#vdpgg2022

Wiesbadener Vorpremiere 2020, Tag 3 – #vdpgg2020

Guten Morgen. Den letzten Rheinhessen-Flight, mit Wittmann, Keller & Co, habe ich bereits verkostet, aber noch im gestrigen Artikel angefügt. Hier geht es jetzt also weiter mit dem Rheingau.

Aber lassen Sie mich noch betonen, dass der letzte Rheinhessen-Flight ein absoluter Giganten-Flight war (nur falls Sie zu faul waren, ganz nach unten zu scrollen).

Riesling

2019, wenn nicht anders angegeben

Rheingau

Künstlers Hölle mit überreifer Frucht in der Aromatik, am Gaumen aber nicht zu ausladend, sehr charming und nach hinten raus bissig. Das Kirchenstück startet noch ausladender und fokussiert dann auf klaren, saftigen, grünen Apfel. Das erfrischt! In der Säure wirken beide eher mild, doch mir gefallen sie sehr gut. Saft pur (und viel Qualität) auch in Domdechant Werners Kirchenstück. Bei ‚Weiß Erd‘ denke ich nicht unbedingt an dunkle Aromatik, doch genau in die Richtung geht der Wein, reifer Pfirsich und etwas Malz, dann wird auch dieser Wein saftiger. Knackige Säure, schöne Struktur. Künstler liefert. Diefenhardts Schlenzenberg vibriert von vorne bis hinten. Hallowach. Könnte ich zum Frühschoppen trinken und hat doch auch Potential für viel mehr. Toll.

Den Gräfenberg durfte ich schon Sonntag Abend bei Weil verkosten. Es ist einer der besten jungen Gräfenbergs, die ich bisher probiert habe. In sich ruhend, mit nicht zu reifer Frucht, viel Schmelz und dann mineralischem Biss im Abgang, angenehm trocken und ohne Angst vor Säure. Fantastisch. Hohenrain: Viel Zug bei Jakob Jung, Knyphausen setzt da noch einen Kuhstall drauf. Oetingers Version steht den beiden in Punkto Zug in nichts nach, packt ein leuchtendes Strahlen drauf, eher es rauchig wird. Marcobrunn ein schlafender Riese. Sein Siegelsberg ist dann für mich ganz klassisches Rheingau GG mit Zug, Boden und Eleganz, ohne die Frucht zu verleugnen. Was für ein schöner Flight.

Rhabarber und Maracuja in der Nase begegnet mir bei Rheingau-Riesling nicht so oft, aber das ist bei Barths Wisselbrunnen auch nur eine Momentaufnahme. Dauerhaft zählt, dass er ziemlich fokussiert ist – und ganz schön gut. Kaufmann in der Frucht klassisch und mit schöner Säure, Georg Müller Stiftung einladend ausladend, viel Apfel, von feiner Mineralik zusammengehalten, Spreitzer dann mit dem endgültigen Beweis: Wisselbrunnen 2019 steht für Saftigkeit und Monstertrinkfluss. Noch ein schöner Flight.

Drei mal Jungfer, zwei mal 2018: P.J. Kühn mollig, mit feiner Phenolik im Abgang, auch die Georg Müller Stiftung zieht Phenolik zur Stützung der Säure heran, hat aber die dreifache Menge im Gepäck. Das müsste man in fünf Jahren mal gegeneinander verkosten, das wäre spannend. Prinz. 2019. Das Leben kann so einfach sein. Diese Jungfer zischt, wobei ein Hefeschleier noch für Unruhe sorgt. Ich bin trotzdem sehr angetan und zuversichtlich, dass da viel kommt. Barths Schönhell ist schön hell (okay, das Wortspiel ist bestimmt noch nie jemandem eingefallen). Leicht zitrische Frische, leicht kreidige Mineralik. Toll. Prinz geht in eine ähnliche Richtung, endet dann aber auf den 2019 im Rheingau scheinbar allgegenwärtigen saftigen Apfelnoten. Auch sehr schön.

Drei mal Doosberg zwei mal 2018: August Eser legt den frischen 2019er vor, der eigentlich super, weil angenehm schlank, mir aber am Ende einen Hauch zu süß ist. P.J. Kühn mit wilder Nase und wieder feiner Phenolik am Gaumen, aber diesmal auch Monster-Tiefgang und Substanz. Toller Wein. Prinz legt Exakt das Pendant vor, das Georg Müller in der Jungfer besorgte. Wiedervorlage in fünf Jahren. Das Lenchen (2018) der frischeste der drei Kühns, der trotz oder gerade wegen seiner Wildheit auch mein Favorit aus diesem Stall ist. Spreitzers Rosengarten liegt noch unter einem Hefeschleier und fängt doch schon an zu strahlen. Tolle Säure, schöne Struktur. Wegelers Wein aus gleicher Lage spiegelt den Jahrgang mit saftigem Apfel, zeigt aber auch schönen Biss im Abgang.

