Podcast Sinnestäuschungen Geschmack

Blindflug 112: Die totale Verwirrung der Sinne

Was hat das absolute Gehör mit Wein zu tun? Und wieso halten wir uns für perfekte Verkoster, selbst wenn wir uns komplett irren? Ein paar Gedanken zur Selbsttäuschung…

Felix hat ein Seminar zum Thema Geschmack und Wahrnehmung gehalten, von dem er mit neuen Erkenntnissen zurückgekehrt ist. Die feiern wir mit passendem Schaumwein und einem schwer zu greifenden Pinot aus Patagonien.

Höfer Chardonnay Prestige – Endstufe!

Höfer Sekt Chardonnay Prestige

Letztes Jahr im November begegnete Felix ein Sekt von einem ihm bis dahin unbekannten Erzeuger: Chardonnay Prestige brut nature NV von Höfer Sekt aus Franken. Felix wünscht sich sehnlichst, dass der – trotz aller Probleme beim Verkosten von Bubbles aus schwarzen Gläsern – Saschas Wohlwollen erregt. Und glücklicherweise funktioniert das sehr gut. Ein anspruchsvoller Wein mit viel Grip, der in Deutschland Maßstäbe setzt. Den genießt auch Sascha in großen Schlucken.

Chacra Cincuenta y Cinco: jung und schräg – und gut?

Chacra Pinot Noir Patagoninen

Der Pinot Noir Cincuenta y Cinco von Chacra aus Patagonien ist frisch mit 99 Parker Punkten geadelt, was Sascha bei seiner ersten Begegnung mit dem Wein etwas ratlos zurück ließ. Also schenkt er ihn Felix im schwarzen Glas aus. In der rein technischen Analyse findet dieser jede Menge gute Argumente für den Wein, kommt im subjektiven Gesamturteil allerdings auch nicht in die Nähe eines Superaltivs. Also beschließen unsere beiden Blindverkoster, den Wein für 2026 auf Wiedervorlage zu terminieren.

Das Pop-up-Restaurant, von dem Sascha berichtet, findet ihr hier.

Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.

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Ein paar Fetzen Transskript aus dem Inhalt der Episode…

01:00 Felix stellt den Sekt vor und ist nervös. Es gibt Crsten Höfer Chardonnay Prestige

01:53 Die leidige Frage: Gibt es sowas wie gute Verkoster oder nicht? Heute ein Update

02:25 Felix hat bei einem Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln ein Seminar darüber gehalten, wie unsere Sinne so funktionieren und wie sie sich auf täuschen lassen. Dazu die Erkenntnis: jeder ist der beste Verkoster der Welt?

03:52 Warum Jens Priewe kein guter Chianti-Verkoster ist 

06:12 Kurze Auffrischung zum Thema Geruchs-/Geschmacksblindheit: Jeder Mensch ist gegenüber bestimmten Stoffen Geschmacks blind. Es gibt keinen Stoff, den alle Menschen auf der Welt riechen können. Vanillin ist ein Top Kandidat, den 99 % der Menschen können. Das bedeutet aber, ein Prozent können es nicht. Beim Schmecken ist es eben so:  normale menschen haben eine 95 %ige Übereinstimmung also 5 % der Geschmacks-Wahrnehmungen kann der jeweilige Gegenüber nicht nachvollziehen.

07:11 Das Seminar:  Geruchsparcour mit sechs Aromen in schwarzen Gläsern und wie schwer es ist, frisch geernteten Rosmarin zu erkennen, oder Kaffir-Limettenblätter, wenn man sie nicht kennt.

11:16 Wein aus weißen Gläsern, ganz offen. Viognier von Oliver Zeter und dann war das noch ein Spätburgunder von Kloster Eberbach. Und dann gebeten, die Weine ein bisschen zu beschreiben. Das einzige Problem war: der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Weinen war rote Lebensmittelfarbe

12:47 Dann den ersten Wein im schwarzen Glas eingeschenkt. Monthelie Blanc, Chardonnay aus dem Burgund im Holz ausgebaut. Nachher war das Ergebnis fünf Leute waren der Meinung, dass es Rotwein war, sechs Leute das ist Weißwein.

13:47 Warum es so viel einfacher ist, zwei Weine zu unterscheiden, als einen einzelnen zu bestimmen.

14:57 Zweiter Wein im schwarzen Glas Lacuisse Fréres Champagner Premier Cru 2012 und die Frage: ist das Champagner oder Rotkäppchen?

16:50 Wie man sich ein solches Erlebnis schönredet.

18:09 Die Geschichte mit dem absoluten Gehör, Melodyne, Autotune und dem Cher-Effekt und was das mit Wein zu tun hat

23:45 Erlebnisse bei einer Silvaner-Verkostung:

24:20 Der junge Mann, der sich gewünscht hätte, der Winzer hätte dem Wein einfach erlaubt von selbst zu werden. Wie er unterstellte, da sei jede Menge Kellertechnik im Spiel gewesen, aber es war ein Naturwein.

26:03 Die Geschichte mit dem Zucker: Es ist ein sehr schöner Flight, aber klitzekleines Problem, weil der dritte Wein hat deutlich Restzucker und die anderen drei sind trocken. Und dann kam eine Sommelière: nein, der hat keinen Restzucker, aber er hat natürlich mehr Extrakt, kann man schon mal für Zucker halten. Und dann waren es sechs Gramm Zucker bei auch nur fünf Gramm Säure. 

