Meine weiteren ,guten Vorsätze‘ zum neuen Jahr sind profan und beziehen sich allesamt auf das Kaufen oder Trinken von Wein. Bevor ich meinen Schlachtplan darlege, will ich daher noch meinem Vorsatz folgen, meinen Beitrag zur besseren Blogvernetzung zu leisten und ein weiteres Blog vorstellen. Eher zufällig bin ich diese Woche über Schumanns Weinblog gestolpert. Es besteht seit Mai 2012 und wird von Christian Schumann und Alex Schilling geschrieben. Ich fand es lesenswert und empfehle es hiermit zur gefälligen Kenntnisnahme (oder etwas direkter: los, hin da!)
Ich werde dieses Jahr ganz viele Riesling GGs aus dem Jahrgang 2007 probieren. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Denn was ich so lesen konnte in Blogs und auf Facebook, gehen die Meinungen über diesen Jahrgang weit auseinander. Von vorzeitig verschieden bis ganz toll reichte das Spektrum der Ansichten. Ich fand die mittleren Qualitäten, die ich in den letzten 12 Monaten getrunken habe, aufregend bis großartig. Ein zum Jahresende getrunkenes Pfälzer GG lies mich etwas ratlos zurück.
Karl Schäfer, Forster Pechstein, Riesling Grosses Gewächs, 2007, Pfalz. In der Nase würzig und mit einem deutlichen Reifeton, gleichzeitig süße Frucht, vollreife Aprikose und Honig wie bei einer Beerenauslese. Die Nase deutet mit etwas Luft auf einen kräftigen Schuss Botrytis im Wein hin, am Gaumen findet sich davon aber nur wenig. Der Riesling schmeckt sehr trocken, ist voluminös und wird von Aprikose, Grapefruit und Kräuteraromen (Thymian) dominiert. Nach hinten raus ist er karg, kalkig und auf angenehme Art streng: er kratzt ein bisschen, ist leicht alkoholisch (13,5%) und druckvoll. Auf die Dauer macht er satt aber ich finde, man muss nicht von jedem Wein eine ganze Flasche trinken können. Der Pechstein ist ein Alleinunterhalter, den man vielleicht nicht den ganzen Abend auf der Bühne sehen will, dessen Auftritt in der Nummernrevue aber zu den Höhepunkten zählt. Sehr langer, voller, lauter Abgang. Zugabe nicht nötig, Publikum erschöpft aber glücklich!
Ich habe ziemlich viele verschiedene GGs aus 2007 im Keller und wohne jetzt in der Stadt mit der schönsten Weinkultur in Deutschland, da sollte es mir wohl gelingen, eine Probentruppe zusammen zu stellen mit der ich die Frage nach der Jahrgangsgüte ausführlich erörtern kann. Ich freu‘ mich drauf.
Neben dem Verbrauchen ist auch die Anschaffung regelmäßiger Gegenstand meiner Neujahrsvorsätze. Klar, ich will weniger kaufen, eigentlich gar nichts mehr – aber das geht nicht so ohne Weiteres. Also kanalisiere ich meine Gelüste, da ich sie damit besser im Zaum halten kann. Neben den Weinen, die ich jedes Jahr kaufe und ein paar GGs aus den vermutlich sehr interessanten Jahrgängen 2012 (Riesling) und 2011 (Spätburgunder, hier erwarte ich mir eine Menge) will ich mich dieses Jahr auf die Suche nach exotischem machen. Den Entschluss fasste ich spontan in den letzten Wochen des alten Jahres beim Genuss eines Weines.