Fans werden Kühns würzig-komplexen St. Nikolaus (2018) anbeten, mir ist er zu lätschert, das Lenchen bleibt mein Favorit. Spreitzers St. Nikolaus mit austrocknendem Monstergerbstoff, aber so viel Saft und Substanz, dass ich ihm (in vielenvielen Jahren) eine große Klasse zutraue. Auf Schloss Vollrads lebt Prince Charming, der Kalauer sei angesichts des überaus fruchtig-fröhlichen Schlossberg-GGs erlaubt. Immerhin, ich erliege dem Charme. Der Kontrast mit dem Vollradser Neu-GG aus dem Greiffenberg (aus 2018 und aus neuem Holz) hat ebenfalls was Charmantes. Da stört aromatisch noch ein Ritter der Kokosnuss, aber wenn der sich verzieht, wird das mal ein toller Wein (der nie zu polarisieren aufhören wird). Entzückend. Schloss Johannisberg mit einem klassischen Rheingau Riesling GG (das gab es in jüngerer Vergangenheit hier nicht so oft), schönes Frucht-Säure-Spiel, Tiefgang und ein bisschen Power. Mag ich. Allendorfs Hasensprung (2018) hat dann wieder Reiflif Gerbfschfoff. Im Rheingau hätte es sich gelohnt, die 18er und 19er in separaten Flights zu zeigen, denn ich glaube, der ist viel besser, als er nach SchloJo aussieht. Da schmiert er nämlich ab.

Künstlers Berg Rottland riecht nach Holz und ist am Gaumen dann doch ganz stahlig, bis dem Verkoster einfällt, dass in dem Glas ja eben noch der Ritter der Kokosnuss drin war. Nach geholzten Weinen Gläser spülen! (Anfängerfehler, ich geh mich mal schnell schämen) … Jetzt aber: ein saftig-bissiger Rottland von Künstler ist ganz schön kräftig, aber das passt hervorragend. Kesselers Berg Roseneck und die süße Kesseler-Frucht. Das ist sooo verführerisch, da werden auch Trocken-Puristen schwach. Leitz Wein aus gleicher Lage ist dann, sorry für die ewige Wiederholung, wahnsinnig saftig mit feiner Phenolik im Abgang. Toll.

Drei mal Berg Schlossberg im letzten Flight und Künstlers ist in der Nase etwas parfümiert und noch ziemlich dropsig, am Gaumen unruhig und zeigt doch schon so viel vibrierende Vitalität – schockverliebt! Leitz‘ outet sich nur in der Nase als 2018er, ist am Gaumen erfrischend straff (für das Jahr) und hat aus der Not eine Tugend gemacht: Rühdes Eimähr Bärg Grand Cru. Wegeler# Version schließlich ganz straight mit toller Säure und Zug zum Tor. Beim Berg Kaisersteinfels (2018) hat Leitz dann dem Jahrgang eine Nase gedreht, das hätte man mir auch als etwas opulenteren 19er unterjubeln können. Ein toller Wein! Kesselers Seligmacher wie immer der charmante Rausschmeißer, weil letzter Wein im letzten Rheingau-Flight. Dieses Frucht-Säure-Spiel hat großes Suchtpotential.

Fazit: Der Rheingauer VDP hat beschlossen, das Veröffentlichungsdatum des GGs um ein Jahr auf den 1. September des zweiten Jahres nach der Ernte zu verschieben. Nächstes Jahr werden daher noch einmal die 19er angestellt. Deswegen habe ich mir erlaubt etliche Weine hier nicht zu erwähnen, weil ich mir unsicher bin und sie eh noch mal zu sehen kriege. Die hier erwähnten zeigen aber schon ein tolles Niveau.

