#vcd13 – Tagebuch eines Vinocamps

Das Vinocamp Deutschland 2013 ist zu Ende und das Netz füllt sich mit Nachbetrachtungen. Wie so oft bin ich spät dran aber das hat sein Gutes: Ich konnte schon tolle Zusammenfassungen und persönliche Eindrücke lesen. Da fällt es mir leicht, in meinem Artikel nichts mehr zum Camp an sich, der Veranstaltungsform oder den Ergebnissen zu sagen. Ich verlinke lieber auf den Artikel von Carsten M. Stammen. Getreu dem Motto ,jedem Anfang wohnt ein Zauber inne‘ hat er auf einmalige Art seine Erlebnisse bei seinem ersten Vinocamp-Besuch aufgezeichnet. Und bei Nicola Neumann finden sich einige sehr schöne Fotos von der ,Unkonferenz‘. Ich beschränke mich hier auf meine persönlichen Höhepunkte und die Dinge, die ich gelernt habe.

Ich traf am Freitag Nachmittag im Rheingau ein, rechtzeitig um an der Weingutsführung und Verkostung im Wein- und Sektgut Barth teilzunehmen. Diese hat mir so viel Spass gebracht, dass ich darüber in den nächsten Tagen einen separaten Beitrag schreiben werde. Danach ging es zum traditionellen Get Together ins Weinbistro Altes Rathaus. Bei diesem lockeren Abend machte ich mir keine Notizen, kann mich aber gut an einige der probierten Weine erinnern. Wir erwarben einen Domaine de Trevallon 1995 um eine Bildungslücke meinerseits zu schließen, ansonsten wurde an diesem Abend traditionell viel von den Teilnehmern mitgebrachtes gegen moderates Korkgeld serviert, was insofern schade ist, als die sensationelle Weinkarte von Benjamin Gillert mehr Beachtung verdient hätte.

Da es den VDP-Betrieben nicht gestattet ist, ihre GGs (oder derzeit noch: GG-Anwärter) öffentlich vor dem 1. September zu zeigen, habe ich mir den Konsum von Bald-Grosse-Gewächsen aus dem Weingut Ress nur eingebildet. In meinen Träumen erschien mir ein sehr sauberer, mineralischer aber trotzdem leicht verständlicher Schlossberg. Sollte sich meine Vision bewahrheiten, dass das Gut dieses Jahr erstmals ein GG aus einer Hattenheimer Lage präsentiert, welches mit seiner fast rauchig-mineralischen und furztrocken-monolithischen Art (solche Worte erfindet man nur im Wahn) für ähnlich viele Diskussionen wie der letztjährige Rottland sorgen wird – dann sollte ich mich vielleicht als Orakel bei Astro TV bewerben.

Besser geht's nicht, nur anders...
Besser geht’s nicht, nur anders…

Der Samstag hielt für mich interessante Gespräche mit Menschen bereit, denen ich das Jahr über nur auf Facebook begegne. Die Zahl der Sessions, die ich besuchen konnte, war durch den Zeitverzug bei der kulinarischen Bordeaux-Probe etwas eingeschränkt. Diese Kombination einfacherer weißer und rosafarbener Weine aus dem Gebiet mit vor Ort zubereiteten Snacks (was für eine Untertreibung) aus der Sterneküche von Sascha Wolter war umwerfend. Die Erkenntnis, dass Bordeaux Weine – auch unter 25 Euro pro Flasche – für absolut jeden Anlass produziert, war für mich keine ganz neue, sie wurde mir aber noch nie so eindrucksvoll vermittelt. Ein ganz besonderes Erlebnis war dann der zweite Flight bei der sozialen Weinprobe ,Winzersekt‘ von Beate E. Wimmer. Den ersten Wein, Solters Brut Reserve habe ich im letzten Beitrag schon gewürdigt. Der zweite war der Reserve brut von der Sektkellerei Bardong. Weine des Jahrganges 1998, bei der Versektung zehn Jahre auf der Hefe liegen gelassen und nun noch ein wenig nach dem Degorgieren flaschengereift, was für ein Wahnsinnswein. Dieser Flight war Riesling Sekt in der besten aller Formen.

Die abendliche Party stand für mich im Zeichen des Wein Online Awards, worüber ich bereits geschrieben habe. Daneben gab es viele gute Schaumweine und anders als im Vorjahr beeindruckte mich vor allem die Disziplin der Teilnehmer. Da lag nirgendwo eine Schnapsleiche in einer Ecke (oder der aufmerksame Service hat sie einfach schneller entsorgt, als ich sie finden konnte).

Die sonntägliche Lehrprobe ,Schaumweine‘ mit Boris Maskow brachte für mich einen völlig überraschenden aber klaren Sieger: Bellavista Grand Cuvée 2006 von Franciacorta. Ebenfalls herausragend der Jour fixe von Immich Batterieberg, den habe ich allerdings schon mehrfach getrunken, weshalb der Überraschungseffekt ausblieb, mit dem sich der Franciacorta an die Spitze setzte – nicht das sinnvollste Kriterium aber hey, Sonntags um 10.00 Uhr morgens muss das mal erlaubt sein. Denn ungezwungen und ohne Allüren, das ist das Vinocamp Deutschland.

Ich freu mich schon aufs nächste Jahr.

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