Früher war alles besser

Meine erste Begegnung mit Bordeaux hatte ich, als die Preise für die bekannteren Gewächse schon ziemlich abgehoben waren. Doch die immer wieder aufkeimende Diskussion um die Frage, ob man sein (Rotwein-)Geld nicht besser anderswo anlegen solle, wurde von erfahrenen Aficionados mit dem Hinweis abgeblockt, nirgendwo auf der Welt gäbe es so finessenreiche, elegante und angenehm alkoholarme Rotweine für kleines Geld wie im Bordelais. Wer die Diskussion nur auf die bekannten, klassifizierten Gewächse beschränke, sei selber schuld.

Im Zuge der Subskriptionskampagne für den Jahrgang 2009 finden sich im Internetforum ‚talk about wine‘ eine große Menge Informationen und Eindrücke auch zu den sogenannten kleinen Weinen. Und was ich da lese, erschreckt mich etwas. 14% Alkohol scheinen in diesem Jahrgang eher die Regel zu sein, 15% sind auch keine Seltenheit. Und was die Preise angeht, treibt es nun auch die kleinen Weine in ungeahnte Regionen. Erlebnisse wie dieses hier, für gerade mal 11€, werden vermutlich immer seltener.

Chateau Richelieu, 2001, Fronsac, Bordeaux. In der Nase ein buntes Potpourri: Kirsche, Pflaume und Blaubeere dazu ein bisschen Lakritz und Zeder. Am Gaumen erfrischt der Wein mit angenehm tragender Säure, eher schlank aber ausreichend druckvoll, fruchtig mit genannten Aromen. Der Abgang ist mineralisch mit gut integriertem Holz und gereiftem Tannin. Ziemlich lang, ziemlich gut und leider vom Aussterben bedroht?!

Ich weiß, das klingt ein bisschen nach ‚Opa erzählt vom Krieg‘, aber der Weinwelt scheint eine Facette verloren zu gehen, die (vermutlich) nicht nur mir fehlen wird.

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