Pfalz

64 GGs aus der Pfalz, das ist doch mal sportlich.

Fünf mal Philipp Kuhn im ersten Flight und der Schwarzer Herrgott zum Glück im ersten Glas. Der ist so leise, der wäre sonst untergegangen. Gut. Die anderen Weine sind solide GGs. Im sechsten Glas ein wildwürziger Saumagen von Rings mit toller Säure und ganz viel Potential. Wunderbar! Rings‘ ‚ziviliserte Wildheit‘ muss Kuhn ja nicht kopieren, aber so ein kleines Scheibchen abschneiden vielleicht…

Rings‘ Weilberg ist noch sehr von Hefe geprägt, Wolldecke im Mund, aber darunter liegt blitzeblanke Zitrus-Aprikose-Frucht und Kreide. Wahnsinn. Pfeffingen auch mit Monster-Zuch, aber im Moment noch süß-sauer-dropsig. Schmeckt aber nicht nach Zucker. Große Hoffnung. Sein Herrenberg viel milder, mit toller Rauch-Mineralik im Abgang. Fitz-Riter in gleicher Lage zackig, auf der Frucht-Schiene, aber mit hohem Anspruch. Den Wein würde ich gerne gleich mit zum Mittagessen nehmen.

Hab ich schon mal erzählt, wie sehr ich es liebe, wenn ein Flight … gleiche Lage … hab ich? Na gut. Also: Fünfach Pechstein: Acham-Magin mit Pfälzer Barock aus gutem Jahr, ohne Angst vor Säure, ohne Firlefanz, nach hinten raus noch ein bisschen austrocknend, aber in ein paar Jahren sicher ziemlich gut. Bassermann-Jordan üppiger, süßer (schmeckend), muss es auch geben, darf nicht aussterben, ist aber nicht mein Beuteschema. Bürklin-Wolf nobel, feine Frucht, sehr eleganter Antrunk und dann kommt eine ziemlich große Portion, zugegeben feinsten, Gerbstoffes. Ist für ein langes Leben gemacht und ziemlich sicher Weltklasse. Reichsrat von Buhl (2018) riecht, als hätte er einen BSA durchlaufen und das leider nicht ganz sauber und auch am Gaumen ist das etwas laktisch. Manchmal reift sowas weg. Wenn nicht: ich finde nichts schrecklicher, als laktischen Riesling. Hoffen wir das Beste. Mosbacher, sonst König der Klarheit, gönnt sich heuer auch ein paar Gerbstoffe und legt ein tolles GG vor, dass Sie aber erst mal drei Jahre im Keller verbuddeln sollten. Das war ein interessanter Flight.

Gleiche Reihenfolge im Jesuitengarten (allerdings ohne Bürklin-Wolf). Acham-Magin mit noch ein bisschen mehr Säure und auch etwas schlanker. Passt! Auch Bassermann schmeichelt wieder, ist dieses Mal aber von einer Klasse, dass ich schon deutlich leiser werde. Von Buhl (2018) hat (ganz schön viel) Holz und wer das nicht mag, es gibt ja noch Acham-Magin – oder den in dieser Lage extrafrischen Mosbacher, Hui, hat das Zisch. Love it. Buhls Freundstück gefällt mir dafür richtig gut, weil hier alles ausbalanciert ist. Mosbacher in gleicher Lage 100% Mosbacher. Man muss das selber reif erlebt haben, sonst kann man sich kaum vorstellen, dass ein so fröhlicher Wein so wunderbar altern kann. Glauben Sie‘s mir, ich sag nur Kieselberg 2009.

Reise nach Jerusalem: Kirchenstück und es waren nur noch drei (Mosbacher ist ausgeschieden). Acham-Magin knackig und gut (mehr Frucht, aber auch mehr Phenolik), Bassermann spielt die Darling-Karte und von Buhl (2018) geht mit der Axt in den Wald, frisches Holz holen. Hören Sie da eventuell Präferenzen raus? Wenn Ihre anders liegen, sollten Sie das besser selbst probieren. Bassermann-Jordans Kalkofen hat dann so viel mineralischen Biss, dass ich ganz zu meckern aufhöre. Toller Wein. Georg Silben Erben muss sich mit seinem Wein aus gleicher Lage nicht verstecken.

Sechs Ungeheuer und Kudos an Acham-Magin: die ziehen das durch und legen den vierten Augen-Geradeaus-Riesling vor. Knackige Säure, feine Phenolik und im Ungeheuer eine wohl der Lage zuzuordnende Wärme in der Aromatik. Gefällt mir sehr gut und mit diesem Wein konnte ich sogar beim nörgeligen Hofschuster Überzeugungsarbeit leisten. Basermann-Jordan mit der exakt passsenden Portion Charme, der beste B-J bisher. Bürklin-Wolff ist razor sharp and laser focused, feinste Mineralik, großer Sport. Buhl (2018) wirkt danach etwas übergewichtig und brandig, Ich werde mit der Kollektion nicht warm. Mosbacher experimentiert wieder mit Phenolik. Müssen wir in drei Jahren drüber reden, der weitere Eindruck ist tiptop. Georg Siben Erben schlägt in die gleiche Kerbe, dreht aber etwas ins Bittere ab. Das müsste man mal in Ruhe drei Tage lang beobachten.

