Simple Genüsse (2)

Mein (Wein-)Leben besteht nicht nur aus Großen Gewächsen sondern auch aus Alltagsweinen. Einige davon sind erwähnenswert, über andere decke ich den Mantel des Schweigens. Hier ein paar Kurznotizen zu Weinen, die ich jüngst getrunken und auf die eine oder andere Weise für besonders befunden habe.

Thanisch (Ludwig Thanisch & Sohn), Spätburgunder, 2009, Mosel. (Über einen Zeitraum von mehreren Tagen getrunken) In der Nase zunächst diffus, laktisch, Erdbeere und Kirsche, etwas Holz; am vierten Tag etwas ernsthafter: Leder, Kirsche und Pflaume, wenig Rauch und Holz. Am Gaumen ist dieser Pinot zunächst gefällig und etwas beliebig mit schmeichlerischen cremigen Noten, nach ein paar Tagen fand ich ihn klarer konturiert: Kirsche, gekochte Erdbeere, Bleistift, etwas Teer, leicht mineralisch, wenig Holz, gut integrierter Alkohol und reifes Tannin; das alles mündet in einem langen Nachhall. Macht mit viel Luft jetzt schon Spaß und lässt mich für die Zukunft hoffen: ich mache die nächste Flasche in einem Jahr auf.

Earrazuriz, La Escultura Estate, Sauvignon Blanc from a single Vinyard, DO Vale de Casablanca, 2009, Chile. Der Wein hat einen ganz feinen Duft, trotz der nicht zu leugnenden sortentypischen Katzenpisse-Note, denn er zeigt auch florale Noten wie Lavendel und riecht angenehm herb. Am Gaumen ist der Chilene ein ziemlicher Brummer, ein Wein zum Kauen, so dicht präsentiert er sich. Orangenschale samt leichter Bitternote und Zitrus sind vorherrschende Aromen in einem massiven Wein, der 13,5% Alkohol locker integriert. Sehr langer Abgang. Für mich ein Wahnsinns-Stoff für gerade über zehn Euro.

Knipser, Blauer Spätburgunder, 2005, Pfalz. In der Nase Kirsche hoch vier mit einer ordentlichen Portion Holz, dazu etwas Kräuterwürze wie zum Beispiel Thymian. Am Gaumen ist der Wein dann weniger fruchtig als erhofft, ein wenig Kirsche und Blaubeere werden von Holz begleitet aber das ganze wird sehr von Säure dominiert. Auch wenn der Wein seine 13,5% Alkohol gut integriert und über schönes Tannin verfügt, ist er meines Erachtens letztlich für so viel Säure etwas zu schwachbrüstig. Ein ordentlicher Wein von einem Winzer für den ein ‚guter‘ Wein schon einen qualitativen Ausreißer nach unten bedeutet.

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