vdpgg2018

Wiesbaden 2018, Tag 3 – #vdpgg18

Guten Morgen, heute muss es schnell gehen, denn ich will unbedingt die Pfalz und den Rheingau schaffen und wenn es geht auch noch die Mosel. Also gleich in medias res

Pfalz

2017, wenn nicht anders angegeben

Schon wieder so ein straffer Start: viel mineralische Kraft und zackige Säure machen Hoffnung auf große Entwicklung: Kuhns Schwarzer Herrgott. Etwas weniger Power, dafür schmirgelnde Eleganz im leisen Mandelpfad von Knipser. Ähnlich, aber garniert mit einem Sponti-Stinker dann der Steinbuckel aus gleichem Hause, der allerdings mit einem Hauch Süße ausklingt. Ganz klassisch Pfälzer Riesling in jung und gut dann als letzter Wein im ersten Flight: Rings Saumagen. Ein guter Auftakt.

Sehr verschlossen, fest und mit viel Stoff, also Entwicklungspotential dann Karl Schäfers Weilberg. Rauchig mineralisch, dunkel aber nicht schwer, kaum Frucht aber trotzdem Charme: Rings Version der Lage ist ein bisschen geheimnisvoll – und saustark. Fitz-Ritters Herrenberg ist wieder zugänglicher und sehr animierend. Karl Schäfers Version ist der zitrischste bisher und das steht ihm richtig gut.

Im Pechstein zeigt Bürklin-Wolf (2016) den reiferen Wein und kann mit Charme punkten, während der straffere Bassermann-Jordan sich noch sehr bitten lässt. Erheblich präsenter und angenehm zackig ist dann Georg Mosbacher. Auch der Jesuitengarten von Bassermann-Jordan ist noch total zu, zeigt aber Anlagen. Buhls Jesuitengarten (2016) ist quadratisch, praktisch, gut, einfach zu verkosten, aber kein einfacher Wein, sondern flüssige Eleganz, liebe ich!

Acham-Magins Ungeheuer ist zitrusfrisch und knackig, aber nicht aggressiv, sehr gut. Zarter Schmelz und süße Frucht mit reifer Säure, Georg Siben Erbens Version der Lage ist opulent, aber nicht pappig. Für Liebhaber milderer Weine ist das großes Kino. Christmanns Langenmorgen ist ebenfalls großartig auf eine sehr milde Art.

Blumige Nase, blumiger Wein, eher mild, aber im Abgang dann mit Säure und Gerbstoff, die ihn besonders machen: Bergdolt-St. Lamprechts Reiterpfad-Achtmorgen. Eine glockenklare Frucht bimmelt im Reiterpfad-Hofstück von Christmann und es ist ein Wohlklang! Gleiche Lage von von Buhl (2016) ist dann mal wieder etwas zackiger und im Abgang rauchig. Vielversprechend. Sehr viel Gerbstoff im Reiterpfad-In der Hohl (2016) von Bürklin-Wolf, für mich jetzt nicht trinkbar, aber so steinig, dass ich an eine ziemlich große Zukunft glaube. Christmanns Mandelgarten-Meerspinne zupackend und opulent, mit sehr phenolischem Abgang. Schlank oder elegant wird der nie, aber vielleicht mal sehr gut.

Straff, karg, fordernd, Müller-Catoirs Im Breumel ist einfach spannend. Richtig bissig hingegen Theo Minges‘ Schäwer, dazu süße Frucht, die nicht zuckrig wirkt. Da deutet sich was an! Saftig und fruchtig, aber nicht einfach, weil ein malzig-phenolischer Abgang eine tolle Entwicklung ankündigt: Hölle – Unterer Faulenberg, ebenfalls von Minges.

Rebholz‘ Ganzhorn  ist vibrierend, von Feinheit, die man in diesem Jahrgang nicht so oft sieht; das Beste, was die Pfalz dieses Jahr hervorgebracht hat. Wehrheims Kastanienbusch ist barocker und trotzdem noch in meiner Komfortzone, den würde ich trinken wollen. Rebholz Kastanienbusch, Siegrists Sonnenberg und Kranz‘ Kalmit sind richtig guter Pfälzer Riesling mit Tiefgang und Grip. Ein versöhnlicher Flight zum Schluss.

In der Pfalz ist dieses Jahr sehr viel Restzucker in Umlauf. Unter all den Dropsen die Perlen herauszusuchen, ist nicht einfach. Ich habe bestimmt ein paar übersehen (aber nicht viele).