Bassermann-Jordan stürmt den Grainhübel mit einer Armee aus Gummibärchen. Die Struktur des Weines finde ich allerdings gut. Ich glaube an eine ordentliche Zukunft. Moosbachers Kieselberg ist supertypisch und angenehm schlank. Georg Siben Erben geht in eine ähnliche Richtung und setzt eine Mini-Portion feiner Gerbstoffe drauf. Langenmorgen zeigt, nicht alles von Bürklin-Wolf ist überirdisch gut, es geht auch einfach nur sehr gut. Im Abgang fein, im Antrunk aber etwas süßlich, insgesamt trotzdem Spitze. Georg Siben Erben zeigt in der Lage seinen mit Abstand besten Wein, das hat tollen Grip und gar nichts Bitteres. Die rauchige Mineralik im langen Abgang und die filigrane Struktur des Hohenmorgen zeigen dann wieder: an Bürklin-Wolf führt kein Weg vorbei in 2019.

Beim Reiterpfad in der Hohl probiert sich das Gut dann auch mal einer satten Portion Gerbstoff, aber auch das gelingt hervorragend. Christmanns Reiterpfad-Hofstück wird ein paar Jahre brauchen, um die kräftige Säure und deutliche Phenolik zu verarbeiten, zeigt aber so viel Substanz, dass ich sicher bin: das wird was. Der Gaisböhl von Bürklin-Wolf dann einerseits mit festem Gerbstoff, aber auch mit so viel Saft, dass man‘s jetzt schon trinken möchte. Fein.

Christmanns Idig ist sehr verschlossen, das Frucht-Säure-Spiel gefällt mir sehr, seine Meerspinne ist noch zackiger in der Säure und puffert mit mehr Süße (gefühlt, ich kenne keine Analysewerte). Muss kein Zucker sein, kann auch einfach Extrakt sein. Im Moment ist das so oder so Nummer 42 beim Chinesen (Hühnchen süß-sauer), aber ich bin optimistisch, dass das ein toller Wein wird. Meßmer hat beim Schäwer auf gefühlt gleichem Säurelevel keinen Puffer und ich mag‘s. Minges setz in gleicher Lage auf viel Schmelz bei hoher Säure und auch das mag ich. Sein Hölle – Unterer Faulenberg strotzt dann von dunkler Mineralik, das schmeckt schon fast nach Lava – finde ich phänomenal!

Rebholz-Festspiele: Im Sonnenschein mit vibrierender Kreide-Mineralik, ‚Ganz Horn‘ deutlich gröber zupackend, aber manchmal mögen wir‘s ja ein bisschen direkter, Kastanienbusch dann mehr Saft und nach hinten raus rauchig, der Rest ist Struktur und Substanz. Lagenunterschiede herausgearbeitet, Jahrgang zur Geltung kommen lassen, alles richtig gemacht. Auch Wehrheims Kastanienbusch startet mit Saft und endet mit Rauch, hat vielleicht sogar noch mehr Substanz. Sein ‚Köppel‘ ist dann der steinigere Kastanienbusch. Kann man so machen – wenn man weiß, wie es geht. Toller Flight.

Nach so viel Stein wirkt Kranz Kalmit süß, bevor auch er im Abgang viel mineralik offenbart. Müsste ich in anderem Kontext verkosten, um ihn tatsächlich beurteilen zu können. Sein Kirchberg wirkt jetzt ein bisschen leiser und eleganter. Bernharts Sonnenberg auf der fruchtigen Seite mit viel Grip im Abgang. Ein guter Schlusspunkt.

Fazit: Rebholz, Rings und Werheim zeigen tolle Leistungen, Christmann vermutlich auch (da reicht die Zeit nicht für das finale Urteil). Bürklin-Wolf schwebt über allem. Acham-Magin überrascht.

Baden

Ein schneller Flight aus Baden: Die Husarenkappe von Burg Ravensberg ist wunderbar kreidig und hat tollen phenolischen Zug. Andreas Laibles Plauelrain ‚Am Bühl‘ ist wunderbar parfümiert, riecht nach Aloe Vera und feiner Riesling-Frucht. Am Gaumen zackig, nicht zu breit und durchaus elegant. Guter Stoff. Hegers Vorderer Winklerberg ist ein großer Wurf. In der Nase ausladend, am Gaumen straff, mineralisch fokussiert und noch sehr verschlossen, aber sowas von den Kaureflex kitzelnd. Und ewig lang. Hui! Stiglers Riesling GG heißt Winklen ‚Herrgottswinkel F 36‘, kein Scherz. Nennen Sie alle Ihringer GG-Lagen, in denen mindestens ein Winkel vorkommt. Wissen Sie, warum das nie Jauchs Millionenfrage wird? Weil die Antwort die Sendezeit sprengt. Der Wein kann da nix für, der ist blumig, duftig, gelbfruchtig – auf eine angenehme Art anders.

