand eine Wiederholung geschafft).

    Analog zum Wein bleiben hier verschiedene Schlüsse:
    1. Man hätte einfach aufhören können besser zu klettern. Das Optimum war ja schon erreicht.
    2. Man hätte allen weiteren Routen einfach eine 6 als Bewertung geben können (mehr als 100 Punkte gehen nicht)
    3. Auf den Wein übertragen wurde die Skala quasi von 100 auf 200 erweitert, obwohl es unmöglich schien, jemals mehr als 110 Punkte zu erreichen, nur um 70 Jahre später zu merken, dass evtl. 200 Punkte nicht ausreichen werden, um allen Weinen dieser Welt gerecht zu werden, selbst wenn es nur einzelne Ausnahmen sind.

    Und nein, niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, die Eiger Nordwand abzuwerten, nur weil jemand im Yosemite etwas schwierigeres geklettert ist.

  3. Für mich sind Naturals (zumindest die paar die ich getrunken habe) deswegen immer ein wenig schwierig. Die Geschmacksrange ist (gefühlt) mega weit und die Überzeugten erklären einem sowieso bei jedem Geschmack, den man als Fehler einordnen würde, warum das ja kein Fehler ist und genau so schmecken sollte.
    Ein wenig mehr Schwefeleinsatz und die Flaschenvariation könnte auch schon minimiert werden. Aber das Schwefelthema habt ihr ja eh schon abgearbeitet :D.

    Was wären denn so ein paar Naturals die man recht gut bekommen kann und für Interessierte ganz ok sind? Ich hab mich immer nur wieder ein paar Mal drüber getraut und hab mich dann eher wieder zurückbewegt, obwohl da schon ein paar coole Ausnahmen gab.

    1. Marc Weinreich und Nico Espenschied aus D und Jurtschitsch aus Ö. Das sind alles Leute, die auch sehr ‚normale‘ Weine machen. Die Naturals sind entsprechend sehr professionell und es wird auch mal zu 20 mg Schwefel gegriffen, bevor der Wein brutal wird. Stefan Vetter und Krämer aus Franken. Das ist alles sehr manierlich (überwiegend weiß). Manfred Rothe macht mit Kvevri Rot auch einen wirklich interessanten Rotwein, seine weißen feiern wir je eh ununterbrochen und hatten auch einen im Podcast. Riesling finde ich schwierig, richtig geliebt habe ich den von Julien Rennard.

    2. …hatte jetzt Weinreichs „Tacheles“ im Glas, ist klar „anders“, aber meiner Meinung nach in keinster Weise abschreckend, für ca. 11 Euronen ist das auch ein überschaubarer Einsatz, bietet m.E. ein überragendes PLV (wenn man auf so Zeuch steht)…

  4. …ok, ich werde das mit dem „Le Regard“ dann wohl besser lassen, bei 40 Euronen Einsatz ist mir die Kiste dann doch zu heiß! 😀

    Den „Kurni“ hatte ich in 3 oder 4 Jahrgängen, war sein Geld immer wert, aber der 2000er stach ganz extrem aus der Riege nach oben heraus, die anderen Jahrgänge waren für mich immer so „kurz vor groß“. Ist allerdings auch schon wieder einige Jahre her und es kann gut sein, daß ich auf den gleichen Wein in gleicher Verfassung heute etwas anders reagieren würde. Aber damals (2012, 2013?) paßte einfach alles…

  5. Auch wenn ich mit meistens viel Spaß einiges von dem Naturzeugs wegtrinke, weiß ich nach der Beschreibung nicht, ob ich dem „Le Regard“ was abgewinnen könnte oder nicht, die Chance besteht aber immerhin. Ich habe mich spontan an den 2013er Chardonnay „Vol à Voile“ von Derain aus dem Burgund erinnert, bei dem ich am ersten Tag konstatierte, daß „mindestens 99,7 % aller Weintrinker sich hier kopfschüttelnd abwenden“, am zweiten Tag meinte ich „wahrscheinlich wenden sich jetzt nur noch 95,8 % der Testpersonen ab“, ich selbst fand’s (natürlich, sic!) extrem goil.
    Was mich zu der Frage bringt, ob der „Le Regard“ nochmal nachverkostet wurde, denn viele der Natur-Probanden gewinnen aus meiner Sicht mit Luft erheblich, manchmal auch erst nach 3 bis 7 Tagen. Insgesamt aber finde ich, daß das Naturweinthema bei Rot sehr viel häufiger gründlich in die Hose geht als bei Weiß (oder Orange), meine Negativerlebnisse im Naturweinbereich waren mit überwältigender Mehrheit denn auch im roten Bereich angesiedelt, meist durch Kleberexzesse verursacht (da hätte wahrscheinlich ein klein bißchen Schwefel doch gut getan… 😀 ).

    Wenn ich dann noch meine 3 Top-Weine ever aufliste, die mich am meisten geflasht haben und die je meine persönliche Höchstwertung bekamen, werde ich vermutlich von 99,9 % aller Leute ob der kruden Mischung wildes Headbanging ernten, aber egal:

    Werlitsch – Ex Vero III (Jahrgänge 2006 und 2011)
    Van Volxem – Riesling Auslese Altenberg (2010)
    Oasi Degli Angeli – Kurni (2000)

    1. Dieses Mal haben wir ihn entsorgt. Ich trinke sowas auch immer über mehrere Tage, wenn es sich nicht gleich zeigt. Dabei habe ich aber auch eine bestimmte Form der Harschheit kennengelernt, die sich noch nie wegbelüftet oder -entwickelt hat. Die lag hier vor und dann hatte der Wein einfach Null Substanz aus der sich etwas hätte herausentwickeln können (diese Aussage ist natürlich mit einer gewissen Fehlerwahrscheinlichkeit behaftet). Und schließlich gibt es für mich eine Schmerzgrenze: Weine dürfen exaltiert oder total verschlossen sein, sie dürfen stinken, brandig oder sauer wirken, aber es gibt so eine Grundform, die muss zu jeder Zeit gewahrt bleiben. Ein Wein der nach dem Öffnen so dermaßen verunfallt schmeckt wie dieser, dem stehe ich ein bisschen feindlich gegenüber. Es war ja glaube ich zu hören, dass Sascha und mir wirklich alles aus dem Gesicht gefallen ist. Ich muss meine Hörer und Leser nicht vor Weinen warnen oder beschützen, aber ab einem gewissen Gewaltlevel will ich eben auch nicht mehr relativieren. Ich finde übrigens auch, dass ein Ex Vero in Bestform so ziemlich das Großartigste ist, was man sich einflößen kann. Perfekte Auslesen sind ein Traum. Zum dritten Wein kann ich wenig sagen, gehe aber mal davon aus, dass der vor allem mit netten Mittrinkern und einem prasselnden Kaminfeuer zum Tragen kommt 😉 So schräg finde ich die Auswahl nicht.

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