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VDP Großes Gewächs Präsentation Wiesbaden – das Fazit

2013 ist zu 73 Prozent wie 2008 und 27 Prozent wie 1981. Die Riesling GGs werden sich in 8,4 Jahren auf dem Höhepunkt präsentieren (die Rheingauer vermutlich erst in 8,42 Jahren). Kaufen Sie unbedingt des Bienenstutzen von Müller, das Wachtelmännchen von Meier und den Teufelsfratz von Schulze. Diese Weine legen Sie in den Keller und öffnen je eine erste Flasche in 2,75 Jahren, belüften sie 64 Minuten in einer Karaffe, schenken sie dann 5 Freunden bei 11,2 Grad Celsius ein und diese werden im Schnitt 93,4 Punkte für das Vergnügen vergeben! Ich habe die Diskussionen um die Berichterstattung aus Wiesbaden bei Facebook, in Weinforen und andernorts verfolgt und festgestellt, dass 51 Prozent meiner Leser gerne genau so eine Zusammenfassung der diesjährigen GG Präsentation hätten. Hier also der Text für die anderen 49 Prozent.

2013 ist bei den Riesling GGs besser, als ich nach den teils sehr dürftigen Gutsrieslingen im Frühjahr vermutet hätte – in der Breite, in der Spitze gibt es eh jedes Jahr ein paar sehr gute Weine. 220 Riesling GGs habe ich verkostet, 46 habe ich in meine Kategorie ‚nicht gut‘ sortiert. Das sind nicht alles schlechte Weine, sie genügen aber meinen Ansprüchen an ein GG nicht. Weitere 22 Weine fand ich zwar GG tauglich aber nicht so gut, dass ich sie mir kaufen würde. Unter den bedingungslos ordentlichen GGs finden sich dann noch welche, die ich für zu teuer halte, so dass ich der Hälfte der 2013er Riesling GGs aus unterschiedlichen Gründen die kalte Schulter zeigen würde, stünde ich im Laden vor ihnen. Das ist eine Quote, die ich vermutlich auch in besseren Jahren erreiche. Die Säure ist heftig aber nur selten brutal, damit fällt für mich ein Vergleich mit 2010 aus, dem Jahrgang, den ich zwar aromatisch gelegentlich interessant finde, den mein Magen mir aber verbietet.

Die besseren Weine erinnern am ehesten an 2008. Ob sie die gleiche Entwicklung nehmen werden, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Versuchung, den Jahrgang jetzt schon zu beurteilen ist groß – allein es ist noch immer zu früh dafür. Dirk Würtz beschrieb im Gespräch so schön, bei diesem Jahrgang könne man schmecken, wo die Trauben geerntet und wo sie geborgen wurden. Ich finde, das ist ein Fortschritt, 2006 hatten manche Winzer dieses durch den übermäßigen Einsatz von Aktivkohle verhindert. Vieles, was bei der Erstpräsentation passabel wirkte, war schon ein Jahr später mausetot. Ich habe wenige Weine im Glas gehabt, die diesen Verdacht in mir weckten, was nicht viel heißen muss.

Etliche Weine haben ob der krassen Säure ein ganz paar Gramm Zucker zu viel, was sie in der Jugend limonadig macht. Das kann sich mit der Zeit integrieren oder die Weine im reifen Stadium mastig erscheinen lassen. Daran, welchen Reifeverlauf diese Weinen nehmen werden, entscheidet sich vermutlich, wie wir den Jahrgang in 5 Jahren einordnen. Ich wage keine Prognose.

Eine Kollektion des Jahres gibt es für mich nicht. Fast alle Spitzenwinzer hatten irgendeinen Wein in Wiesbaden vorgestellt, der gegen die anderen stark abfällt. Bei manchem stellt sich mir die Frage, ob es ein GG weniger nicht auch getan hätte. Der Würzgarten von Loosen steht zwischen dem brillanten Prälat und der strahlenden Sonnenuhr wie ein Sack Mehl in einer Horde Supermodels. Andererseits habe ich zwischenzeitlich gelesen, dass andere Verkoster zwar auch der Meinung waren, alle sechs von Loosen hätten nicht sein müssen, auf ihrer Streichliste aber die Sonnenuhr haben und den Würzgarten auf Platz zwei hinter dem Prälaten sehen. Also lassen wir das. Die Selektion des VDP ist schon irgendwie in Ordnung.

Und hier meine ganz subjektiven Tipps. Wer gerne große Namen kauft, sollte dieses Jahr Wittmann priorisieren, Keller vielleicht zu Gunsten von Battenfeld-Spanier untergewichten. An der Mosel Heymann-Löwenstein probieren, erst recht, wenn man die Weine bisher zu süß und vollreif fand. Dr. Loosen darf nicht fehlen. Von Othegraven ist ebenfalls eine Bank. In der Pfalz sind Mosbacher und von Winning tolle GGs gelungen, vor allem das Ungeheuer, wo auch von von Buhl einen großen Wurf gelandet hat. Christmanns Langenmorgen und die beiden Weine von Rebholz sind Kandidaten für den Einkaufszettel. Etwas weniger Nahe (aber unbedingt die Hermannshöhle), dafür mehr Rheingau. Wer von Oetinger ignoriert, ist selber schuld. Er ist der Aufsteiger des Jahres, denn zwei so starke Auftritte hintereinander haben nichts mit Glück zu tun. Jakob Jung ist der zweite kleinere Name aus dem Rheingau, der das Einkellern lohnt. Aus der dritten Reihe unbedingt Lanius-Knab vom Mittelrhein besorgen (mindestens den Oelsberg), und den Rothenberg von der Staatsdomäne Oppenheim aus Rheinhessen. Wachtstetter und Heid aus Württemberg vervollständigen die Liste unbekannterer Erzeuger mit tollen Weinen.

Die Spätburgunder bedürfen keiner Zusammenfassung, sie stehen eh in einem einzelnen Bericht. Silvaner und Weißburgunder habe ich zeitlich nicht geschafft. Also ist hier Schluss – nicht ohne ein abschließendes Kompliment und einen Dank an den VDP: Wiesbaden ist ein fantastisch organisiertes Event. Als ich da so durch die Halle schritt, deutsche und internationale Großkritiker bei der Arbeit sah (die alle nur für diese Verkostungnach Wiesbaden gekommen waren), wurde mir eines klar. Man kann zum VDP stehen, wie man will, den Verein elitär finden und das Konzept des Großen Gewächses ablehnen – aber niemand kann bestreiten, dass dieses Event und die Menschen dahinter mehr für das Ansehen des Deutschen Weines in der Welt tun als irgendeine andere Initiative.

(Im Bild oben Paul von drunkenmonday und meine Wenigkeit mit einem allerletzten Flight, Dienstag um 18.15 Uhr. Freundlicherweise hatten die unermüdlichen Helfer noch einmal ein paar Flaschen zusammengetragen, die uns besonderen Spaß bereitet hatten)

VDP Großes Gewächs Präsentation Wiesbaden (1)

VDP Großes Gewächs Präsentation Wiesbaden (2)

VDP Großes Gewächs Präsentation Wiesbaden (3)

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