Steffen-Prüm

Ausflug an die Mosel (2): Steffen-Prüm

In Vorbereitung meines Moselausflugs hatte ich mir wie beschrieben eine Liste von Gütern zusammengestellt, die ich erstmalig besuchen wollte. Zu diesem Zweck hatte ich auch im Freundeskreis nach jüngsten Entdeckungen gefragt. Aus diesem kam der Tipp für meine zweite Station. Enge Freunde von mir haben vor einigen Jahren ihre Sachen gepackt und sind mit Kind und Kegel nach Zeltingen gezogen – von Hamburg aus, was mir bewies, dass es Menschen gibt, die noch viel weinverrückter sind als ich. Diese schlugen das Weingut Steffen-Prüm in Maring-Noviand vor, nahmen Kontakt zum Junior Benedikt Steffen auf und arrangierten den Besuch.

So richtig wohl war mir nicht in meiner Haut, als wir uns dann im Weingut Steffen-Prüm zur Probe einfanden. Das hatte aber weder mit den Weinen, noch mit dem sympathischen Gastgeber zu tun. Es war die Uhrzeit. An einem Sonntag um 18.00 Uhr einen frisch gebackenen Vater von der Familie fernzuhalten – man könnte denken, Weinbloggern ist nichts peinlich. Doch der Winzer hatte den Termin selbst vorgeschlagen. Unter der Woche arbeitet er drei Tage in der Logistik im Weingut Egon Müller und da muss für das eigene Weingut eben das Wochenende herhalten. Trotzdem beeilten wir uns ein wenig, probierten nur, was wir auch potentiell auf den Einkaufszettel heben wollten und ließen die edelsüßen Rieslinge aus.

Dreieinhalb Hektar bewirtschaftet Familie Steffen überwiegend in Maringer Lagen. Parzellen im Lieser Niederberg Helden und dem Erdener Treppchen werten das Portfolio auf. Doch auch aus Maringer Honigberg, Rosenlay und Sonnenuhr lassen sich sehr gute Rieslinge keltern, wie ich lernen sollte. Das Regiment im Weingut führt Vater Gerd Steffen, Sohn Benedikt hat bei vielem – aber wohl längst noch nicht allem – die Finger im Spiel. Es kann Einbildung sein, doch ich gewann den Eindruck, dass es eine gewisse stilistische Divergenz im Portfolio gibt. Das und die Tatsache, dass unser Gastgeber kaum verhehlen konnte, dass er einige Ideen hat, die er aus ungenannten Gründen nicht umsetzt, ließen in mir die Vermutung aufkeimen, dass es Weingüter gibt, in denen der Generationenwechsel reibungsloser verläuft. Egal, werfen wir fünf Euro ins Phrasenschwein und halten fest: letzten Endes zählt die Qualität im Glas und die war teils erstaunlich.

Den Anfang machte ein tadelloser Gutsriesling. Das klingt harmloser als es ist, denn beim BerlinGutsrieslingCup Anfang des Jahres durfte ich lernen, dass 2013 ein Jahrgang ist, in dem das Erzeugen überhaupt trinkbarer Gutsrieslinge eine Aufgabe war, an der etliche renommierte Betriebe gescheitert sind. Vor diesem Hintergrund ist der Gutsriesling große Klasse – und spottbillig ist er sowieso. Die ‚Grauschiefer’ genannte lagenlose, trockene Spätlese legte eine Schippe drauf. Sie war dichter, aromatisch komplexer, in der Säure allerdings auch aggressiver. Trotzdem kratzt sie die Kurve, erweckt den Eindruck, dass sie die nötigen Reserven hat um in drei Jahren einen harmonischen Trinkgenuss zu liefern und dann viele Jahre durchzuhalten, weil die Säure milder als in 2010 ist, das Extrakt spürbarer und Familie Steffen darauf verzichtete, für frühes Pläsier eine Extraportion Zucker stehen zu lassen. Trocken heißt bei Steffen-Prüm geschmacklich wirklich trocken, auch wenn das 2013 ein Risiko darstellt. Die Weine sprechen die Sprache des Jahrgangs, ohne sich dabei im Ton zu vergreifen. Es gibt viel bessere Betriebe an der Mosel, die das dieses Jahr nicht hingekriegt haben. Auch die anderen Süßegrade beherrschen die Steffens: der fruchtsüße Kabinett aus der Rosenlay und die feinherbe Spätlese aus der Sonnenuhr sind unbedingt probierenswert.

Die Versuchung ist groß, sich von der Begeisterung über den Fund eines Newcomers davontragen zu lassen. Social Media heißt häufig auch, je lauter, desto besser und manchmal scheint der Autor wichtiger als der Winzer und das Produkt, über das er schreibt. Ein wenig will ich also auf die Euphoriebremse treten. Was bei Steffen-Prüm eine Spätlese ist, verkaufen die berühmten Nachbarn in Brauneberg als Ortswein (allerdings immer noch zum doppelten Preis). Nicht alle Weine haben mich so begeistert, dass ich sie kaufen musste. Und die Verleihung einer ‚Traube‘ im letzten Gault-Millau zeigt, dass schon andere vor mir gemerkt haben, welch positive Entwicklung der Betrieb zeigt. Aber wer ein Weingut sucht, das heute noch Müller-Thurgau, Dornfelder, Rotling und Regent auf der Weinliste hat, einfache Käuferschichten mit sehr günstigen Weinen bedient und sich gerade auf die Reise hin zu einem gehobenen Rieslingerzeuger macht, der sollte sich beim Weingut Steffen-Prüm auf die Zuschauertribüne setzen und diese spannende Entwicklung begleiten. Da kommt noch was, da glaube ich fest dran.

Steffen-Pruem-GutsrieslingSteffen-Prüm, Gutsriesling, 2013, Mosel. In der Nase eher verhalten, Riesling auf der fruchtigen Seite mit Grapefruit und Aprikose. Am Gaumen mittlerer Druck, für einen Gutsriesling recht voll, saftig, mit knackiger Säure aber auch ein ganz bisschen cremig. Aromatisch ist der Riesling am Gaumen voll im Soll: Aprikose, grüner Apfel, leicht würzig, mit schöner Frucht aber ohne Zuckerschwänzchen, ein paar Gerb- und Bitterstoffe sorgen für die nötige Stoffigkeit, die die Säure im Zaum hält. Die knackige Säure leugnet den Jahrgang nicht, bewegt sich aber im vertretbaren Rahmen, da sie nicht aggressiv ist. Der Wein hat hat etwas, was vielen 2013ern abgeht: jeder Schluck macht Lust auf den nächsten. Der Abgang ist mittellang, der Alkohol unauffällig. Das ist Easy Drinking mit Herkunft für kleines Geld aus einem Jahr, in dem das gar nicht leicht zu produzieren war.

2 Gedanken zu „Ausflug an die Mosel (2): Steffen-Prüm“

  1. Hi Felix, da warst du ja gleich um die Ecke 🙂 Schön, dass es dir gefallen hat. Aber ich kann nicht glauben, dass du freiwillig auf die Verkostung der beiden Riesling Spätlesen „Lesurus“ und „ET – Erdener Treppchen“ verzichtet hast. Denn gerade im edelsüßen Bereich können Benne und Gerd mit einigen großen Weingütern an der Mosel locker mithalten ;-).

    1. Doch, die Spätlesen haben wir noch probiert, nur die Edelsüßen nicht. Ich fand eine von beiden nicht ganz so gut wie die andere, habe meine Notizen aber mal wieder verbaselt und mich deswegen auf die Weine beschränkt, die ich auch tatsächlich eingekauft habe 😉

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