2008 Champagne Vorprobe

Vorprobe Champagner 2008

In Vorbereitung einer größeren Champagnerprobe trafen wir uns am Freitag in kleinem Kreis und tranken die Weine, die es nicht ins Hauptfeld geschafft haben. Berichtenswert waren sie allemal.

Demnächst darf ich an einer ziemlich umfangreichen und gut sortierten Probe des gemeinhin als besonders gut eingeschätzten Jahrgangs 2008 teilnehmen. Da der Gastgeber so ziemlich alles besorgt hat, was der Jahrgang bislang zu bieten hat, gab es mehr Weine als eine ‚normale‘ Probe üblicherweise unterbringt. Also tranken wir den ‚Ausschuss‘ bei einer Vorbesprechung. Die Ergebnisse lassen für die Hauptprobe Großes erhoffen.

Andre Clouet, Le Clos de Bouzy 2008 (aus der Magnum). Leicht tabakwürzig, reifer Apfel, etwas kräutrig, ziemlich straight, passende, sehr dezente Süße, enorm würzige Länge, tragende Säure. Einfach wunderbar, weil so harmonisch. Mit Luft kommen leider recht heftige Alterungsnoten und der Eindruck trübt sich ein. Ausgesprochen gut ist das allemal.

Jacquesson, Dizy – Corne Bautray, 2008. Anfangs typische Nase, dann sehr weinig, am Gaumen tolle Frische, helle Frucht, sehr kreidig, aber die süße Frucht puffert das perfekt, ganz hinten raus wird es etwas rauchig. Was für ein Kunstwerk auch weil die Frucht ohne Zucker so viel passende Süße hinbekommt. Macht in den ersten 5 Minuten eine schöne Entwicklung durch der letzte Schluck ist nussig, buttrig. (Holzfass, langes Hefelager), in der Nachprobe ist die Magie etwas gedämpft, aber es gilt: Umwerfend ist er allemal.

Taittinger, Comtes de Champagne, 2008. Etwas Zitrus und Kuhstall in der Nase (schwenkt sich weg), dann Brioche und Nuss. Am Gaumen explodiert die Perlage, der Wein ist recht laut, viel Frucht, feine Süße, sehr gut, aber nicht das Niveau, das in diesem Feld herausstechen kann. Mich irritiert das etwas, weil ich solche Perlage-Explosionen eigentlich nur erlebe, wenn ich entweder unmittelbar vorher etwas gegessen habe, oder einen gerbstoffreichen Wein (Maischegärer oder ähnliches) getrunken habe. Hier war das nicht der Fall. Der Comte kam direkt nach dem Jacquesson, ohne das ich etwas gegessen oder getrunken hätte.

Pierre Gimonnet, Millésime de Collection, extra brut, 2008 (aus der Magnum). Zunächst frische Nase, dann liegt etwas Hefezopf und Nuss darunter, vielleicht auch etwas Holz? Am Gaumen zunächst sehr straff, fächert dann weit auf, singt aber vorher wie nachher, leicht mürbe Frucht, etwas nussig, tolle Säure, unfassbare Länge. Ganz großer Sport. Nachverkostet hat das deutlich Holz, die Nase und Antrunk dominiert, doch dann kommt wieder die Frische. Bleibt unglaublich.

Billecart-Salmon, Louis Salmon, brut, Blanc de Blancs 2008. Gelbfruchtige Nase mit erstaunlich wenig Hefenoten, am Gaumen etwas anstrengend, sehr zupackend, wenig Fülle, aber die strenge Art ist nicht ist nicht charmant, obwohl ein bisschen Zucker da ist. Da fehlt Ausdruck und Eigenständigkeit. Das ist nicht schlecht, in diesem Kontext aber auch nicht richtig gut.

Bollinger, La Grande Année 2008. Kork und dann auch noch die Magnum, was für ein Mist.

2008 Champagne Vorprobe

Jacquesson, Avize – Champ Cain 2008. Startet mit einer recht klassischen Schaumweinnase (Hefe und Bratapfel). Der Gaumen ist extrem ernsthaft, trocken, üppig, mürber Apfel und Orange, getrocknete Kräuter, viel Zug, viel Tiefe, feine Phenolik zum Abgang, macht mit Luft schnell auf, bleibt aber straff, wird etwas nussig, Hefezopf, mit sehr kräftiger Säure darunter. Komplex, vielschichtig, zum Abgang hin ausdauernd schöne Phenolik. Atemberaubend. Spätestens in der Nachprobe, in der er noch einmal etwas zulegt, denke ich: für solche Erlebnisse  ist das Wort Perfektion erfunden worden. Und wer A sagt, muss auch B sagen (passiert in der Weinwelt aus mir unerfindlichen Gründen viel zu selten): 100 Punkte

De Sousa, Cuvée des Caudalies, extra brut 2008. Sehr viel Birne in der Nase, dann kommt Hefe und Holz, ist schon in der Nase cremig und dann am Gaumen noch viel mehr. Das ist Birnen-Burgunder mit Bubbles und etwas Dosage (3 g). Ich möchte mich da reinlegen und drin baden. Ich bin sowas von schockverliebt. Aber das ist nicht nur Wohlfühlwein, das hat auch strukturierende Säure und Phenolik und Anspruch, wenngleich vielleicht nicht so viel wie die Jacquessons. In der Nachprobe bleibt es dabei. Das ist sooooo charmant. Groß.

10 Gedanken zu „Vorprobe Champagner 2008“

      1. Oh no! Aber okay, da kann man nichts machen außer die Daumen drücken, dass es Ihm bald besser geht.
        Übrigens hab trotz meiner Klage, dass ich bei den Champagner Preisen raus bin, mir dennoch den Sousa, Jacquesson’s Avize und Gimonnet gegönnt. Konnte nicht widerstehen, auch wenn mein Geldbeutel glaubt ich bin bekloppt 😅 Als kleines plus auch noch den 2008 Celebris ohne zu wissen ob es was taugt. #kaufrausch

      1. Magst du ein paar Gedanken davon teilen? Wäre sehr spannend. Insbesondere warum es der Bollinger RD nicht ins Finale geschafft hat fände ich sehr interessant.

  1. Ich komme gerne zur Probe 😀 aber ich glaube bei den Preisen steige ich, auch wenn mir bewusst ist, das sind normale Grand Cru Preise und angesichts der Leistung sogar relativ günstig, leicht aus. Dennoch behalte ich die Gewinner mal im Blick, haben bestimmt noch was ordentliches unter Zweihundert für ne Eintel.

  2. Mein Neid sei euch gewiss, zumal wenn das nur der „Ausschuss“ war. Freue mich sehr auf den Bericht zur eigentlichen Probe!

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