Pretty in Pink

Ein Freund von mir stellte vor einigen Jahren eine denkwürdige Frage in den Raum: ‚Gibt es überhaupt herausragende Rosé-Champagner oder -Sekte?‘

Nun kann man reflexartig antworten: ‚Klar! Die sind doch oft viel teurer als die einfachen Prickler‘ – aber reicht das? Die Frage kam im Laufe einer Verkostung, bei der ein Blanc de Noir und ein Rosé eines Erzeugers zwar sehr ‚lecker‘ waren, aber eben nicht im Mindesten die Komplexität der angestellten Blanc de Blancs und Cuvées brachten. Und der Fragesteller blickte auf schlappe 40 Jahre Champagner-Erfahrungen mitsamt Degustationsreisen ins Ursprungsland zurück.

Seit diesem Tag muss ich immer an diese Frage denken, wenn ich einen Rosé-Sekt oder Schampus trinke. Leider komme ich kaum je dazu, die Weine zu verkosten. Ich trinke Prickler fast nur in größerer Runde zu gegebenem Anlass und dabei ist es erstens unpassend, Zettel und Stift zu zücken und zweitens bleibt seltenst ein Schluck über, mit dem man später eine Verkostung vornehmen könnte. Und ‚lecker‘ sind sie ja, die lachsfarbenen. Also bleiben sie in guter Erinnerung.

Bei den wenigen Gelegenheiten, eine Verkostungsnotiz anzufertigen, begegne ich aber tatsächlich einem Phänomen: Je weniger der Wein im Mittelpunkt steht, desto besser schmeckt er. Bei voller Konzentration auf den Stoff, reduziert der sich oft auf süße Frucht.

Raumland, Rosé Prestige Brut (degorgiert 02/09), Deutscher Sekt, Rheinhessen. In der Nase neben den obligatorischen Brioche-Noten vor allem rotbeerig mit einer deutlichen Johannisbeer-Note. Am Gaumen zeigt der Wein ordentliches Spiel: mäßiger Säure steht ein Restzucker gegenüber, der gefühlt am oberen Ende von brut liegt. Aromen von Himbeere und Erdbeere treffen auf eine feine Perlage, der Sekt wirkt cremig und etwas molliger als vergleichbare Champagner. Der Abgang ist lang. Ein Winzersekt mit extrem hohen Suchtfaktor – und viel süßer Frucht.

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