Württemberg

Verrenberg von Hohenlohe Oehringen: Schmelz! Und dann Kreide! Sehr gut. Neippergs Rute: Saft! Und dann malzige Mineralik! Auch sehr gut. Wachtstetters Mühlberg superstraff, zitrusfrisch und sehr fest mit viel Substanz und Potential. Toll. Dautels Steingrüben extrem zitrusfrisch mit viel Spannung. Aldingers Gips Marienglas mit viel reifer Frucht, toller Säure und jede Menge Potential. Schnaitmanns Götzenberg ist auf der sexy Seite von dreckig, wenn Sie wissen, was ich meine (sonst hinterlassen Sie einen Kommentar und ich erklär es Ihnen). Sein Lämmler hat einen heftigen Stinker, reife Frucht und ganz viel megafeinen Gerbstoff. Heids Pulvermächer ist erstaunlich cremig, aber nicht breit und Ellwanger schnürt im Altenberg ein klassisches Rieslingpaket mit toller Säure. Das sind alles sehr gute Weine, die in der Reife hoffentlich noch weitere Facetten gewinnen – außer Schnaitmann, der genügt jetzt schon höchsten Komplexitätsansprüchen.

Franken

Bürgerspital mit einem unruhigen Stein-Hagemann und einer kompakten Stein-Harfe, die für meinen Geschmack einen Tick trockener sein könnten, aber das mag sich in der Reife harmonisieren. Potential haben beide eine Menge. Ähnliches gilt für den etwas ausladenderen Pfülben von Schmitt‘s Kinder, der Staatliche Hofkeller ist in der gleichen Lage etwas würziger. Ein schöner Auftakt..

Michael Fröhlichs Lump GG liegt noch unter dem Hefeschleier, zeigt aber schöne Struktur und wird bestimmt zu einem schönen Riesling GG. Weltners Hoheleite startet mit süßer Frucht und tänzelt dann lang auf feinen Phenolen, ohne austrocknend zu wirken. Braucht Zeit. Rucks Julius-Echter-Berg ist alte Schule: charmant, aber nicht plump, wär ja auch schlimm, wenn alle nur noch flüssigen Stein machen wollten. Wirsching spielt die Fruchtkarte in gleicher Lage auch sehr gekonnt, wird im Abgang dann aber doch ein bisschen steinig. Sehr schön.

Höflers Apostelgarten habe ich neulich in gereift (2014) getrunken und ich kann nur sagen: unterschätzen Sie den Höfler nicht. Die 2019er Version mit ihrer in sich ruhenden, fruchtigen Art, wird auch mal sehr gut. Fürst zeigt einen schlanken Centgrafenberg mit viel Zug und Phenolik, der in drei Jahren vermutlich anfängt zu singen. Sensationell. Der Setin vom Juliusspital ist noch ein bisschen dropsig, aber hat eine tolle Säure. Das wird einmal ganz viel Trinkfluss entwickeln. Störrlein-Krenigs Hohenroth hat von allem ganz viel: Druck, Saft, Frucht, Säure, Tiefgang und Biss. Ich mag dieses Kraftpaket.

Knolls Stettener Stein mit ganz zurückhaltender Nase und zupackender Säure, feinste Gerbstoffe, typisch für das Weingut und sehr gelungen. Am Lumpen 1655 von Horst Sauer sehr fruchtig, von Rainer Sauer und Egon Schaeffer etwas würziger, aber keinesfalls fruchtfern. Der Winzer, die ihren Stil zurückhaltend über die Lage stülpen und drei Weine mit ähnlicher Struktur, alle toll. Wirschings Kammer mit etwas mildere Säure, aber die reicht locker für ein tolles Spiel. Mindetens genauso toll. Luckerts Maustal stinkt etwas, am Gaumen würzig, malzig, mit toller Frucht und etwas Rauch. Ein großer Wein als krönender Abschluss eines großen Flights.

12 Gedanken zu „Wiesbadener Vorpremiere 2020, Tag 3 – #vdpgg2020“

  1. Freue mich jedes Jahr deine Artikel zur GG-Probe zu lesen. Dieses Jahr fällt es mir echt schwer dir zur folgen. Irgendwie fehlt ein wenig die Struktur..

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