Rheingau

2017, wenn nicht anders angegeben

Künstlers Hölle ist beißend mineralisch und irre spannend, wirkt aber auch etwas süß. Sollte man beobachten. Könnte toll werden. Domdechant Werners Kirchenstück ist ein ziemlicher Blockbuster mit so viel Saft, da könnte ich die Flasche an den Hals setzen. Die Domdechaney dann das Mittelding der beiden vorherigen, gut! Ziemlich wild der Nonnberg Vier Morgen von Flick. Den mag ich sehr. Wunderschöne, typische Rieslingnase im Langenberg von Diefenhardt, am Gaumen dann straff, mineralisch-phenolisch mit großartigen Anlagen. Das hat richtig Zug. Mild wirkt danach der Gräfenberg von Weil, ist aber so tief, da rollt Welle um Welle an Aromen und Phenolik und dunklem Geheimnis an – holla! Reife Frucht und feine Säure, bei derzeit leicht garstiger Phenolik, der Marcobrunn der Staatsweingüter ist auch sehr interessant. Bei Oetingers Version der Lage wird’s in der Frucht dann strahlend, der Rest ist aber derzeit verschlossen.

Süße Nase, straffer Gaumen, mit Jakob Jungs Siegelsberg finde ich den Weg zurück vom Mittagessen. Beim zweiten Schluck fällt mir die große Feinheit und Präzision des Weines auf. Oetingers Version ist etwas saftiger, rustikaler, aber in seiner Intensität ein toller Brocken. Esers Nussbrunnen ist ein vibrierendes Leckerli, dem mit Reife vermutlich der nötige Ernst anwächst. Das macht großen Spaß. Ernsthafter, dunkler, leicht malzig der Nussbrunnen von Ress, 101 Punkte zum Abschied des Gutsverwalters!

Ziemlich spontane Nase beim Wisselbrunnen von Barth, der auch am Gaumen eine gewisse Wildheit zeigt, obwohl die Frucht strahlt. Ich finde ihn minimal süß, aber das kann sich mit Reife gut integrieren. Die Jungfer von Prinz hat Biss und Frucht und im Abgang feine Mineralik und macht mir Hoffnung, genau wie P.J. Kühns (2016) Wein aus gleicher Lage, der sich derzeit wild-spontan und ziemlich fruchtfrei präsentiert aber eine feine Struktur zeigt.

Kantige Säure, feine Frucht und gute Anlagen im Schönhell von Prinz. Kühns Doosberg (2016) ist ein bisschen Freakshow, die auch Nicht-Freaks lieben können, weil dieser mineralisch-phenolische Biss einfach atemberaubend ist. Wegelers Rosengarten geht dann wieder in Richtung von Prinz und macht mir freakfreie Hoffnung.

Kühns St. Nikolaus ist weich, aber nicht beliebig, sehr klar, ohne jeden Freakfaktor, tief und wirklich gut. Schloss Vollrads lebt von Frucht und Säure und deren feinem Tanz, ganz toll. Wenn das Walzer ist, tanzt der Prinz von Hessen im Hasensprung Polka, perfekte Polka. Und ich stelle fest: ich liebe Polka! Großartiger Wein.

Allendorfs Jesuitengarten ist ein dunkler, erdiger Riesling. Tief, tief, tief. Braucht bestimmt lang, lang, lang und wird dann gut, gut, gut. F.B. Schönleber aus gleicher Lage mit satter Frucht ein Kontrapunkt, der Spaß macht. Die Version des Prinzen von Hessen von der Säure eher mild, von der Phenolik sehr griffig und auch der Klaus des Prinzen bestätigt den guten Eindruck den der Hasensprung gemacht hat: da bewegt sich was. Schloss Johannisberg ist sehr sauber, animierend und fruchtig und federleicht, für mich ein Granaten-SchloJo!

Ungemein kraftvoller Rottland von Ress mit viel phenolischem Biss im Abgang. Kann man kauen, sollte man aber noch mit warten, 102 Punkte für den scheidenden Gutsverwalter!! Saftiger und mit etwas Honig (?) im Aromenprofil der Rottland vom Johannishof, Irritierend aber wunderschön. Künstlers Version mit sehr süßer Frucht, die nicht zuckrig wirkt und einen hohen Suchtfaktor hat. Allendorfs Roseneck ist tief und kräftig und wird wieder eine Weile brauchen, aber sicher gut.

Zum Schluss der Schlossberg: Wegeler erst blumig und im Abgang dunkel-rauchig, Künstler fruchtig und klar, Kesseler seinem Stil folgend fast halbtrocken, Kloster Eberbach enorm saftig und nach hinten raus leicht würzig. Vier sehr unterschiedliche, aber gelungene Interpretationen der LAge und ein guter Schlusspunkt.

