Als ich diesen Wein vor etwa vier Jahren auf dem Gut erwarb, zeigte er ein wahrhaft krasses Geschmacksbild, eine jahrgangsbedingt kräftige Saar-Säure gepaart mit nur drei Gramm Restzucker ergaben einen Wein zum Kinder erschrecken (im übertragenen Sinne). Das war ein flüssiges Argument für die These, dass dem Riesling ein paar Gramm Restzucker gut bekommen, um die teils heftige Säure zu bändigen.
Doch das scheint nur bedingt zu stimmen. Mit 5 Jahren auf dem Buckel präsentiert sich dieser Wein erheblich friedfertiger. Die Säure ist hervorragend eingebunden und die Frucht wirkt süß, was zu einem sehr harmonischen Ganzen beiträgt. In einer Blindprobe hätte ich nie und nimmer erschmeckt, dass es sich hier nachwievor um einen ‚fränkisch trockenen‘ Riesling handelt.
Loch Riesling/Weinhof Herrenberg, Riesling Schodener Herrenberg ‚Gruw‘, 2004, Mosel (Saar)
In der Nase präsentiert der Wein sich unglaublich ausgewogen: Erdbeere und Rhabarber, dezente Reifetöne, Muskatwürze; am Gaumen schmecke ich Pfirsich, Quitte, Holunder und Zitrus. Das schöne Mundgefühl prägt die sehr straffe aber feine Säure und eine kräftige Mineralik. im Abgang ist der Wein trocken und kräftig und sehr lang. 12,5% Alkohol sind nicht weiter auffällig. Ganz großes Riesling-Kino aus einem Jahrgang, der jetzt vielleicht seine frühen Kritiker eines Besseren belehrt. 92 Punkte.