Knipser, Chardonnay trocken ****, 2003, Pfalz. In der Nase etwas spritig, dazu käsig, deutliches Holz, Mandarine, Litschi und Haselnuss. Am Gaumen ist der Wein am ersten Tag wahnsinnig süß – wenn nicht trocken auf dem Etikett stünde, könnte man meinen, man habe es mit einer süßen Auslese zu tun. Ein Teil der Süße stammt sicher vom Alkohol, der mit 14% eine tragende Rolle spielt. Die andere Säule, auf der der Wein ruht, ist der Barriqueausbau, der Vanille und Raucharomen beisteuert, die cremige Textur mit sich bringt und dem Wein einen deutlichen Stempel aufdrückt. Aber der Wein ist nicht beerdigt unter Holz und Alkohol: Aromen von Mandarine, Haselnuss, Birne, Speck und ein Hauch feines Tannin halten munter mit – ich finde den Wein sehr lebendig. Der Abgang ist lang und voll. Ich bin nicht restlos begeistert aber sehr angetan.
Chardonnay aus Deutschland kann klasse sein und 2011 war vermutlich ein Jahr, das guten Chardonnay ermöglichte. Die gehobenen Produkte dürften dieses Jahr in den Verkauf gelangen und ich will versuchen, mehr deutschen Chardonnay zu probieren und zu kaufen. Denn so wie ich trotz Raute im Herzen nicht auf die Zweite aus der Neustadt schimpfen mag, bin ich trotz Riesling-Liebe kein ABC-Trinker.
Den letzten Satz muss man vermutlich übersetzen: Ich bin seit kleinauf HSV-Fan, hege aber nicht den typischen Groll gegen den FC St. Pauli (bevor in Gau-Odernheim oder anderswo jetzt Missverständnisse auftreten: Bei ,was ist grün und stinkt nach Fisch?‘ singe ich selbstverständlich lautstark mit); zum zweiten Teil: ABC steht für ,Anything but Chardonnay‘ und ist lifestyliger Hipsterquatsch für und von Menschen, die meinen, man könne ein tollerer Typ als der Nachbar sein, wenn man irgendwelche Rebsorten gut oder doof findet – not my cup of tea, um es mit anderem lifestyligem Hipsterquatsch auszudrücken.
Daniel: A93 ist ein Gegner aus der E-Jugend, auf dem Mikrolevel bin ich dann doch eher für meinen Jugendverein, obwohl ich seit 20 Jahren gegen keinen Ball mehr getreten habe.
Alex: I am NOT drinking any f****** Merlot 😉
Na ja, ich kenne so einige St.Paulianer für die A93 nach der „Kommerzialisierung“ ihres Vereins mittlerweile eine ernstzunehmende Alternative geworden ist. Und wären da nicht diese Unregelmäßigkeiten beim Finanzamt gewesen, würde man vielleicht auch immer noch in der Regionalliga kicken…;o)
Selber bist Du als alter Hanseat aber mittlerweile nicht mehr in HH ansässig, oder?
VG
Daniel
Jep, mich hat’s in die Hauptstadt (der Deutschen Weinkultur) verschlagen…
Dann gibt es wohl auch ABM-Trinker. Die würden aber auch kein Petrus von der Bettkante stossen.. ;=) VG
Schön zu sehen, dass ich mich mit dem Verfasser der immer höchst lesenswerten Zeilen dieses Blogs offenbar nicht nur die Leidenschaft für Wein, sondern auch die identische Einstellung zu den Heimatvereinen der Hansestadt teile. ;o) Aufgrund meiner persönlichen Wohnlage in „Stadionnähe“, schlägt aber auch noch ein gewisser Teil meines Herzens für Altona 93.
Viele Grüße aus Hamburg,
Daniel
Bei der Probentruppe wär ich dabei. Ich hab sogar einen Vorschlag dafür: wie wärs, wenn wir Deine Solo-VKN mit meinen Vergleichen kombinieren? Das Ganze einmal im Monat bei wechselnden Gastgebern. Ich würde auch den Anfang machen. Und danach schreibt jeder in seinem Blog darüber. Ich kann mir gut vorstellen, dass Taste Berlin und Herrmann Höhle auch dabei wären.
Bist herzlich eingeladen. Allerdings schreibe ich in meinem Blog nicht über Vergleichsproben und verfasse keine VKN zu Weinen, die ich nur probiert habe…