Mein erster Sortensieger

Die Weine des Burgenländers Bernhard Fiedler sind ein Lieblingsthema in diesem Blog. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Bernhard gute Weine macht, die man im Kontext ruhig spottbillig nennen darf, zum anderen ist er durch sein eigenes Blog einem großen Personenkreis bekannt, seine Weine in Deutschland aber nicht an jeder Ecke erhältlich. Die durch das horrende österreichische Porto und die kleine Händlerbasis künstlich verknappte Ware erzielt eine hohe Aufmerksamkeit oder kurz: Fiedler ist gut für die Einschaltquote.

Ein weiteres im Schnutentunker gern behandeltes Thema sind Wettbewerbe, Punkte und Ranglisten, beziehungsweise meine geringe Begeisterung für selbige – die am Anfang meiner Weinliebe noch deutlich größer war. Der geneigte Leser kann sich vielleicht vorstellen, was für ein Fest es mir ist diese beiden Themen miteinander zu kombinieren. Und das geht so:

Eine Reihe eigener Betrachtung zum Thema Wettbewerbe aus der Sicht des Winzers schrieb Bernhard vor vielen Jahren in seinem Blog. Er hatte gerade seinen ersten bedeutenden Preis gewonnen, die Auszeichnung des jahrgangsbesten Cabernet Sauvignons im österreichischen Weinführer Falstaff. In einem Artikel vom Februar 2007 gab er zu Protokoll, ob des Sieges lediglich einige Bestellungen bekommen zu haben. Er schrieb: ,Manchen Schilderungen zufolge flehen manche Weinfreaks ja geradezu auf Knien, um manchen Winzern eine Flasche eines Kultweines um sündteures Geld abkaufen zu dürfen.‘ Schloss ähnliches für seinen eigenen prämierten Wein jedoch nach ersten Erfahrungen aus.

2007 war auch das Jahr meiner ersten Weinbestellung beim Weingut Grenzhof Fiedler. Da ich die Füllung der 2006er Weißweine abwarten wollte, hatten wir die Lieferung auf den Mai terminiert. Im März erschien dann ein Artikel auf Fiedlers Blog, der die Alarmglocken schrillen ließ: ,So kann man sich täuschen‘ lautete die Überschrift und er handelte von dem mit geringer Verzögerung aufgetretenen Run auf seinen Sortensieger. Dieser sei nunmehr restlos ausverkauft.

Das Internet vergisst nicht und so findet man noch sechseinhalb Jahre später meinen Kommentar unter dem Artikel, in dem ich meiner Besorgnis Ausdruck verlieh, auch meine reservierte Flasche könne verkauft sein. Ich sah mich schon auf Knien flehen, um dem Winzer eine Flasche seines Kultweines abkaufen zu dürfen. Die Antwort kam prompt per E-Mail. Ja, meine Reservierung sei leider auch hintenüber gefallen. Ich musste dankenswerterweise nicht auf die Knie; Bernhard versprach von sich aus eine Flasche aus der eigenen Reserve zu schicken.

So lag also seit sechs Jahren eine Flasche des Cabernet Sauvignons 2004 in meinem Keller und anstatt mich bei ihrem Anblick zu erfreuen, kamen mir immer dieselben zwei Gedanken: ,Hoffentlich hat er keinen Korkfehler‘ und ,Hoffentlich erwischst Du einen guten Reifezustand, wenn Du den aufmachst‘. Dieser Tage habe ich mir ein Herz gefasst und den Wein seiner Bestimmung zugeführt. Der Korken war astrein, der Zeitpunkt vermutlich zu früh. Aber da wirklich gute Weine zu jeder Zeit gut sind, hat letzteres die Freude kaum getrübt.

Fiedler_Cabernet_Sauvignon_2004Grenzhof Fiedler, Cabernet Sauvignon, 2004, Burgenland, Österreich. In der Nase zeigt  der Wein sich leicht schweißig (oder mit ein bisschen Bret, was ja bekanntlich nett ist), Eukalyptus, grüne Paprika, Schuhcreme, nach vielem Schwenken auch Johannisbeere und Brombeere. Am Gaumen ist der Wein ernsthaft, hat eine stramme Säure, deutlich Holz, etwas Speck und dunkle Beeren. Er ist sehr voll aber nicht breit, was am straffen Tannin liegt, das nicht dominant aber auch nicht ganz seidig den Mund in Beschlag nimmt. Im sehr langen Abgang steckt ganz viel Kraft und Mineralik, man möchte Kaubewegungen machen. Am dritten Tag mit viel Luft hat sich das Holz besser integriert, es riecht nach der in der Weinsprache so beliebten Zigarrenkiste. Der Abgang wird noch länger und noch mineralischer. Ich stehe ja eigentlich eher auf die weicheren Weine wie den 2003er aus gleichem Hause, aber ein so akzentuierter ,Männerwein‘ erschließt sich auch mir. Sortensieger!

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