27:21 Nachtrag zum Seminar: das Experiment mit dem Zucker. Drei Wasser-Karaffen mit je einem Liter Wasser drin in einer null in einer zwei und in einer ist vier Gramm Zucker, dann in die richtige Reihenfolge bringen. Die Bitte an die Hörer, selber auch mal machen und berichten: woran ihr es erkannt habt, weil Zucker ist Schminke.

31:13 Die Erklärung, warum nicht einmal solche Fehl-Leistungen wirklich bedeuten, dass jemand ein schlechter Verkoster ist.

33:00 Saschas Eindrücke vom Höfer-Sekt

Auflösung und die Geschichte, wie Felix diesem Sekt begegnet ist und sich gemeinsam mit Gerhard Eichelmann schockverliebte. Die Abendveranstaltung beim Niederfall des VDP Franken.

41:30 Sascha stellt seinen Wein vor

42:18 Die Geschichte vom Popup-Restaurant in Berlin

48:13 Sind 99 Punkte überall auf der Welt gleich viel wert? 

51:55 Warum es völlig klar ist, dass im ersten Schweiz-Report des Wine Advocate mindestesn ein Wein 100 Punkte kriegt.

56:32 Felix’ Eindrücke vom Pinot

59:07 Auflösung zum Chacra Cincuenta y Cinco

7 Gedanken zu „Blindflug 112: Die totale Verwirrung der Sinne“

  1. Ich bin relativ neu sowohl beim Thema Wein, als auch beim Blindflug-Podcast (habe jetzt seit Februar diesen Jahres ab Folge 1 mich bis hierher durchgehört). Ich wollte eigentlich noch warten, bis ich alles gehört habe, bevor ich (durchaus länger) kommentiere, insbesondere zum leidlichen Thema der Preise. Es ist aber sehr lustig, dass der Chacra Cincuenta y Cinco (aufgrund der Parker-Punkte muss es der 2021 sein) hier besprochen wird, da dies der erste und bisher einzige Wein ist, den ich subskribiert habe. Gott sei Dank noch ohne die 99PP und zu einem besseren Kurs als 50€. Ich habe dies aber nicht blind gemacht, sondern hatte mir Anfang 2022 vorab den 2017er (immerhin auch mit 97PP) bestellt. Ich schreibe das, weil das ungefähr der Zeitraum ist, den ihr 2026 mit dem 2021 haben werdet. Und meine Eindrücke waren so frappierend ähnlich zu den eurigen jetzt vom März. Ich glaube also eher nicht, dass ihr eine Art Erweckungserlebnis haben werdet. Als jemand, der als Neuling hauptsächlich den Waldboden von Burgund oder die Frucht von deutschem Pinot kannte, war ich erstmal ziemlich lost. Sehr leise und sehr understated hatte ich einen Wein im Glas, der mir irgendwie fast nichtssagend erschien. Der Grund, warum ich ihn dann trotzdem subskribiert hatte, war, dass ich parallel als eine Art Referenz einen Louis Jadot Bourgogne Rouge 2020 auf hatte, der mir bis dahin mit viel Himbeer- und Kirschfrucht sehr viel Spaß gemacht hatte. Etwas enttäuscht bin ich also auf den Bourgogne Rouge wieder zurück geschwenkt. Und das war auf einmal ein dünnes, freudloses Wässerchen dagegen. Wie ein so leiser Wein einem anderen, viel offenerem Wein so den Schneid abkaufen kann, fand ich äußerst bemerkenswert. Vielleicht ist auch aus einer ähnlichen Verkostungssituation heraus so die (meines Erachtens ebenfalls zu) hohe Bewertung entstanden?

    1. Ja, die Verkostungsreihenfolge und das Hinzuziehen eines anderen Weines hat enorme Auswirkungen. Das hatten wir ja vor einigen Jahren mit Keller vs. Clos de Vugeot – was für Dich ja erst ein paar Wochen her ist. 112 Folgen seit Januar – Respekt. Hörst Du manchmal meine Stimme im Schlaf^^?

      1. Das zum Glück noch nicht, aber ich sage es mal so: Ich verbinde deine und Saschas Stimme unterbewusst stark mit gewaschener Wäsche und der Geschirrspülmaschine =D

  2. Habe vor ein paar Tagen den Höfer Chardonnay und heute den Cœur verkostet und kann die Begeisterung bezüglich der Höfer-Sekte voll nachvollziehen! Schade nur, dass man auf der Höfer Homepage so spärlich Angeben findet: Aus was wird denn der Cœur gemacht (da ist nicht nur Chardonnay drin, oder??!) und wie lange lag der auf der Hefe? Weiß das jemand?

    1. Freut mich, dass der Funke übergesprungen ist. So mau der Webshop, so agil die Truppe. Schreib einfach eine Mail ans Weingut, die sind super flott mit der Antwort. Cheers. Felix

  3. Bei der Lobeshymne kann man gar nicht anders, als das als Bestellbefehl zu nehmen. Höfer Chardonnay Prestige ist heute eingetroffen. Bin gespannt. Ja, selbstverständlich Kleinstmenge, damit andere auch noch etwas bekommen. 🙂

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