Der Rheingau hat solide abgeliefert, keine Superlative im Text, weil keine Superlative im Glas.

Mosel

2017, wenn nicht anders angegeben

Heymann-Löwenstein mit fünf Weinen und eigentlich sind sie mir alle zu süß.  Röttgen und Uhlen Laubach finde ich am besten, wenn ich versuche, meine Vorlieben etwas auszublenden. Für Liebhaber des beinahe halbtrockenen Stils sind Stolzenberg, Kirchberg und Uhlen Blaufüßer Lay aber sicher auch ein Fest. Knebels Röttgen mit seiner würzigen und etwas trockenern Festigkeit überragt für mich diesen Flight haushoch.

Dr. Loosens Prälat und Würzgarten sind zwar nicht gerade trocken, kommen aber mit so viel Stoff und Phenolik, dass ich an eine große Zukunft glaube. Selbiges gilt für Knebels Uhlen. Wegelers Sonnenuhr mit würziger Nase und Schmelz am Gaumen, dem eine lebendige Säure gegenüber steht. S.A. Prüms Sonnenuhr hat viel Spannung und wirkt im Kontext recht trocken, zeigt vor allem feinen Gerbstoff im Abgang. Schloss Lieser im Himmelreich mit dem ersten richtigen GG, wie man es auch in anderen Anbaugebieten definieren würde – als 15. Wein im Moselfeld! Aber zum Wein ein Zitat von Nebenmann Truszkowski: ‚Stinkt wie Sau, aber ein richtig schönes GG‘. sic!

Der Layet von St. Urbanshof hat eine großartige, süße Nase und am Gaumen so viel Stoff, dass er reifen kann, bis der Zucker nicht mehr süß schmeckt, auch wenn wir von einer Dekade reden. Sehr fein. Die Lay (2016) von S.A. Prüm ist sehr dunkel und kräftig – eine delikate Spezialität. Auch der Doctor von Wegeler ist eher malzig und dunkel, aber sehr schön. Schloss Liesers Niederberg Helden ist dann wieder ein richtiges GG, sogar ein richtig gutes richtiges GG. Substanz und Frucht und Säure und Phenolik – uiuiui.

Und jetzt mal Schluss mit dem Gemecker: Ein Traum-Flight mit sechs tollen GGs: Juffer von Haag mit ganz viel Würze und etwas Malz, tief und fest und kräftig, aber nicht plump. Selbiges von Schloss Lieser ähnlich, aber mit hellerer Frucht und etwas phenolischerem Abgang. Haags Juffer-Sonnenuhr mit fast schmerzhafter Konzentration der Juffer-Eindrücke. Das ist ganz groß! Haart im Oligsberg mit etwas Feuerstein, im Goldtröpfchen mit viel Frucht, auch zwei mal großes Vergnügen. Den Schlusspunkt setzt dann wieder Schloss Lieser mit einem zackigen, wild-spontanen Goldtröpfchen, das zu beschreiben hier den Rahmen sprengt. Sagen wir mal: da passiert sehr viel!

Grans-Fassians saftige Laurentiuslay bringt fast kalkige Mineralik an den Start und könnte damit großartig reifen. Der Karthäuserhof setzt ganz auf Süße-Säure-Spiel, ohne dass es puffig wirkt. Gekonnt! Grünhaus griffiger Herrenberg ist am Gaumen noch total unruhig, deutet aber einiges an. Dann sechs mal Van Volxem: Der Goldberg ist spektakulär druckvoll. der Altenberg saftig und recht üppig, aber nach hinten raus mit Spannung. Den Gottesfuß finde ich leise (aber gut) und den Volz ungemein elegant. Der Scharzhofberger hält nicht ganz das Niveau der ersten vier, bevor der Pergentsknopp das Niveau ganz weit nach oben schraubt: flüssiger Stein mit satter Frucht. Man muss kein Fan sein, um dieser Kollektion Respekt zu zollen. Wow!

Mich als Berliner erinnert die Umsetzung des GG irgendwie an einen Flughafen. Dieses Jahr war besonders schwierig.

Saale-Unstrut

Lützkendorfs Hohe Gräte hat eine wunderbar saftige Frucht. Das ist Apfelkonzentrat (derzeit), so saftig, toll! Pawis Edelacker gewohnt kräftig, zum kleine Kinder erschrecken. Einmal im Jahr muss ich den im Glas haben!

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