GG Präsentation in Berlin

GG Premiere Berlin – Der Rest vom Schützenfest

Am Montag hat die offizielle Premiere der Großen Gewächse des VDP in Berlin stattgefunden. Es war der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, bei denen die Weine in den nächsten Monaten an verschiedenen Orten gezeigt werden. Einen Überblick über die Termine finden Sie beim VDP. Da ich in Wiesbaden nicht alles geschafft hatte, machte ich mich auf den Weg letzte Lücken zu schließen.

Das ist schon ein komisches Gefühl, da zeigen die besten Winzer des Landes Ihre besten Rieslinge und ich zog von Stand zu Stand um die Weißburgunder und Lemberger zu probieren. Manch Winzer schaute etwas irritiert, als ich nach nur einem Wein weiter zum nächsten Stand zog.  Anders als Wiesbaden ist Berlin eine Tischpräsentation, bei der überwiegend die Winzer selbst ihre Weine ausschenken. Nicht alle waren anwesend und die Zahl der Weine kleiner als in Wiesbaden, den Großteil der jetzt erscheinenden Weißburgunder und Lemberger bekam ich allerdings ins Glas und auch wenn das Verkosten im Stehen noch fehleranfälliger ist – vieles war so gut, dass es den widrigen Umständen trotzte.

Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay

Es ging gleich los mit einem Weißburgunder GG aus dem Langenmorgen von Bassermann-Jordan, das mit sehr ausbalanciertem Holzeinsatz beeindruckte. Das sollte noch mehrfach Eindruck auf mich machen: Holz und Säure können so wunderbar miteinander spielen, wenn der Jahrgang kühl und der Winzer maßvoll ist. Der Sonnenberg von Bernhart ist eher auf der cremigen Seite angesiedelt, dabei trotzdem karg, würzig, trocken – toll und erst Mal ein paar Tage auf die Seite zu legen. Kranz’ Kalmit irritierte mit einer quietschbunten Gummibärchennase um dann am Gaumen beeindruckend stoffig und saftig Potential zu demonstrieren. Den dürfen Sie auch noch ein wenig im Keller verbuddeln. Ganz anders (aber nicht weniger gut) Theo Minges’ ‚Rosenkranz – Im Untern Kreuz‘: Der Wein hat kein Holz gesehen, dafür extra lang auf der Vollhefe gelegen. Offen, cremig, lecker – für frühen Genuss geeignet aber nicht zwangsweise ohne Alterungspotential. Aromatisch ebenfalls jetzt schon sehr ausgeprägt aber mit kantiger Säure statt Cremigkeit bietet der Münzberg ‚Schlangenpfiff‘ von Lothar Kessler eine andere Interpretation von früher Zugänglichkeit – ich möcht‘ mich nicht zwischen beiden entscheiden müssen. Und dann kamen Rebholz und Wehrheim – Halleluja ist das gut. Wehrheims Mandelberg kriegt die Eins mit Sternchen. Diese Mischung aus würzigen Aromen, schöner Frucht, Offenheit und Potential, Eleganz und Druck – sowas klappt auch nicht immer. Rebholz sieht für mich im direkten Vergleich eine Nuance schwächer aus, bietet dafür den Doppelpack: ‚Im Sonnenschein‘ jetzt eher verschlossen, mit beißend mineralisch/phenolischem Abgang der Wein mit dem für mich größeren Potential, der Mandelberg offener mit fast schon öliger Textur (bei nur 13% Alkohol) und ebenfalls mineralisch/phenolischem Abgang – ein Wein der jetzt schon viel Spannung aufbaut. Dass man auch 2014 die klassische ‚fette Schnecke‘ mit viel Holz produzieren konnte, zeigt – wieder einmal – Schloss Proschwitz. Ich mag diese kalifornischen Chardonnays aus sächsischen Weißburgundertrauben unendlich gern, verstehe aber auch die Kritik an ihnen. Allerdings war der 14er das eleganteste Proschwitz Weißburgunder GG, dass ich bisher probieren konnte.

Halbes Holz, also 50% Barrique, stecken im Feuerberg Haslen Grauburgunder von Bercher, sehr viel Zug und Klarheit, sehr gelungen. Beeindruckend die beiden Grauburgunder von Franz Keller. Der ‚Kähner‘ eher auf der eleganten, der Schlossberg auf der üppigen Seite, letzterer ist auch eine ‚fette Schnecke‘ aber mit nur 12,5% Alkohol und vollständig durchgegoren wird er nie aufdringlich – so mag auch ich Grauburgunder. Einige Winzer zeigten 2013er, da ihre Burgunder noch im Barrique stecken. Mein Eindruck war, dass sich schon jetzt sagen lässt, dass 2014 das bessere Jahr ist. Einen 2013er muss ich erwähnen. Als ich den Eichelberg von Heitlinger im Glas hatte, musste ich an den albernen Anglizismus ‚razor sharp and laser focused‘ denken – aber das beschreibt diesen tollen Wein tatsächlich ziemlich gut.

Ob wir GGs aus Chardonnay brauchen, weiß ich nicht. Die zwei gezeigten Weine brachten mich einer Antwort auf diese Frage nicht näher.

Lemberger

Kein großes Jahr für Lemberger, dachte ich nach den ersten Weinen, aber dann kamen Schnaitmann und Heid mit ihren Weinen aus dem Lämmler. Heid schon recht offen, aromatisch eher in Richtung ‚Sonne im Glas‘, Schnaitmann mit blutjunger Nase nach Himbeerfruchtgummi (riecht so künstlich, wie es klingt) aber am Gaumen einer Balance aus Frucht (diesmal nicht künstlich), Tannin, und Würze, dass es eine Wonne ist. Ebenfalls sehr vielversprechend (und mit der tollsten Nase): der Schemelsberg vom Staatsweingut Weinsberg. Die Eins mit Sternchen geht beim Lemberger aber an den Grafen Neipperg. Der Ruthe ist schon sehr gut, aber so kräftig, dass es am letzten Fünkchen Eleganz fehlt. Die bietet dafür der Schlossberg. Was für eine Balance aus reifer, roter Frucht, Holz, Alkohol und Tannin. Der wird in ein paar Jahren ein Lemberger-Ausrufezeichen setzen.

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